• 29.11.2013, 09:30:21
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AK: NS-Opfer Käthe Leichter erhielt posthum Doktorwürde zurück

Begründerin der AK Frauenabteilung widerfährt späte Gerechtigkeit

Utl.: Begründerin der AK Frauenabteilung widerfährt späte
Gerechtigkeit =

Wien (OTS) - "Käthe Leichter, Begründerin und erste Leiterin der
Frauenabteilung der AK Wien von 1925 bis 1934, war eine der
intellektuell einflussreichsten Persönlichkeiten der
ArbeiterInnenbewegung der Zwischenkriegszeit", sagt AK Präsident Rudi
Kaske. Sie wurde 1942 in der Euthanasieanstalt in Bernburg brutal
ermordet. Noch während ihrer Haft wurde ihr 1939 ihre Doktorwürde von
der Universität Heidelberg, wo sie 1918 promoviert hatte, aberkannt.
"Nun ist es Käthe Leichters Sohn, Franz Leichter, gelungen die
Annullierung der Entziehung des Doktortitels seiner Mutter durch die
Universität Heidelberg zu erhalten", so Kaske.

Leichter verfasste im Rahmen ihrer Tätigkeit in der AK Wien
Grundlagenwerke der Arbeiterinnengeschichte ("Handbuch der
Frauenarbeit", "So leben wir"), die nicht nur erstmals die
schwierigen Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiterinnen in der
Zwischenkriegszeit erfassten, sondern auch zu rechtlichen
Verbesserungen geführt haben. Nach den Februarkämpfen flüchtete sie
in die Schweiz. Schon im September 1934 kehrte sie aber zurück, um im
Untergrund ihre politische Arbeit fortzusetzen.

1938 konnte ihr Mann Otto Leichter mit ihren beiden Söhnen Heinz und
Franz vor der Verfolgung der Nazis in die Emigration flüchten. Käthe
Leichter wurde kurz vor ihrer Flucht festgenommen. Sie kam zunächst
in Gestapohaft, während der ihr 1939 ihre Doktorwürde von der
Universität Heidelberg aberkannt wurde. Leichter wurde im
NS-Konzentrationslager Ravensbrück interniert und 1942 in der
Euthanasieanstalt in Bernburg brutal ermordet.

Nun ist es Käthe Leichters Sohn, Franz Leichter, der von seiner
Mutter mit acht Jahren getrennt wurde, gelungen, die Annullierung
der Entziehung des Doktortitels seiner Mutter durch die Universität
Heidelberg zu erhalten. Der Rektor der Universität Heidelberg, Prof.
Bernhard Eitel, bedauert in seinem Schreiben an Franz Leichter vom
11.November 2013 zutiefst, "dass bis zum heutigen Tag unsere
Universität es verabsäumt hat, Ihre Familie um Vergebung zu bitten
für die Entehrung, die im Namen unserer Universität ausgesprochen
wurde. Es ist nicht mehr möglich Ihre Mutter um Verzeihung zu bitten
oder ihr zumindest zu zeigen, dass das Unrecht, das man ihr antat,
auch an dieser Universität, an der sie einst promovierte, als
unerträgliches Unrecht betrachtet wird. Uns ist auch bewusst, dass es
für Sie fast eine Zumutung ist, wenn wir Sie, der Sie ein Leben lang
mit der ungesühnten Entehrung Ihrer Mutter gelebt haben, hiermit um
Verzeihung bitten."

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