- 26.02.2014, 19:05:34
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Bundesrat: FPÖ macht gegen Abschaffung von Schulnoten mobil
Dringliche Anfrage an Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek
Utl.: Dringliche Anfrage an Unterrichtsministerin Gabriele
Heinisch-Hosek =
Wien (PK) - Sie stehe zur Matura als Leistungsnachweis und habe nicht
vor, diese abzuschaffen. Das bekräftigte Unterrichtsministerin
Gabriele Heinisch-Hosek heute im Bundesrat. Ebenso wenig ist ihr
zufolge ein generelles Aus für Schulnoten angedacht. Heinisch-Hosek
will lediglich in den ersten drei Jahren der Volksschule alternative
Beurteilungen erleichtern und den betreffenden Schulen bzw. Klassen
die Entscheidung über die Beurteilungsform selbst überlassen. Zum
Datenleck beim Bifie hielt die Ministerin fest, sie sei selbst aus
allen Wolken gefallen und habe vorerst alle Testungen an Schulen
gestoppt. Die Bildungsdaten sind mittlerweile offline.
Anlass für die Ausführungen der Ministerin war eine Dringliche
Anfrage der FPÖ. Bundesrätin Monika Mühlwerth und ihre
FraktionskollegInnen warfen der Ministerin in der Anfrage vor, das
"bildungspolitische Desaster", das ihre Vorgängerin Claudia Schmied
hinterlassen habe, nahtlos fortzusetzen. In den letzten Jahren habe
an den Schulen eine Nivellierung nach unten stattgefunden, klagte
Mühlwerth und sprach von "sozialistischen Bildungsphantasien". Mit
"Kuschelpädagogik" tue man den SchülerInnen nichts Gutes, ein
gewisser Leistungsgedanke und eine gewisse Disziplin seien notwendig.
In diesem Sinn legte Mühlwerth auch ein klares Bekenntnis zur Vergabe
von Schulnoten ab. Ihrer Meinung nach sind Noten ein wichtiges
Leistungsinstrument und haben mehr Aussagekraft als andere
Beurteilungsformen. Auch eine überwiegende Mehrheit der Eltern würde
sich bei Umfragen für die Beibehaltung von Schulnoten aussprechen,
betonte sie.
Eine lückenlose Aufklärung fordert Mühlwerth in Bezug auf das
Datenleck im Umfeld des Bundesinstituts für Bildungsforschung
(Bifie). Dass mehr als 400.000 Testergebnisse von SchülerInnen sowie
Daten von 37.000 LehrerInnen unverschlüsselt und ungeschützt und für
jeden Internetbenutzer einsehbar auf einem rumänischen Server
aufgetaucht sind, ist für sie unverständlich. Zudem kritisierte sie
die verspätete Reaktion auf die Datenpanne.
Neben Mühlwerth machten sich auch ihre Fraktionskollegen Hans-Jörg
Jenewein, Werner Herbert und Gerd Krusche für eine Beibehaltung der
Schulnoten stark. Auch in der Wirtschaft spielten Messgrößen eine
zentrale Rolle, argumentierte etwa Krusche. Er fürchtet zudem bei
alleinigen verbalen Beurteilungen ein Abgleiten in Floskeln. Zur
Untermauerung der freiheitlichen Position brachte Jenewein einen
Entschließungsantrag ein, der in namentlicher Abstimmung jedoch keine
Mehrheit fand. Nur neun BundesrätInnen votierten für die Initiative.
Heinisch-Hosek: Mehr Flexibilität bei der Beurteilung von
Volksschulkindern
Im Rahmen der Beantwortung der Dringlichen Anfrage bekräftigte
Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek, dass sowohl die Matura
als auch die Schulnoten bleiben werden. Die neue teilstandardisierte
Matura bringe mehr Objektivität und sei ein guter Leistungsnachweis,
stellte sie sich klar hinter das neu eingeführte System.
Was im Regierungsprogramm steht und auch umgesetzt werden soll, ist
Heinisch-Hosek zufolge mehr Flexibilität bei der Beurteilung von
Schülerinnen und Schülern in den ersten drei Klassen der Volksschule.
Im Sinne von mehr Schulautonomie will die Ministerin den betreffenden
Klassen bzw. Schulen selbst überlassen, ob sie die Ziffernnoten
beibehalten oder diese durch ein alternatives Beurteilungsmodell
ersetzen bzw. ergänzen. Die Entscheidung soll in den Schul- bzw.
Klassenforen getroffen werden, damit sei auch eine Einbindung der
Eltern sichergestellt. Allgemein hielt Heinisch-Hosek fest, es sei
schwierig, die Kompetenz eines Kindes mit einer einzigen Note
zusammenzufassen.
Heinisch-Hosek informierte die BundesrätInnen weiters darüber, dass
im Endausbau rund 200.000 SchülerInnen die Neue Mittelschule besuchen
werden. Die notwendigen Mehrkosten sind ihr zufolge budgetiert.
Zum Datenleck beim Bifie merkte Heinisch-Hosek an, sie werde alles
daran setzen, dass der Sachverhalt lückenlos aufgeklärt wird. Ihr
zufolge haben die Bifie-Direktoren bereits gestern Anzeige bei der
Staatsanwaltschaft erstattet. Nun liege es an den Behörden, Licht ins
Dunkel zu bringen.
Heinisch-Hosek räumte ein, dass das Ministerium bereits im Dezember
Hinweise über ein drohendes Datenleck erhalten habe. Man habe die
Informationen an das Bifie weitergeleitet und gedacht, dass das
erledigt worden sei, skizzierte sie. Sie sei gestern selbst aus allen
Wolken gefallen. Zur Beruhigung der Eltern versicherte die
Ministerin, dass bei den öffentlich gewordenen Testergebnissen nicht
nachvollzogen werden könne, um welche SchülerInnen es sich handelt.
Die Daten sind inzwischen offline, bekräftigte die Ministerin. Sie
habe zudem veranlasst, dass keine weiteren Testungen an Schulen
durchgeführt werden, bevor die Datensicherheit nicht hundertprozentig
gewährleistet ist. Dadurch könne es beim Probelauf für die neue
teilstandardisierte Matura eventuell zu Verzögerungen kommen, sagte
sie.
ÖVP über klares Bekenntnis von Heinisch-Hosek zu Schulnoten erfreut
Seitens der ÖVP begrüßte Bundesrat Günther Köberl das klare
Bekenntnis der Unterrichtsministerin zu Schulnoten. Das Schulnoten-
System mache Sinn, unterstrich er. Auch sein Fraktionskollege Andreas
Pum sprach sich für klare Leistungsbeurteilungen aus und hob die
Bedeutung von Schulabschlüssen hervor. Generell erachtet Pum den Weg
in Richtung mehr Schulautonomie als einen richtigen.
Das Datenleck beim Bifie wertete Köberl als ernste Angelegenheit. Es
geht um einen Vertrauensbruch, der schwer wieder gut zu machen sein
werde, sagte er und forderte in Übereinstimmung mit den FPÖ-
BundesrätInnen Hans-Jörg Jenewein und Werner Herbert Konsequenzen.
SPÖ-Bundesrat Rene Pfister hielt zu diesem Thema fest, seitens des
Unterrichtsministeriums gebe es keine Versäumnisse.
Differenziert zum Thema Schulnoten äußerten sich die beiden SPÖ-
Bundesrätinnen Ana Blatnik und Elisabeth Reich. Sie gaben zu
bedenken, dass Noten oft zu Leistungsstress und Ängsten führen, ihrer
Ansicht nach keine guten Voraussetzungen, um etwas zu lernen. Schule
solle Freude machen und nicht Angst und Zittern bedeuten, sagte
Blatnik. Mit einer verbalen Beurteilung könne man Fähigkeiten von
Kindern zudem besser bewerten, Noten allein seien wenig
aussagekräftig. Man müsse auch das Bemühen in die Beurteilung
einfließen lassen, ergänzte Reich. Sie brach zudem eine Lanze für die
Neue Mittelschule.
Grün-Bundesrat Marco Schreuder sprach sich dafür aus, für jeden
Schüler und für jede Schülerin am Beginn eines Schuljahrs Lernziele
festzulegen und dann zu schauen, inwieweit diese Lernziele erreicht
wurden. In Zusammenhang mit dem Bifie-Datenleck machte Schreuder
geltend, dass die Datenschutzkommission völlig unterbesetzt sei.
(Fortsetzung Bundesrat) gs
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