- 21.03.2014, 16:12:56
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Leadership als erfolgsversprechendes Konzept

Wien (OTS) - Mit welchen Herausforderungen Gemeinden in den kommenden
Jahren konfrontiert sein werden, wurde im Rahmen des vierten
Kommunalwirtschaftsforums am 20. und 21. März 2014 im Casino in Baden
bei Wien diskutiert. Das Thema heuer lautete Public Leadership -
aktiv, nachhaltig, jetzt! Die Initiatoren des KWF sind Deloitte
Österreich, Porr, Raiffeisen-Leasing, Siemens und Vasko+Partner.
Ziel des KWF ist es, aktuelle kommunale Themen auf den Tisch zu
bringen und Entscheidungsträger wie auch Betroffene von Städten und
Gemeinden zusammenzuführen. Deutlich wurde beim diesjährigen KWF der
Bedarf an Kommunikation, am Austausch und Netzwerken - zugleich die
Gründungsideen des KWF.
Alexander Schmidecker, Raiffeisen Leasing, betonte bei der
Eröffnung den dringenden Handlungsbedarf, der angesichts der prekären
Situationen vieler Gemeinden besteht. Bestätigung fanden die
Initiatoren in ihrer Themenauswahl auch gleich durch Helmut
Miernicki, Geschäftsführer ecoplus, in seiner Eröffnungsrede: "Um in
einer globalisierten Wirtschaft erfolgreich zu sein, braucht ein
regionaler Wirtschaftsstandort moderne Antworten, ein
serviceorientiertes Umfeld und ein geschlossenes Auftreten. Im
weltweiten Wettbewerb mit den Regionen ist es daher zielführend,
einen Wirtschaftsstandort im Schulterschluss mit den Gemeinden,
Unternehmen und Forschungseinrichtungen zu entwickeln."
Das Marktforschungsunternehmen Pitters(R) Trendexpert lieferte auch
heuer wieder brandaktuelle Zahlen zum Thema "Investitionen in den
Gemeinden 2014". Mit Spannung verfolgten die über 200 Teilnehmer die
Angaben zur finanziellen Situation der Gemeinden und ihre geplanten
Investitionstätigkeiten. 91 Prozent der Befragten sind der Ansicht,
dass sich die Lebensqualität in ihrer Gemeinde in den vergangenen
zehn Jahren erhöht hat. Gleichzeitig glauben jedoch 86 Prozent, dass
die derzeitige Situation der öffentlichen Finanzen in Österreich neue
Investitionen erschwere. Auf Gemeindeebene sind zwei Drittel
überzeugt, dass sich angesichts ihrer finanziellen Lage kaum neue
Investitionen durchführen lassen. 13 Prozent glauben an eine
Verbesserung in den Jahren 2014 und 2015, 26 Prozent gehen von einer
Verschlechterung im Vergleich zum Vorjahr aus. Rund 60 Prozent
rechnen damit, dass ihre finanzielle Lage unverändert bleibt.
Knackpunkt Sozialbereich
Während die Ausgaben in den vergangenen Jahren vor allem im
Sozialbereich (Pflege und Betreuung älterer bzw. kranker Menschen)
gestiegen sind, werden in diesem Bereich von den Gemeinden nur noch
zu 29 Prozent Projekte geplant oder beschlossen. Am häufigsten (92
Prozent) werden Infrastrukturprojekte zum Erhalt bzw. Bau von Straßen
und öffentlichen Plätzen sowie zur Verkehrssicherheit geplant oder
beschlossen. Auf den weiteren Plätzen folgen Vorhaben in den
Bereichen EDV (Computer/IT, E-Government, Hard- und Software),
Energie und Personal.
Die nominal höchsten Mittel werden für den Erhalt bzw. Bau von
neuen Bildungseinrichtungen veranschlagt. Österreichs Gemeinden
planen, mit rund 2,1 Milliarden Euro in Projekte zum Erhalt und Bau
von Bildungseinrichtungen zu investieren. An zweiter Stelle stehen
Projekte im Zusammenhang mit Wasser/Abwasser und Abfallwirtschaft.
Hier sind Investitionen in der Höhe zwischen 1,1 und 1,2 Milliarden
Euro vorgesehen.
Die erfolgreiche Umsetzung von kommunaler Infrastruktur stand im
Zentrum des sehr gut besuchten ersten Workshops. Reges Interesse gab
es auch für den zweiten Workshop, der sich mit nachhaltigen Modellen
für Gesundheits- und Bildungsbauten auseinandersetzte. Laut Umfrage
von Pitters sind den Gemeinden alternative Modell noch wenig bekannt
und daher mit hohem Entwicklungspotenzial verbunden. Lösungen über
Betreibergesellschaften (24 Prozent), Lebenszyklusmodelle (22
Prozent) und Contracting-Modelle (20 Prozent), sind noch eher
Neuland. Dementsprechend intensiv war der Diskurs in diesem Workshop.
Im dritten Workshop diskutierten die Teilnehmer wie denn die
erfolgreiche Führung und Zusammenarbeit einer Gemeinde gelingen kann
- illustriert mit zahlreichen Praxisbeispielen und Fragen, die aus
unmittelbaren Projekten stammten.
An der Exkursion, exklusiv nur für KWF-Teilnehmer, zum Campus WU,
nahmen über 30 Teilnehmer teil. Nach einer durch Vasko+Partner
fachlich kompetenten Führung durch den Campus, verriet WU-Rektor
Christoph Badelt einiges über vereinzelt schwierige
Entscheidungsfindungsphasen, bis das Projekt letztendlich geboren
war.
Lebensqualität als Erfolgsfaktor
Vor allem Lebenszyklusmodellen soll nach Einschätzung der
Diskussionsteilnehmer künftig besondere Bedeutung zukommen. Diese
gesamthaften Modelle haben nicht die bloße Finanzierung der
Anschaffungskosten im Fokus, sondern berücksichtigen auch die
laufenden Betriebskosten über die Dauer der tatsächlichen Nutzung,
die Kosten für mögliche nachfolgende Um- und Erweiterungsbauten,
Anpassungen und Sanierungen sowie eine etwaige Änderung der Nutzung
zu einem späteren Zeitpunkt. Wesentlich ist außerdem das
Zusammenwirken von öffentlicher Hand und Privatwirtschaft. Letzten
Endes geht es um Lebensqualität - denn nur wenn sich die Menschen in
ihrer Gemeinde wohlfühlen, bleiben sie gerne.
Neue Schlüsselkompetenzen der Kommunen
Wirtschaftlich erfolgreiche Gemeinden und Kommunen sind die Basis
für ein lebenswertes Österreich. Der Lebenswandel in vielen Gemeinden
steht vor herausfordernden Zeiten und benötigt neue Antworten auf
Fragen wie: "was bedeuten neue Arbeitswelten für meine Gemeinde",
"wie kann ich durch neue Mobilitätsformen meine Infrastruktur
verbessern", "wo macht die Zusammenarbeit mit anderen aus
Kostengründen Sinn", "wie können sich Investitionen demografisch
rechnen". "Um wirtschaftlich erfolgreich zu sein, benötigen wir
Public Leader, die mit einem Kompass durch Schlüsselkompetenzen wie
Gemeindeperformance, Gemeindebilanz, Gemeindesteuern und klassischer
ergebnisorientierter Führungsarbeit navigieren", fasst Alexander
Hohendanner, Partner Deloitte Österreich, die Notwendigkeit der
interkommunalen Zusammenarbeit und Gemeindeberatung zusammen.
Gesellschaftliche Veränderungen müssen erkannt werden - aktiv sein
ist gefragt, so das klare Fazit des KWF. Michael Landau brachte in
seinem Festvortrag und zugleich dem fachlichen Abschluss des ersten
KWF-Tages, die gehörten und kontroversiell diskutierten Themen auf
den Punkt: "Public Leadership als Aufforderung, das Heft nun selbst
in die Hand zu nehmen und Kommunen wie Unternehmen zu führen, hat
einen Haken: Leistungen der Daseinsvorsorge sind nur in begrenztem
Ausmaß der Marktlogik zu unterwerfen. Die Gefahr, dass dabei
wesentliche Qualitätskriterien nicht eingehalten werden können, ist
gegeben. Public Leadership braucht deshalb einige leitende
Prinzipien, damit die Daseinsvorsorge und andere maßgebliche
kommunale Leistungen nicht unter die Räder der Vermarktung und
Gewinnmaximierung gelangen: Gemeinwohlorientierung, soziale
Verantwortung und Wert-Schöpfung. Public Leadership muss auch seinem
Namen gerecht werden und die Öffentlichkeit zur Mitgestaltung
einladen. Es wird darauf ankommen, ob sich Public Leadership als eine
Strategie bewährt, die der Ermöglichung des guten Lebens, dem Zuwachs
an Chancengerechtigkeit und dem sozialökologischen Ausgleich dient."
Mit Erhard Busek wurde ein würdiger Redner für den zweiten KWF-Tag
gefunden, der unumwunden die Finger in die Wunden legte - mehr
miteinander reden, mehr sich miteinander gemeinsam anpacken trauen
und mehr gegen den Wind zu kämpfen, lautete seine Botschaft, denn
dann seien regionale Entwicklungen an der Schnittstelle zwischen
privat und öffentlich mit Sicherheit ein Erfolg.
Edgar Hauer, Sprecher des KWF, freut sich über die zahlreichen
Teilnehmer, die hohe Qualität des Publikums wie auch die gelungene
Auswahl der Redner: "Das sind zum Teil heftige Diskussionen, bis sich
alle über die einzelnen Vortragenden einig sind. Doch wir wir sehen,
die Mühe hat sich gelohnt - ich bin davon überzeugt, dass wir auch
für das kommende Jahr ein unter den Nägeln brennendes Thema für das
fünfte KWF finden werden. Anregungen haben wir ja nun genug
erhalten."
Weitere Informationen, alle Vorträge, Informationen zu den Referenten
wie auch Fotos unter: www.kommunalwirtschaftsforum.at
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