• 19.11.2013, 18:46:19
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Tiroler Tageszeitung, Ausgabe vom 20. November 2013; Leitartikel von Wolfgang Sablatnig: "Bildung war nur mehr Nebensache"

Innsbruck (OTS) - Utl: Die unendliche Geschichte des
Lehrerdienstrechts ist eine von Eigeninteressen und Machtspielen.
Jetzt wird wohl der Beschluss folgen, Streik hin oder her. Im
Interesse der Schule müssten die Gespräche dann aber gleich
weitergehen.

Eine Episode aus dem Finale der Lehrerverhandlungen macht
deutlich, wie verfahren die Lage war: Die Regierungsvertreter haben
ein öffentlich angekündigtes Angebot gar nicht vorgelegt. Die Lehrer
hätten nicht danach gefragt, lautete die Begründung. Umgekehrt haben
die Gewerkschafter eine Einigung schon vor dem Gespräch für
unrealistisch erklärt und ihre Gewerkschaftskonferenz einberufen, in
der sie sich heute für Kampfmaßnahmen rüsten wollen.
Die Dienstrechtsverhandlungen mit ihren unzähligen Runden sind
schon lange einem Drehbuch gefolgt, das unweigerlich auf diese
Eskalation zusteuerte.
Mit dem einheitlichen Dienstrecht und verbesserter Durchlässigkeit
zwischen den Schultypen steht das Dienstrecht für eine Entwicklung in
Richtung gemeinsame Schule. Und mit der längeren Anwesenheit der
Pädagogen an den Schulen steht es für den Weg hin zu ganztägigen
Schulformen. Beides gefällt der ÖVP-dominierten Gewerkschaft nicht.
Verbunden mit dem notorisch schlechten Gesprächsklima mit den
SPÖ-Ministerinnen Claudia Schmied und Gabriele Heinisch-Hosek ging
dann bald gar nichts mehr.
Die Gewerkschaft auf der anderen Seite hat so oft und laut von den
Mehrstunden und den unannehmbaren Bedingungen für Junglehrer
gesprochen, dass bald niemand mehr ihre Beteuerungen glauben wollte,
ihr gehe es doch eigentlich um die positive Weiterentwicklung von
Schule. Und so bitter es für die zahllosen engagierten Pädagogen ist:
Übrig blieb das alte Bild der Lehrer, die allen gesellschaftlichen
und schulischen Entwicklungen zum Trotz zu Mittag nach Hause gehen
wollen.
Sieger - in den Begriffen der Macht - sind SPÖ und ÖVP, die einen
Beweis der Handlungsfähigkeit ihrer Regierung abliefern können: Sie
werden sich auch durch Lehrerproteste und Streiks vom Beschluss im
Nationalrat nicht abhalten lassen.
Damit auch die Schule gewinnt, sollten sich beide Seiten dann aber
sofort wieder an den Verhandlungstisch setzen. Das allseits begrüßte
neue Gehaltsschema könnte dabei außer Streit stehen. Und unbelastet
von Wahlen und Regierungsbildung könnten sie dann versuchen, das
moderne Bild des Lehrers und der Schule zu zeichnen, das Claudia
Schmied schon vor Jahren proklamiert hat. Das künftige Ergebnis der
Koalitionsverhandlungen wird ihnen hoffentlich den Weg weisen. Und
Zeit hätten sie bis zum Inkrafttreten des neuen Dienstrechts in fast
sechs Jahren genug.

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