- 14.03.2014, 11:08:54
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Ein Volk gedenkt seinen Opfern: Giftgasangriff auf Halabja jährt sich zum 26. Mal
Wien (OTS) - Am 16. März 1988 fielen mehr als 5.000 Bewohner der
kurdischen Stadt Halabja im Nordosten des Iraks einem Giftgansangriff
durch die irakische Luftwaffe zum Opfer. Weitere 7.000 Zivilisten
wurden zum Teil schwer verletzt und leiden bis heute an den
Spätfolgen. Die Aufarbeitung des Völkermords dauert noch heute an.
Der Anschlag auf Halabja erlangte traurige Berühmtheit, als die
Bilder der getöteten kurdischen Zivilisten um die Welt gingen. Die
meisten Überlebenden waren schwer verletzt und leiden wie ihre Kinder
bis heute an Krankheiten wie Leukämie und anderen Krebsformen,
Geburtsdefekten, Nervenlähmungen, Atemwegserkrankungen, Hautdefekten
und psychischen Traumata. Eine adäquate medizinische Versorgung im
Irak war damals nicht möglich. Einige der Schwerverletzten konnten
jedoch dank der Unterstützung der internationalen Gemeinschaft im
Ausland behandelt werden, unter anderem auch in Österreich.
Systematischer Vernichtungsfeldzug gegen die Kurden
Der Angriff auf Halabja ist bis heute der weltweit größte einzelne
Einsatz von chemischen Waffen auf ein bewohntes Gebiet, und war Teil
einer Welle des Terrors gegen die kurdische Bevölkerung unter dem
Regime von Saddam Hussein. Zwischen 1983 und 1989 kam es zu einer
systematischen Verfolgung und Tötung der Kurden im Irak. 1983
verschleppte und ermordete das Regime 8.000 Mitglieder des
Barzani-Stammes. Erst nach dem Sturz von Saddam Hussein 2003 wurden
die Überreste einiger Opfer in Massengräbern im Süden des Iraks
entdeckt. 1987 initiierte das irakische Regime die berüchtigte
Anfal-Kampagne. Im Zuge dieser Vernichtungskampagne mussten 182.000
Personen in Bodenoffensiven, Luftangriffen und Massendeportationen
ihr Leben lassen. Ganze Landstriche, Dörfer und Städte wurden
vollkommen zerstört.
Nationale und internationale Anerkennung des Völkermords
Bereits 1993 sprach die Menschenrechtsorganisation Human Rights
Watch im Zusammenhang mit der Anfal-Kampagne von Völkermord, doch die
internationale Gemeinschaft schenkte den Verbrechen des irakischen
Regimes zum damaligen Zeitpunkt nur wenig Aufmerksamkeit. Kanada war
2010 der erste westliche Staat, der Saddam Husseins Übergriffe auf
irakische Kurden als Verbrechen gegen die Menschlichkeit anerkannte.
Die Parlamente von Schweden, Norwegen und dem Vereinigten Königreich
nahmen Resolutionen an, die die Verbrechen des Regimes als Völkermord
bezeichneten. Innerhalb des Iraks haben der Präsidentschaftsrat und
das Parlament den Genozid anerkannt.
Die Regionalregierung Kurdistan-Irak ist weiterhin um die
internationale Anerkennung des Völkermords bemüht, um dem kurdischen
Volk zu helfen, mit diesem dunklen Kapitel seiner Geschichte
abzuschließen. So bat der Präsident der autonomen Region Kurdistan,
Masoud Barzani, im Jänner bei einer Rede vor dem Ausschuss des
EU-Parlaments für auswärtige Angelegenheiten um Unterstützung bei der
weltweiten Anerkennung des kurdischen Völkermords. Unterdessen bietet
die Regierung den Überlebenden und Hinterbliebenen weiterhin Hilfe
und Unterstützung: Opfern, Witwen und Waisen sollen eine
entsprechende Gesundheitsversorgung, soziale Sicherheit und
Bildungsmöglichkeiten gewährleistet werden.
Weitere Informationen zum Thema Halabja & Anfal finden Sie auf
folgender Themenseite: http://austria.krg.org/category/anfal-halabja/
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