• 25.02.2014, 10:16:57
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EAA-Energie Talk: "Österreich braucht keine Stromerzeugungswende"

Univ.-Prof. Dipl. Ing. Karl Rose vom
Weltenergierat, Dipl. Ing. Marc H. Hall, Vorstandsdirektor der
Wiener Stadtwerke, Moderatorin Dr. Gisela Hopfmüller und Dipl. Ing.
Mag (FH) Gerhard Christiner, techn. Vorstandsdirektor der Austrian
Power Grid AG beim EnergieTalk der EnergieAllianz Austria.

Wien (OTS) - Anders als in Deutschland ist in Österreich nicht die
Stromerzeugungswende die kommende Hauptaufgabe der Energiewirtschaft,
sondern die Energiewende zur Steigerung der Energieeffizienz. Darin
waren sich Marc H. Hall, Vorstandsdirektor der Wiener Stadtwerke und
Karl Rose vom Weltenergierat in der Diskussion beim EAA-Energie Talk
einig.

"Wer profitiert von der Energiewende und wer bezahlt sie?" Diese
Frage stand am Montag beim Energie Talk der EAA-ENERGIEALLIANZ
Austria im Vienna Twin Tower im Mittelpunkt einer hochkarätigen
Diskussion. Angesichts der aktuellen Entwicklungen in Österreich und
Deutschland diskutierten Dipl. Ing. Marc H. Hall, Vorstandsdirektor
der Wiener Stadtwerke, Univ.-Prof. Dipl. Ing. Karl Rose vom
Weltenergierat sowie Dipl. Ing. Mag (FH) Gerhard Christiner,
technischer Vorstandsdirektor der Austrian Power Grid AG, welche
Auswirkungen die Energiewende auf Marktentwicklung, Wettbewerb,
Industrie, Wirtschaft, Handel und die Haushalte hat.

Österreichs Vorsprung bei Erneuerbaren

"Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung liegt in
Österreich derzeit bei mehr als 75 Prozent. Das ist ein Wert, auf den
Deutschland wahrscheinlich die nächsten 60 Jahre hinarbeiten wird
müssen", sagte Hall in seinem Eröffnungsstatement: "Dieser Vorsprung
zeigt: Wir brauchen in Österreich im Gegensatz zu Deutschland keine
Stromerzeugungswende, sondern eine Energiewende hin zu mehr
Energieeffizienz. Wir müssen in den kommenden Jahren nicht vorrangig
den Anteil der Erneuerbaren weiter ausbauen, sondern uns darauf
konzentrieren, dass wir aus der Energie noch mehr herausholen. Die
Energiewende darf auch nicht beim Strom stecken bleiben, sondern muss
vor allem auch den Wärme- und Transportbereich mitumfassen."

Höher entwickelte Industriestandorte forcieren

In diesem Zusammenhang plädierte Hall auch für die ungebremste
Ansiedlung von Industrie in Österreich. "Das wäre aus Sicht der
CO2-Vermeidung die beste Lösung, weil wir in punkto Effizienz heute
schon viel weiter sind als BRIC Staaten wie etwa China oder Indien."
Im Sinne einer globalen Reduktion von CO2, wäre eine Forcierung der
europäischen Industrie - mit ihrer im Vergleich zu den
Schwellenländern weit effizienteren Hochtechnologie - ein
wesentlicher Schritt einer erfolgreichen Energiewende.

Energiewende im Fokus für Standort Europa

Der Idee der Effizienzsteigerung und der Re-Industrialisierung
konnte auch Rose vom Weltenergierat Positives abgewinnen: "Durch den
Gas-Boom in den USA sind bis dato 100 Milliarden Euro aus Europa in
die USA abgeflossen", sagte er. Die Politik habe in Europa im
Vergleich zu den USA und China den Schwerpunkt klar auf Klimaschutz
und Energiewende gelegt, sodass heute der Wirtschaftsstandort Europa
darunter leide. Rose sieht derzeit "noch keine europäische Antwort
auf das Schiefergas und niedrige Energiepreise in den USA und China.
Das wird in den kommenden zehn Jahren volkswirtschaftlich für
negative Effekte sorgen."

Neue Technologien nötig, Netzausbau dringend erforderlich

"Die derzeit zur Verfügung stehenden neuen Technologien zur
Energiegewinnung (v.a. Photovoltaik und Wind) sind hochvolatil und es
fehlt heute noch immer die systemische Antwort, um diese ökonomisch
und technologisch in den Markt zu integrieren und so den CO2-Anteil
nachhaltig zu senken", sagte Hall. Die Finanzkrise hat dieses Dilemma
aufgrund der fehlenden Risikofreude der Investoren noch weiter
verstärkt. Da diese Investitionen in erneuerbare Energien völlig
risikofrei waren und sind, hat sich das Ungleichgewicht am
Erzeugungsmarkt weiter verschärft. APG-Vorstand Christiner
unterstrich die Notwendigkeit eines raschen Ausbaus der
Übertragungsnetze: "Der sich verändernde europäische
Kraftwerkseinsatz erfordert dringend einen Umbau und eine Verstärkung
der Übertragungsnetze. In Österreich ist das vordringlichste Projekt
der Schluss des 380-kV-Sicherheitsrings, der bis 2020 im Westen durch
den Bau der Salzburgleitung gelingen soll."

Belastungen durch Effekte der Energiewende

Die EU- Klimapolitik befindet sich auf einem Scheideweg. Nachdem
die überbordenden Förderungen für erneuerbare Energien europaweit
bereits jetzt durch Mangel an Integration und Netzausbau zu massiven
Marktverwerfungen und volkswirtschaftlichen Schäden geführt haben,
findet gegenwärtig ein Sinneswandel statt. "Die EU versucht
angesichts der angespannten Wirtschafts- und Arbeitsplatzsituation
zurück zu rudern", sagte Rose: "Wir haben uns im vergangenen
Jahrzehnt zu stark auf das Erreichen der Klimaziele konzentriert,
ohne dabei die Folgen auf den Wirtschaftsstandort Europa zu
berücksichtigen. Es wird in den nächsten zwei bis drei Jahren zu
keiner wesentlichen Entspannung auf dem Energiemarkt kommen." Hall
und Rose sind sich einig, dass "aus momentaner Sicht europaweit
volkswirtschaftliches Gesamtvermögen im großen Stil vernichtet wird."
Modernste, technologisch am letzten Stand befindliche Gaskraftwerke
etwa müssen abgeschrieben werden, während ökologisch bedenkliche,
aber günstig produzierende Stein- und Braunkohleanlagen bevorzugt
werden. "Das ist eine massive Fehlentwicklung auf Kosten der
Steuerzahler und der Konsumenten", sagte Hall: "Ohne dem eigentlichen
Ziel zu dienen, die Klimaerwärmung auf Basis eines stabilisierten
CO2-Ausstoßes einzudämmen."

Über EAA-ENERGIEALLIANZ Austria:

Die EAA-ENERGIEALLIANZ Austria ist die gemeinsame
Energievertriebsgesellschaft von Energie Burgenland AG, EVN und WIEN
ENERGIE. Die EAA verfügt über Standorte in Österreich (Wien, Linz)
und Deutschland (Essen, München, Berlin) und zählt zu den führenden
Energievertriebsunternehmen in Mitteleuropa. Das Unternehmen
beliefert mehr als 3,2 Millionen Kundenanlagen mit Strom, Erdgas und
allen dazugehörenden Services und Dienstleistungen. Die EAA
erwirtschaftete im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Gesamtumsatz von
2,1 Milliarden Euro und belieferte ihre Kunden in allen
Verbrauchsegmenten in Österreich und Deutschland mit mehr als 19,5
TWh Strom sowie 16,8 TWh Erdgas.

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sowie im OTS-Bildarchiv unter http://bild.ots.at

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