- 27.11.2013, 10:54:07
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Zum 125. Geburtstag: Widerstandskämpfer Karl Knapp erhält Gedenktafel am ehemaligen Sitz der Postgewerkschaft in Wien

Wien (OTS) - Am ehemaligen Sitz der Postgewerkschaft, im Haus
Biberstraße 5, 1010 Wien, fand heute im Beisein von Helmut Tomek,
Bundesgeschäftsführer der Gewerkschaft der Post- und
Fernmeldebediensteten, die feierliche Enthüllung einer Gedenktafel
für den 1944 in Dachau ermordeten Widerstandskämpfer und
Postgewerkschafter Karl Knapp statt. Die Wiener Rechtsanwaltskanzlei
Lansky, Ganzger + partner, seit einem Jahr Mieter des ehemaligen
Sitzes der Postgewerkschaft, empfindet die Tafel an ihrem
Firmenstandort als Ehre und als Auftrag. "Das Anbringen der
Gedenktafel für den Widerstandskämpfer Karl Knapp verstehen wir auch
als Mahnung, die Demokratie nicht als Selbstverständlichkeit zu
sehen", betont Rechtsanwalt Gabriel Lansky, dessen Kanzlei sich seit
Jahrzehnten besonders in Menschenrechtsfragen engagiert. "Mit
Gedächtnisorten wie diesem formuliert eine Gesellschaft ihre
Identität, ihr Selbstbild; wie sie ihre Vergangenheit interpretiert
und an nachkommende Generationen weitergeben will", so Lansky.
Der Sozialdemokrat Karl Knapp wurde am 28. November 1888 in Wien
geboren. Er war Postrechnungssekretär und sehr aktiv in der
Gewerkschaft der Post- und Telegraphenbediensteten tätig. Von 1933
bis 1934 vertrat er das Land Wien im Bundesrat. Die Gewerkschaften im
Bund freier Gewerkschaften wurden zur Zeit des Austrofaschismus im
Zuge der Februarkämpfe 1934 aufgelöst und Knapp zwangspensioniert. Er
ließ sich durch das austrofaschistische Regime nicht davon abhalten,
bedrohten Genossen und ihren Familien zu helfen, was dazu führte,
dass er aus politischen Gründen verfolgt und verhaftet wurde.
Auch nach dem Anschluss 1938 agierte Knapp als engagierter Helfer
seiner Mitmenschen, weswegen er ständig unter Beobachtung stand und
von der Gestapo mehrmals verhört wurde. Im Juli 1944 wurde Karl Knapp
zum wiederholten Male in das Polizeigefangenenhaus auf der Rossauer
Lände geladen, diesmal wurde allerdings Verwahrungshaft über ihn
verhängt. Im Herbst des Jahres 1944 wurde er ins KZ Dachau überstellt
und bald darauf ermordet; ohne Gerichtsverhandlung, ohne
Verurteilung.
Das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW)
weiß um die Wichtigkeit, auch 68 Jahre nach dem Ende der
NS-Herrschaft, durch Gedenktafeln an Einzelschicksale zu erinnern.
Erst das Herunterbrechen auf konkrete Personen, macht die Dimensionen
der NS-Gewaltherrschaft nachvollziehbar. Durch die Angaben über
Alter, Beruf, politische Aktivitäten und erlittene
Verfolgungsmaßnahmen wird der Name auf der Gedenktafel mit einem
Menschen verknüpft.
Karl Knapp war kein Einzelschicksal. Während des NS-Regimes
starben rund 9.500 Österreicher als Widerstandskämpfer und Opfer
präventiver Verfolgung in Konzentrationslagern und Gefängnissen. Etwa
2.700 Österreicher wurden als aktive Widerstandskämpfer zum Tod
verurteilt und hingerichtet. Weitere 15.000 Österreicher kamen als
alliierte Soldaten, als Partisanen oder im europäischen Widerstand
ums Leben. Insgesamt wurden rund 110.000 Österreicher aus politischen
oder rassistischen Gründen ermordet. Für die Online-Opferdatenbank
hat das DÖW 2013 die biographischen Angaben von bisher 8.000 Männern
und Frauen recherchiert, die Opfer politischer Verfolgung von 1938
bis 1945 wurden. Karl Knapp ist einer von ihnen. http://www.doew.at
Über Lansky, Ganzger & Partner
Mit rund 140 Mitarbeitern und Juristen aus mehr als 20 Ländern
zählt Lansky, Ganzger + partner (LGP) zu den größten
Wirtschaftskanzleien in Österreich und der Slowakei. Die Kanzlei, mit
Büros in Wien (Österreich), Bratislava (Slowakei), Baku
(Aserbaidschan) und Astana (Kasachstan), verfügt über langjährige,
profunde Erfahrung und bietet ihren Klienten individuelle,
strategisch durchdachte und pragmatische Komplettlösungen. LGP
arbeitet eng mit externen Spezialisten zusammen und verfügt über ein
weltweites, grenzüberschreitendes Netzwerk an Beratern. Der bewusst
gewählte, gesamthafte Ansatz der Kanzlei hebt sich deutlich vom
allgemeinen Standard einer herkömmlichen, rein rechtlichen Beratung
ab.
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