- 11.03.2014, 12:54:21
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Lunacek: "Kommission mit desaströser EU-Saatgutverordnung zurück an den Start geschickt"
Grüne: Landwirtschaft braucht keine Einheits-Pflanzen, sondern genetische Vielfalt
Utl.: Grüne: Landwirtschaft braucht keine Einheits-Pflanzen, sondern
genetische Vielfalt =
Straßburg (OTS) - "Die Vorlage der EU-Kommission für ein neues,
europaweites Saatgutrecht war ein Schlag ins Gesicht all jener
Züchterinnen und Züchter, die sich seit Jahren um mehr Artenvielfalt
im Acker-, Obst- und Gemüseanbau kümmern. Die heutige Ablehnung
dieses unausgegorenen Kommissionsvorschlags im Plenum des
Europaparlaments ist deswegen die einzig adäquate und von uns Grünen
auch geforderte Positionierung in dieser Frage. Damit haben sich
heute die Interessen der Bäuerinnen und Bauern, die nachhaltige
Ernährungssicherung und die biologische Vielfalt in der
Landwirtschaft durchgesetzt. Bereits bei der gestrigen Debatte im
Parlament wurde deutlich, dass die Kritik am Vorschlag durch alle
Parteien geht. Gesundheitskommissar Tonio Borg allerdings ignoriert
die parteiübergreifende Kritik. Nun hat er es schwarz auf weiß. Mit
der Zurückweisung in erster Lesung hat das Parlament eindeutig
gezeigt, dass es auch in Zukunft nicht gewillt ist, an dieser Vorlage
weiterzuarbeiten. Die Kommission muss nun endlich eine neue Vorlage
machen, die Aspekte der Biodiversität ins Zentrum stellt, statt
weiter vorwiegend auf einheitliches Saatgut zu setzen", kommentiert
Ulrike Lunacek, Vizepräsidentin der Grünen/EFA-Fraktion im
Europaparlament, die heutige Zurückweisung des Kommissionsvorschlages
zur EU-Saatgutgesetzgebung in erster Lesung.
Lunacek: "Der Versuch der Kommission, die bestehenden 12 Richtlinien
in einer einzigen Verordnung zusammenzufassen, hätte jegliche
Freiheit in der Saatgutbranche ernsthaft gefährdet. Der Vorschlag der
EU-Kommission zur Saatgutverordnung würde es Landwirten und
Kleingärtnern in Zukunft extrem erschweren, wenn nicht sogar
unmöglich machen, ihr eigenes Pflanzenmaterial weiter frei zu nutzen.
Anstatt das Saatgut zu verwenden, das sie auf ihren eigenen Äckern
mit der Ernte gewinnen oder von regionalen Tauschbörsen beziehen,
müssten LandwirtInnen und HobbygärtnerInnen neues und
vereinheitlichtes Saatgut kaufen.
Mehr als bedenklich war auch, dass der Vorschlag das Marktpotenzial
kleiner und alternativer Züchtungen sowie der Züchtungen im
Öko-Landbau erheblich einschränkt. Alte Landsorten werden, da sie zum
Beispiel nicht homogen sind, aufgrund der künftigen Prüfkriterien
schlicht vom Markt verschwinden. ZüchterInnen dürften mit ihnen dann
nicht mehr handeln. Dies hätte sehr negative Auswirkungen auf den
Züchtermarkt und würde den Konzentrationstrend weiter beschleunigen.
Schon heute werden 95 Prozent des Gemüsesektors von lediglich fünf
Pflanzenzucht-Unternehmen dominiert. Das ist ein Zustand der
Saatgutvielfalt verhindert anstatt sie zu fördern. Wir Grüne stellen
uns massiv gegen jede Bevorzugung von Konzerninteressen. Die
Landwirtschaft braucht keine Einheits-Pflanzen, sondern Vielfalt. An
dieser Vorgabe wird auch jeder neue Vorschlag der Kommission zu
messen sein."
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