- 28.01.2014, 11:00:31
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21ER HAUS: FRANZ GRAF - SIEHE WAS DICH SIEHT
Wien (OTS) - Auf ein Neues inszeniert Franz Graf sein installatives
Formenspiel: Leere und Fülle, Schwarz-Weiß-Kontraste, Buchstaben und
Wörter zählen zu seinen charakteristischen künstlerischen
Ausdrucksformen. Zwischen zartem Detailreichtum und großem
Archaischem, Ikonenhaftem und Modernem verwandelt Graf das 21er Haus
in sein künstlerisches Universum. Nach der Intervention von Marcus
Geiger (2011), der Einzelausstellung von Hans Schabus (2012), dem
"Loch" von Gelatin (2013) und der ersten monografischen Schau von
Ursula Mayer (2013/14) ist auch in diesem Jahr das 21er Haus
Schauplatz einer vor Ort und für den Ort entstandenen Ausstellung.
Dafür verzahnt Graf die vielen Ebenen seines Werks nicht nur mit
einer neuen Serie, sondern stellt sie auch den Arbeiten
internationaler und lokaler, zeitgenössischer und historischer
Künstlerinnen und Künstler im Rahmen einer aufwändigen
Displaystruktur gegenüber. Die Summe der Teile ergibt eine
überbordende Ausstellung - gleichsam eine Bühne, auf der regelmäßig
Performances und kollaborative Kunstproduktionen stattfinden und Graf
seine Installation während der Laufzeit permanent erweitert.
Agnes Husslein-Arco freut sich, "mit dieser Einzelausstellung die
außerordentliche künstlerische Kraft Franz Grafs und seine
herausragende Stellung innerhalb der österreichischen
Kunstentwicklung der letzten Jahrzehnte würdigen zu können" und
gleichzeitig "das 21er Haus erneut im Sinne seiner Bestimmung als
lebendiges und dynamisches Museum zu präsentieren, als Ort nicht nur
der Aufbereitung und Rezeption, sondern auch der Produktion
zeitgenössischer Kunst."
Franz Graf ist ein vielseitiger Künstler, dessen Arbeit von einer
großen Eigenständigkeit geprägt ist. Seine Bilder sind schwarz und
weiß, figürlich und abstrakt-ornamental, oft auf Kreisen basierend,
mit Buchstaben, Wortfetzen und Zitaten angereichert - eine Kunst der
Materialpoesie. Zeichnungen, Fotografien, Audio- und
Leinwandarbeiten, Drucke und Alltagsobjekte verschränkt Graf, um
offene Systeme zu schaffen, die mehr ästhetische Erfahrungsräume sind
als multimediale Installationen. Bei Graf findet die Verschränkung
von Kunst und Leben auch im Schaffen ihren Niederschlag. Der Künstler
wird zum Sammler, Archäologen, Dokumentaristen, Forscher und
Archivar, der die Fundstücke zu einer eigenen Welt synthetisiert.
Diesem Arbeitsschema folgt Graf auch im Großen mit seiner Ausstellung
im 21er Haus.
"Siehe was dich sieht" ist das Motto der Schau, die nicht nur
Grafs Arbeiten präsentiert, sondern auch den Anspruch erhebt,
durchaus repräsentativ ein Oeuvre innerhalb eines künstlerischen
Kosmos abzubilden. Sie ist keine Retrospektive, sondern bildet den
Zwischenstand eines Schaffens ab, das prozessual geprägt und einer
stetigen Dynamik unterworfen ist. Auch die häufig kollaborative
Arbeitsweise Grafs bildet im 21er Haus ein zentrales,
strukturgebendes Element der Ausstellung, die in regelmäßigen
zeitlichen Abständen durch die Einbeziehung von Graf nahestehenden
Künstlerinnen und Künstlern gezielt verändert und angereichert wird.
Ältere und eigens für die Ausstellung produzierte Arbeiten stellt er
dabei Werken von internationalen und lokalen zeitgenössischen
Künstlerinnen und Künstlern sowie Exponaten aus der Sammlung des
Belvedere und seiner eigenen Sammlung gegenüber.
Der Titel "Siehe was dich sieht" impliziert ebenso eine
Wechselseitigkeit. Auch in der Ausstellung wird das Schaffen nicht
isoliert, sondern mit all dem, das es bedingt und umgibt, gezeigt.
Den Rahmen dafür bildet eine Architektur aus Elementen, die
normalerweise im Gerüst- und Bühnenbau verwendet werden. Das Display
besteht aus Trägermaterial, das durchaus buchstäblich eingesetzt
wird, um Strukturen sichtbar zu machen, die ansonsten im Hintergrund
bleiben. Besucherinnen und Besucher betreten mit dem Eintritt in die
Ausstellung auch eine Bühne. Damit werden sie gemeinsam mit Graf, den
eingeladenen Künstlerinnen und Künstlern und den in Beziehung
zueinander gesetzten Werken zu Protagonistinnen und Protagonisten
eines Prozesses der ständigen Anpassung an die Umstände.
Franz Graf (* 1954 in Tulln) lebt und arbeitet in Wien und im
Waldviertel. Nach Lehrjahren bei Oswald Oberhuber an der Universität
für angewandte Kunst Wien Mitte bis Ende der 1970er-Jahre arbeitet er
bis 1984 mit Brigitte Kowanz im Dunstkreis des Neo Geo. Er entwickelt
in den darauffolgenden Jahren eine eigene Bildsprache, die zwar noch
sehr reduziert ist, aber schon als "expressive Geometrie [1]
bezeichnet wird. Aus der Beschäftigung mit der Grundeigenheit der
Zeichnung - dem dunklen Strich auf hellem Grund - erarbeitet er ein
Vokabular, das im Wesentlichen auf dem Gegeneinandersetzen von
Kontrasten basiert. Geometrische Formen und ornamentalisierende
Symbole dominieren seine Werke, die ab Ende der 1980er-Jahre
zunehmend an Körperlichkeit gewinnen. Zeitgleich erweitert er sein
technisches Spektrum. Neben Trägermaterialien wie Transparentpapier
kommt der spezifischen Rahmung und der installativen Integration in
den Raum immer mehr Aufmerksamkeit zu. Die klassischen Medien- und
Kunstgrenzen werden überschritten, Zeichnungen werden zu Skulpturen,
Skulpturen zu Möbeln, Möbel zu Installationen und diese wiederum zu
ornamentalen Settings. Und zwischendrin Malerei, die immer mehr Grafs
Schaffen bestimmt. Parallel betreibt Graf die Ausweitung seiner
Handlungsfelder. Er kuratiert, musiziert, publiziert, veranstaltet
und unterrichtet schließlich auch von 1997 bis 2006 an der Akademie
der bildenden Künste Wien.
Zu sehen sind Arbeiten von Franz Graf und
unter anderem von Marc Adrian, Estera Alicehajic, Ferdinand Andri,
Anouk Lamm Anouk, Nobuyoshi Araki, Magnús Árnason, Snorri Ásmundsson,
Rudolf Bacher, Franz Barwig d. Ä., Lothar Baumgarten, Joseph Beuys,
Selina de Beauclair, James Lee Byars, William S. Burroughs, Tamara
Dinka, Tjorg Douglas Beer, Binär, Herbert Boeckl, Herbert Brandl,
Geta Bratescu, Arik Brauer, Günter Brus, John Cage, Nina Canell, Anna
Ceeh, Ernst Caramelle, Larry Clark, Tamara Dinka, Marcel Duchamp,
Dejan Dukic, Rudolf Eb.er& Joke Lanz, Valie Export, Helmut Federle,
Padhi Frieberger, Ernst Fuchs, Walther Gamerith, August Gaul, John
Geesin & Roger Waters, Gelatin, Liam Gillick & Corinne Jones, Allen
Ginsberg, Sara Glaxia, Gottfried Goebel, Karl Iro Goldblat, Martin
Grandits, Fritz Grohs, Mario Grubisic, Kristján Gudmundsson, The
Hafler Trio, Tatjana Hardikov, Friedrich Hartlauer, Carl Michael von
Hausswolff, Gunnhildur Hauksdóttir, Rudolf Hausner, Florian Hecker,
André Heller, Herbert Hinteregger, Benjamin Hirte, Marcel Houf,
Francoise Janicot, Ali Janka, Robert Jelinek, Hildegard Joos, Donald
Judd, Just Another Asshole, Tillman Kaiser, Felix Kalmar, Allan
Kaprow, Mike Kelley, Richard Kern, Martin Kippenberger, Imi Knoebel,
Franz Koglmann/Bill Dixon, Zenita Komad, Svetlana Kopystiansky,
Brigitte Kowanz, Elke Silvia Krystufek, Zofia Kulik, Doreen Kutzke,
Paul Mccarthy, Metronom, Milan Mladenovic, Marcellvs L., Bruce
LaBruce, Eskil Loftsson, Daniel Löwenbrück, Sarah Lucas & Julian
Simmons, Victor Man, Mark Manders, Michaela Math, Marshal! Yeti, Otto
Maurer, Paul McCarthy, Andrew M. McKenzie, Bjarne Melgaard, Memling,
Cecil Meng, Merzbow, Rune Mields, Chiara Minchio, Milan Mladenovic,
Klaus Mosettig, Otto Muehl, Wladd Muta, Gina Müller, Hermann Nitsch,
Oswald Oberhuber, Erik Oppenheim & David Kelleran, Charlemagne
Palestine, Manfred Pernice,Goran Petercol, Rade Petrasevic, Raymond
Pettibon, Begi Piralishvili, Natascha Plum, Rudolf Polanszky, Franz
Pomassl, Arnulf Rainer, Konrad Rapf, Jason Rhodes, Paul-Julien
Robert, Gerwald Rockenschaub, Dieter Roth, Alexander Ruthner, Gerhard
Rühm, Kurt Rylavy, Nino Sakandelidze, Ed Sanders, Markus Schinwald,
Eva Schlegel, Conrad Schnitzler, Philipp Schöpke, Claudia Schumann,
Rudolf Schwarzkogler, Frederike Schweizer, Björn Segschneider, Jim
Shaw & Benjamin Weissman, Sigtryggur Berg Sigmarsson, Linnéa Sjöberg,
Dominik Steiger, Tamuna Sirbiladze, Linnéa Sjöberg, Dominik Steiger,
Nino Stelzl, Curt Stenvert, Alexander Stern, Rudolf Stingel, Martina
Stoian, Ida Szigethy, Lilli Thießen, Bjarni H. Thórarinsson, Manfred
Unger, Hubert Vana, Jannis Varelas, Walter Vopava, Wolf Vostell,
Peter Weibel, Herwig Weiser, Adam Wiener, Oswald Wiener, John Wiese,
Judith Weratschnig, Stefan Wirnsperger, Eva Wohlgemuth, Helmuth
Wolech, Iwona Zaborowska, Thomas Zipp und Heimo Zobernig.
Kurator: Severin Dünser, 21er Haus, Belvedere, Wien
Die Ausstellung ist bis 25. Mai 2014 im 21er Haus zu sehen.
Presseunterlagen sowie hoch aufgelöste Bilder stehen unter folgendem
Link für Pressezwecke kostenlos zur Verfügung:
www.belvedere.at/presse
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