- 14.03.2014, 15:29:36
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Glacis Wien: Historischer Stadtraum in Bewegung
Wien (OTS) - Der Vortragssaal im Wien Museum war gestern Abend bis
zum letzten Platz gefüllt. Thema war ein Vortrag "Glacis Wien -
Bewegung im Wandel". vom Architektur- und Stadthistoriker Dr. Harald
R. Stühlinger von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH)
Zürich. Der gebürtige Österreicher studierte Architektur und
Kunstgeschichte in Wien und Venedig. Derzeit unterstützt er das Wien
Museum bei den Vorbereitungen zur Ausstellung im nächsten Jahr
anlässlich des Jubiläums "150 Jahre Ringstraße".
Das Glacis Wien in seiner ursprünglichen Form sei vor allem so
schwer zu erfassen, weil es heute nicht mehr existiert. Das
Glacis-Beisl hinter dem MuseumsQuartier ist einer der letzten Orte,
der auf dieses ehemalige Gebiet hinweist. Das Glacis, das aus
Allee-Straßen, Uferpromenaden, Kai- und Grünanlagen bestanden hat,
war ein unbebautes Stück Land, das einerseits von der Stadtmauer und
andererseits von den ersten Gebäuden der Vorstädte begrenzt war.
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde aus hygienischen, militärischen und
politischen Beweggründen heraus die Stadtmauer abgerissen. Das Gebiet
wurde ab 1858 in fünf Jahrzehnten bebaut: die Wiener Ringstraße mit
berühmten Prachtbauten, wie Parlament, Natur- und Kunsthistorisches
Museum, Musikverein und weitere Paläste und Wohn- und
Geschäftsbauten, insgesamt rund 800 Bauwerke im Stil des Historismus.
Kein langweiliges Gesamtkunstwerk
Dr. Harald R. Stühlinger zeigte auf, dass diese Ringstraßenzone
schon immer im Wandel war. Schon nach kurzer Zeit wurde der
ursprüngliche Grundplan von 1858, auf dem die vorgesehene Bebauung
gründet, abgeändert. Vom ursprünglichen Plan blieben lediglich der
Verlauf der Ringstraße selbst, einige Baublöcke sowie das
vorweggenommene Hofburg-Forum übrig. Die erste Bebauung aus den
1960er Jahren wurde schon teilweise am Beginn des 20. Jahrhunderts
ersetzt, wie das Beispiel der Zentrale der heutigen Bank Austria in
der Schottengasse zeige.
Die größte Veränderung fand nach dem Zweiten Weltkrieg statt. So
wurde der Heinrichshof, erbaut von Theophil Hansen, gegenüber der
Staatsoper abgerissen und durch einen typischen Bau der Fünfziger
Jahre ersetzt. Aber auch in jüngerer Zeit wurden Gebäude in dieser
Zone verändert.
Die Bauten der Wiener Ringstraßenzone sind ein einzigartiges
Ensemble, dessen erster Plan aus einem Kompromiss entstanden sei.
Über Jahre hinweg wurde es verändert und blieb dennoch ein Markstein
des Historismus - mit Schrammen genauso wie mit Potenzialen. "Hätten
wir es mit einem vollkommenen Kunstwerk zu tun, wir würden uns
wahrscheinlich nur damit langweilen", so Dr. Stühlinger.
Städtebauliche Spielwiese
Dipl.-Ing. Eckart Herrmann, Projektkoordinator des "Masterplan
Glacis" und Mitarbeiter der Magistratsabteilung Stadtteilplanung und
Flächennutzung (MA 21), wies darauf hin, dass Wien rasant wachse, was
zu vielseitigen Herausforderungen führe: "Ausreichend Wohnbau zu
schaffen, mit sozialer und technischer Infrastruktur zu versehen
sowie eine wirtschaftliche Entwicklung zu ermöglichen und die
anerkannte hohe Lebensqualität zu bewahren."
Das Glacis sei ein Stadtraum, der eine "städtebauliche Spielwiese"
einer aufblühenden Millionenstadt war. Heute seien in diesem Gebiet
politische, kulturelle Einrichtungen und touristische Veranstaltungen
hoch konzentriert. Das zeige wie wichtig dieser Stadtraum für die
Identität Wiens noch immer sei. Künftig solle ein "Masterplan Glacis"
erarbeitet werden. Daran seien interne und externe ExpertInnen
beteiligt. Ziel sei ein Planungs- und Entwicklungskatalog für das
bezeichnete Gebiet mit dem STEP 2025 als das übergeordnete Regelwerk,
aber auch vor dem Hintergrund des Weltkulturerbes.
Ginge es nach dem Direktor des Wien Museums, Wolfgang Kos würde
der topografische Spezialbegriff Glacis in den Stadtentwicklungsplan
(STEP) 2025 aufgenommen werden. Der geplante Museumsbau am Karlsplatz
könne laut ExpertInnen das Weltkulturerbe stärken.
Mehr Infos im Internet: www.wien.at/stadtentwicklung/
In Kürze sind Pressebilder abrufbar: www.wien.at/pressebilder
(Schluss) heb
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