- 26.03.2014, 14:21:58
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Q-Check: Krim-Krise als kurzfristiges Störfeuer an den Börsen

Wien (OTS) - Das Expertenforum "Q-Check", veranstaltet von
DerBörsianer und Metrum Communications, befasste sich am Dienstag mit
den Auswirkungen der Krim-Krise auf die Finanzmärkte. Diese sorge
zwar kurzfristig für Nervosität und eine Kapitalflucht aus Russland,
mittel- bis langfristig seien die Börsen aber vor allem von der
erwarteten Wirtschaftserholung und damit guten Rahmenbedingungen
geprägt.
Alexandre Dimitrov, Leiter CEE-Aktienfonds der ERSTE-SPARINVEST,
sieht die Entwicklung in Russland und der Ukraine erst in der Mitte
des wirtschaftlichen und politischen Prozesses. Die Ukraine liege
geografisch, wirtschaftlich und menschlich genau in der Mitte
zwischen Europa und Russland. "Ein entweder - oder wird es daher
nicht geben." Russlands Wirtschaft wiederum habe bereits vor der
Krim-Krise geschwächelt, nun sei es vor allem vom Kapitalabfluss und
steigenden Zinsen betroffen. "Der Aktienmarkt ist aber schon länger
auf Krisenniveau bewertet. Das wird auch so bleiben. Selbst gute
Unternehmen sind sehr billig, was Potenzial schafft. Denn Russland
hat gesehen wie profitabel es ist im Welthandel aktiv zu sein, und
diese Erkenntnis wird bleiben. Russland hat daher Zukunft, und auch
einen Markt für die Zukunft."
"Die Märkte werden von Wachstum, Inflation, Arbeitsmarkt und den
Zinsen getrieben - und nicht von Russland", bringt Martin Bohn, Chief
Investment Officer der BAWAG P.S.K INVEST, seinen Ausblick auf den
Punkt. Der Wachstumsausblick sei positiv, wobei Europa im Jahr 2014
noch eine schwächere Dynamik ausweisen werde als die USA. Die
Auswirkungen auf die Inflation und den Arbeitsmarkt seien daher noch
gering, sodass die Zinsen weiter niedrig bleiben werden. Um Geld zu
verdienen müssten Anleger daher weiterhin bereit sein, in
Risikopapiere zu investieren, "wobei dieses Risiko aufgrund des
höheren Wachstums nun auch besser abgesichert ist." Unverändert sieht
er High-Yield-Anleihen wie auch Aktien mit attraktiver
Dividendenrendite als interessante Beimischung an.
Unbeeindruckt von der Krim-Krise entwickle sich der Wiener
Immobilienmarkt weiter positiv, so Reinhard Prüfert, Geschäftsführer
der ÖRAG Immobilien Vermittlungs GmbH. Das Renditeniveau am Büromarkt
liege unverändert bei 4-7 %. Das Investoreninteresse, vor allem von
deutschen Fonds, sei weiterhin hoch. "Der Büromarkt ist jedoch von
einem harten Verdrängungswettbewerb geprägt. Jede Neuvermietung
bedeutet anderswo einen Leerstand." Am Wohnimmobilienmarkt können
Anleger trotz der jüngsten Preisrally noch mit Renditen von 3,5-5 %
rechnen. Lediglich bei Altbauten mit Entwicklungspotenzial lägen die
Renditen teilweise deutlich darunter.
Etwas mehr Sorgen bereitet Jörg Rohmann, Chefanalyst von Alpari
Deutschland, der aktuelle Konflikt zweier Rohstoffgiganten: "Die
Ukraine ist die Kornkammer Europas und Russland der zweitgrößte Öl-
und Gasproduzent und bei Industriemetallen wie Nickel oder Palladium
sogar die weltweite Nummer 1. Die Preise haben bereits spürbar
angezogen; eine mögliche Sanktionsspirale bzw. Angebotsverknappung
ist bereits eingepreist." Die starke Abwertung des Rubels würde zudem
die Inflation in Russland anheizen und das Zinsniveau anheben.
Der Binnenkonsum würde darunter leiden, und Russland könnte sogar in
die Rezession abrutschen. Derzeit gibt es für Rohmann nur einen
klaren Profiteur der Krise - die Rüstungsindustrie: "Die
Krim-Annexion hat die seit dem 2. Weltkrieg vorherrschende
Sicherheitsarchitektur auf den Kopf gestellt. Ein weltweiter
Aufrüstungswettbewerb könnte die Folge sein."
Der aktuelle Konflikt habe das Vertrauen in Russland und
Russland-Investitionen sicher gesenkt, so Eduard Zehetner, CEO der
Immofinanz AG. Eine weitere Eskalation der Krise sei jedoch nicht zu
erwarten: "Derzeit diskutieren wir über Auswirkungen nicht
vorhandener Sanktionen, die auch nicht kommen werden. Die Diskussion
geht daher am Thema vorbei." Direkte Auswirkungen auf die Immofinanz
gäbe es bisher keine. Eine länger andauernde Wirtschafts- und
Rubelschwäche könnte jedoch auch den stark in Russland vertretenen
Immobilienkonzern belasten. "Unsere Kunden würden dann unter Druck
geraten, da sie unsere Mieten in US-Dollar oder Euro bezahlen
müssen." Insgesamt sieht er die Lösungskompetenz der Politik eher
kritisch: "Die Ukraine muss sich von innen heraus erneuern. Blind
Geld zu schicken ohne den korrekten Einsatz zu kontrollieren bringt
nichts."
Bilder und Präsentationen finden Sie unter www.q-check.at
Über Q-Check - Quarterly Market Update
Die Initiative Q-Check (Quartals-Check) setzt sich zum Ziel, ein
schlagkräftiges Branchen-Netzwerk zum Erfahrungs- und
Informationsaustausch für die Stärkung des heimischen Kapitalmarkts
zu schaffen. Im Rahmen vierteljährlicher Treffen in der Wiener
Sky-Bar präsentieren Finanzhäuser ihre Markteinschätzungen für das
nächste Quartal, und Branchenexperten diskutieren Entwicklungen der
nationalen und internationalen Finanzmärkte mit der Finanzcommunity
sowie Fachjournalisten und Anlegern. Die Initiatoren des Q-Check sind
DerBörsianer, eine Marke von Wayne Financial Media, und Metrum
Communications.
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