- 23.11.2013, 08:00:49
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Tiroler Forschung wirbt in Wien
Der Standort Tirol präsentierte in Wien brandneue F&E-Projekte. IHS-Chef Christian Keuschnigg wünschte sich eine Aufwertung der Universitäten.

Utl.: Der Standort Tirol präsentierte in Wien brandneue
F&E-Projekte. IHS-Chef Christian Keuschnigg wünschte sich eine
Aufwertung der Universitäten. =
Innsbruck (OTS) - Im Ausland wirbt die Standortagentur Tirol zu
zahlreichen Terminen für den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort
Tirol. Aber auch im Inland soll Tirol als attraktiver Partner für
Forschung, Entwicklung und Innovation stärker bekannt werden. Dazu
präsentierte man sich am Donnerstag gemeinsam mit der Medizinischen
Universität Innsbruck und GE Jenbacher vor Vertretern aus Wirtschaft,
Wissenschaft und relevanten Bundesagenturen im Wiener Notarion. Mit
über 5.000 Beschäftigten in der Forschung & Entwicklung und einer
Industrie, die über 40% der Wirtschaftsleistung erbringt,
präsentierte die Tiroler Wirtschaftslandesrätin Zoller-Frischauf
Tirol als einen der Top 3-Technologiestandorte Österreichs. "Wir
treiben die Technologieoffensive weiter voran, brauchen dazu aber
auch weiterhin den Bund als starken Partner ", appellierte
Zoller-Frischauf bei dieser Gelegenheit an den Bund, bei der
Forschungsfinanzierung keinesfalls nachzulassen.
Keuschnigg: "Heimische Universitäten sind das Nadelöhr der
österreichischen Forschungspolitik."
Der Direktor des Institutes für Höhere Studien in Wien und
Professor für Nationalökonomie an der Universität St. Gallen, Prof.
Christian Keuschnigg, widmete sich in einem Impulsvortrag den
Grundlagen erfolgreicher Forschungspolitik. Er hält die finanzielle
Förderung in Österreich für ausreichend, warnt aber, dass in
Forschung investierte Mittel ohne eine leistungsfähige Bildung nicht
jenen Effekt erzielen, den diese erzielen könnten. "Die heimischen
Universitäten sind das Nadelöhr der österreichischen
Forschungspolitik", konstatierte Keuschnigg. Diese Ausführungen
unterstrich er mit einem internationalen Vergleich: Während die
Universität Zürich pro Studierendem ein Budget von 38.000 Euro zur
Verfügung hätte, wären es an der Universität Wien nur 5.600 Euro.
Desweiteren stünden 100 Studierenden an der Universität Zürich 2
Professoren zur Verfügung, an der Universität Wien seien es nur 0,5.
"Würde man Österreichs Universitäten besser ausstatten, wäre das
zudem ein deutlicher Anreiz für die multinationalen Unternehmen, mit
ihren Forschungsdivisionen an den Standort zu kommen", so Keuschnigg
zu bestehenden Wechselwirkungen mit der Wirtschaft.
Nichtsdestotrotz konnte die Medizinische Universität Innsbruck
soeben die Führungsrolle in zwei großen EU-Projekten gewinnen und
diese beim Tiroler Standort Lunch in Wien präsentieren:
Eierstockkrebs innovativ therapieren
Univ.-Prof. Nicole Concin, Universitätsprofessorin für
Experimentelle Frauenheilkunde und Oberärztin des Departments für
Frauenheilkunde, stellte das neue EU-Projekt "GANNET53" vor: eine
Studie, welche sie mit 17 Partnern aus Österreich, Deutschland,
Belgien und Frankreich soeben erfolgreich an die Medizinische
Universität Innsbruck holen konnte. Das Konsortium möchte jenen
Patientinnen Hilfe bringen, bei denen nach primärer Behandlung des
Eierstockkrebses die Erkrankung wieder aufgetreten ist (Rezidiv) und
resistent gegenüber der platinhaltigen Standardchemotherapie ist.
Diese Patientinnen zeigen ein medianes Gesamtüberleben von rund 14
Monaten. Es besteht dringender Bedarf für eine effiziente neue
Therapieform, welche die Prognose verbessert und die Lebensqualität
durch Linderung der tumorbedingten Beschwerden sowie durch weniger
therapiebedingte Nebenwirkungen erhöht. Der innovative Therapieansatz
des Projektes richtet sich gegen die zentrale genetische Veränderung,
die in den Tumoren von annähernd 100% der betroffenen Patientinnen
beobachtet wird: das Vorliegen eines stabilisierten mutierten
p53-Proteins. Neueste wissenschaftliche Ergebnisse des
Projektpartners Universitätsmedizin Göttingen haben bereits gezeigt,
dass durch das Medikament Ganetespib das mutierte p53 Protein in
Krebszellen erfolgreich bekämpft werden kann. Dieses Konzept wird in
der GANNET53 Studie nun erstmals klinisch angewandt. Zur Durchführung
der Studie steht dem Konsortium ein Gesamtvolumen in Höhe von rund 6
Millionen Euro zur Verfügung.
Neue Perspektiven in der Schmerzmedizin
Wie Michaela Kress im Rahmen eines neuen EU-Projektes namens
"ncRNAPain" Biomarker finden will, mit denen Patienten mit einem
erhöhten Risiko für chronischen Schmerz identifiziert werden können,
davon berichtete Univ.-Prof.in Michaela Kress, Direktorin der Sektion
für Physiologie an der Medizinischen Innsbruck. Häufig entwickeln
Menschen mit Diabetes chronische Schmerzen oder nach Knochenbrüchen
bleiben schmerzhafte Entzündungen bestehen. Weiß man von vornherein,
bei welchen PatientInnen das Schmerzrisiko hoch ist und versteht man
den Schmerzmechanismus, kann frühzeitig eine optimal wirksame und vor
allem zielgerichtete Schmerztherapie bereitgestellt werden. Im Rahmen
ihres EU-Projektes arbeitet Michaela Kress mit einem internationalen
Konsortium aus Grundlagenwissenschaftlern und klinischen Forschern
zusammen, um die Rolle von nicht codierenden RNA-Abschnitten (werden
nicht in Proteine übersetzt) bei chronischen Schmerzen aufzuklären.
Die zehn Partner kommen aus verschiedenen Ländern, darunter
Deutschland, Frankreich und England. Insgesamt steht dem Projekt ein
Gesamtvolumen in Höhe von knapp 6 Mio. EUR für die nächsten vier
Jahre zur Verfügung.
Jenbacher Großmotoren von GE der nächsten Generation
Dr. Stephan Laiminger, Engineering Leader New Application bei der
Tiroler GE Jenbacher GmbH & Co OG, lenkte das Interesse des Publikums
im Anschluss auf den technischen Sektor. Er berichtete von der
Forschung des Industriebetriebs für die Großmotoren der nächsten
Generation. Jenbacher Großmotoren von GE eignen sich für die
Stromversorgung ganzer Städte. So produzieren die Stadtwerke
Rosenheim seit April des Jahres mit Unterstützung eines Jenbacher
J920 FleXtra Großmotors von GE 40 Prozent des Strombedarfs und 20
Prozent des Wärmebedarfs von Rosenheim umweltgerecht über
Kraft-Wärme-Kopplung.
Mit seinen Jenbacher Gasmotoren adressiert das Unternehmen den
weltweit steigenden Strombedarf (+35% allein bis 2020) und die
Tatsache, dass 1,4 Milliarden Menschen weltweit ohne Stromversorgung
leben. Grundsätzlich geht es um weitere Wirkungsgradsteigerungen bei
weiter gesenkten Emissionen. GE will seine Motoren so flexibel
gestalten, dass diese auch mit unterschiedlichen Kraftstoffen ohne
Leistungseinbußen arbeiten. Zudem sind die Gasmotoren in der Lage,
Netzschwankungen, die durch das Einspeisen von Wind- und Solarstrom
im Netz entstehen, auszugleichen. Das verlangt von den betreffenden
Motoren unter anderem die Fähigkeit, auf Netzschwankungen innerhalb
von Millisekunden anzusprechen.
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