• 04.12.2013, 10:00:37
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Erwachsenenbildung zu PISA: Bisherige Maßnahmen unzureichend

Verbesserungen erfreulich, aber zu langsam - PISA und PIAAC zeigen dringenden Handlungsbedarf für Erwachsenenbildung auf.

Utl.: Verbesserungen erfreulich, aber zu langsam - PISA und PIAAC
zeigen dringenden Handlungsbedarf für Erwachsenenbildung auf. =

Wien (OTS) - Seit 2000 werden in Österreich PISA-Studien
durchgeführt. Genauso lange sind die Ergebnisse bekannt: Mittelmaß in
den Ergebnissen, ein übergroßer sozioökonomischer Effekt und die
Tatsache, dass zu der Million in Österreich lebender Personen, die
nicht sinnerfassend lesen können, wieder einige zehntausend dazu
kommen. "Es ist hoch an der Zeit, die Fakten zur Kenntnis zu nehmen -
und diese zeigen, dass die Maßnahmen in den Schulen allein, wie sie
in den letzten 12 Jahren erfolgt sind, nicht ausreichen", erklärte
der Vorsitzende der Konferenz der Erwachsenbildung (KEBÖ), Mag.
Hubert Petrasch. Neben schulischen und vorschulischen Maßnahmen müsse
endlich auch in der Erwachsenenbildung ernst gemacht werden. "Wenn in
Österreich eine Million Erwachsene nicht lesen können und, wie wir
wissen, ihr niedriges Bildungsniveau mit hoher Wahrscheinlichkeit an
ihre Kinder weitergeben, dann zeigt das den dringenden
Handlungsbedarf deutlich auf", ergänzte der Vorsitzende des
Ländernetzwerks Weiterbildung, Mag. Ronald Zecha.

Zusammen mit der vor rund zwei Monaten veröffentlichten
PIAAC-Studie, in der die Leistungen der 16- bis 65-Jährigen
untersucht worden waren, ergeben sich aus den aktuellen
PISA-Ergebnissen für die neue Regierung folgende dringende
Handlungsfelder:

1) Die Initiative Erwachsenenbildung, in der Bund und Länder das
Nachholen des Pflichtschulabschlusses und das Lesen-, Schreiben- und
Rechnenlernen kostenlos ermöglichen, muss auf ein Vielfaches
ausgeweitet werden. Dabei reicht es nicht, lediglich Interessierten
diese grundlegenden Bildungsangebote anzubieten, künftig müssen auch
vermehrt Maßnahmen gesetzt werden, die Betroffene zum Nachholen
dieser wichtigen Bildungsziele motivieren.

2) Aus Gründen der Bildungsgerechtigkeit und als Maßnahme zur
Vermeidung des sozioökonomischen Effekts (Vererben des
Bildungsniveaus) muss durch öffentliche Mittel sichergestellt werden,
dass allen Menschen, auch den sozial Schwächeren, und vor allem den
Bildungsfernen, künftig die Teilnahme an der Erwachsenenbildung
möglich ist. Niemand soll aus finanziellen Gründen von grundlegendem
Wissen, Kompetenzen, kreativer- und Wertebildung und Körper- und
Gesundheitsbildung ausgeschlossen sein. Dies sollte im Sinne des in
der LLL-Strategie des Bundes formulierten Zieles "Erhöhung der
Lebensqualität in der nachberuflichen Lebensphase durch Bildung"
ausdrücklich auch für finanziell schlechter gestellte PensionistInnen
gelten. Von großer Bedeutung ist dabei die Sicherstellung und
Weiterentwicklung eines regionalen und kontinuierlichen
Grundangebotes, das jene Themen und Inhalte umfasst, die die Menschen
in jeder Region eines Landes unabhängig von Einkommen, Geschlecht,
Herkunft und geographischer Entfernung für ihre persönliche
Entfaltung, die soziale Integration, eine aktive Bürgerschaft und die
Beschäftigung benötigen.

3) Empfohlen wird auch eine längerfristig angelegte, ausreichende
Finanzierung der gemeinnützigen, öffentlich anerkannten
Erwachsenenbildungseinrichtungen und auch höherer Bildungsangebote
wie der Berufsreifeprüfung. Damit soll sichergestellt werden, dass
den Menschen qualitativ hochwertige Weiterbildungschancen auch dann
geboten werden können, wenn sie sich mit Teilnahmebeiträgen nicht
kostendeckend finanzieren lassen. Dazu gehören auch die
Weiterentwicklung der öffentlichen Bibliotheken als wichtige Orte der
Leseförderung und eine verstärkte Koordination zwischen
Weiterbildungseinrichtungen und öffentlichen Bibliotheken.

Wenn die Bekenntnisse der Politik zur Bildung nicht nur leere
Worthülsen sein sollen, sondern - dem oft angekündigten neuen Stil
entsprechend - ernst gemeint sind, dann muss endlich in die
Erwachsenenbildung investiert werden. Dabei sind in erster Linie die
derzeitigen Koalitionsverhandler gefordert. Aber auch die
Bundesländer will Petrasch nicht aus der Verantwortung entlassen:
"Wenn die Salzburger Landesregierung anstatt die Mittel für die
Erwachsenenbildung anzuheben diese um mehr als 10% kürzt und damit
den Menschen, die es am dringendsten benötigen die so wichtigen
Bildungschancen verwehrt, muss das nachdenklich machen". Gerade der
Blick in die skandinavischen Länder zeige, dass auch eine gut
funktionierende und ausreichend ausgestattete Erwachsenenbildung
einen unverzichtbaren Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit auch der
jungen Menschen leistet. Denn diese schneiden nicht nur bei den
Studien hervorragend ab, sie haben auch schon längst das Konzept des
lebenslangen Lernens erfolgreich umgesetzt.

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