• 07.03.2014, 08:15:34
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Brennpunkt Bildgebung: Das menschliche Konnektom: eine umfassende Landkarte der Gehirnverbindungen

Wien (OTS) - 07. März, 2014 (ECR) - Wissenschaftler sind immer noch
weit davon entfernt, das menschliche Gehirn in seiner Gesamtheit zu
verstehen. Vor allem das Fehlen einer umfassenden Abbildung aller
Verbindungen im Gehirn, einem so genannten Konnektom, macht dies nach
wie vor schwierig. Neue Fortschritte im Bereich der
Magnetresonanztomographie (MRT) könnten nun aber einen deutlichen
Schritt in diese Richtung bedeuten, berichtete Dr. Patric Hagmann aus
Lausanne, Schweiz, gestern auf der Eröffnungspressekonferenz des
Europäischen Radiologenkongress (ECR 2014) in Wien.

Innovationen im MRT Bereich ermöglichen neue Sicht auf das
menschliche Gehirn
Erkrankungen des Gehirns wirken sich auf die neuralen Verbindungen
aus und eine Abbildung bzw. ein genaueres Verständnis dieser
Verbindungen, wäre eine große Hilfe, um diese Prozesse besser zu
verstehen. In einer New Horizons Session heute am ECR wird Dr.
Hagmann zeigen, wie neue Entwicklungen im MRT Bereich es möglich
machen, das menschliche Konnektom besser zu verstehen.
"Wir haben es noch nicht geschafft, das menschliche Konnektom zu
entschlüsseln, aber spezifische technische Entwicklungen in der
Magnetresonanztomografie und Bildgebungssoftware stimmen uns
zuversichtlich. Die Entwicklung der Diffusions-MRT und anderer
MR-Techniken wie die Traktographie der weißen Gehirnmasse und die
Unterscheidung zwischen dieser und der grauen Gehirnmasse, haben es
uns ermöglicht, die gesamte humane strukturale Konnektivität in vivo
und auf einer makroskopischen Ebene darzustellen. Es ist nun möglich,
das Konnektom eines individuellen Patienten nicht-invasiv und äußerst
schnell auf Millimeter-Ebene darzustellen", führt Dr. Hagmann weiter
aus.

Erkrankungen verschiedener Gehirnareale haben unterschiedliche
Auswirkungen auf den Organismus
Nervenbahnen, welche die graue Gehirnmasse verbinden, können nun als
Netzwerk aus Knoten und Ecken dargestellt werden. Um dies, und auch
die Auswirkungen von Krankheiten darauf, besser verständlich zu
machen, benützt Dr. Hagmann gerne das Beispiel eines Verkehrsnetzes.
"Die verschiedenen Bereiche des Gehirns sind wie Flughäfen von
unterschiedlicher Größe. Es gibt kleinere wie Genua, mittelgroße wie
Madrid und große Drehscheiben wie Heathrow. Wenn es nun ein Problem
auf einem dieser kleineren Flughäfen gibt, so wirkt sich dies lokal
ohne gröbere Auswirkungen auf das Gesamtnetz aus. Betrifft es aber
eine größere Drehscheibe, dann gibt es auch massivere Auswirkungen
auf alle übrigen Verbindungen. Genauso verhält es sich auch im
Gehirn, manche Erkrankungen betreffen Knotenpunkte, andere nur
mittlere oder kleine Areale und je nachdem unterscheiden sich auch
die Auswirkungen auf den gesamten Organismus", so Dr. Hagmann.

Konnektomik: ein neues Feld der Neurowissenschaften
Die aktuellen Errungenschaften haben die Entstehung der Konnektomik
vorangetrieben, einem neuen Feld der Neurowissenschaften, welches
sich mit den organisatorischen Strukturen des menschlichen
Gehirn-Netzwerks beschäftigt. Diese Forschung wird vielleicht helfen,
einige neurodegenerative Erkrankungen, sowie die biologischen
Grundlagen von psychischen Erkrankungen wie Autismus und
Schizophrenie, zu verstehen.
Diese Möglichkeiten lassen Dr. Hagmann optimistisch in die Zukunft
blicken: "Es wird Meilensteine in der Technik geben, welche uns
erlauben werden, die Auflösung und Genauigkeit unserer Messgeräte auf
ein neues Level zu heben. Aus unzähligen klinischen Studien wird ein
neues Verständnis der Gehirnphysiologie und der Krankheitsmechanismen
hervorgehen, ebenso wie neue Wege, um Gehirnerkrankungen zu
diagnostizieren und zu charakterisieren".

Seit 6. März tagen in Wien über 20.000 Radiologen
Beim 26. Europäischen Radiologenkongress (European Congress of
Radiology/ECR) vom 06. bis 10. März 2014 im Austria Center in Wien
werden auch heuer wieder Spezialisten aus dem Bereich der
medizinischen Bildgebung ihr Fachwissen auf den verschiedensten
Gebieten austauschen, und die neuesten Erkenntnisse der Forschung
präsentieren.
Der ECR ist die Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für
Radiologie (European Society of Radiology/ESR), welche weltweit über
58.000 Radiologen vertritt. Mit mehr als 20.000 Teilnehmern aus der
ganzen Welt ist der ECR einer der größten medizinischen Kongresse
weltweit; zusätzlich bietet er die größte Industrieausstellung in
Europa, bei der auf über 26.000 m2 mehr als 300 internationale Firmen
die neuesten Produkte der Medizintechnik anbieten.

Bildmaterial unter www.myESR.org/press

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