- 13.11.2013, 11:27:05
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Keine Legionellen durch Kühlanlagen
Neue Norm regelt Wasserqualität in Verdunstungs-Rückkühlanlagen.
Utl.: Neue Norm regelt Wasserqualität in
Verdunstungs-Rückkühlanlagen. =
Wien (OTS) - In vielen technischen Prozessen, aber auch bei der
Klimatisierung von Räumen fällt überschüssige Wärmeenergie an. Eine
effiziente Methode, diese Wärme an die Umgebungsluft abzuführen, sind
Verdunstungs-Rückkühlanlagen. Eine neue ÖNORM hilft, das
unkontrollierte Wachstum von Mikroorganismen in derartigen Systemen
rechtzeitig zu erkennen und die entsprechenden Maßnahmen zu
ergreifen.
165 Erkrankungen und drei Tote innerhalb von sechs Wochen. Das ist
die tragische Bilanz des Legionellose-Ausbruchs in Warstein,
Deutschland, im September 2013. Ursache für das gehäufte Auftreten
untypischer, schwerer Lungenentzündungen in der deutschen Kleinstadt
war die Verbreitung des Bakteriums Legionella pneumophila unter
anderem über Aerosole aus einer industriellen Rückkühlanlage.
Effiziente Kühlung durch Verdunstung
"Aerosole entstehen, wenn Wasser versprüht wird oder Luft durch
einen Wasserkörper geblasen wird", erklärt Dipl.-Ing. Dr. Arno
Sorger. Der Leiter einer Prüf- und Inspektionsstelle für Trinkwasser,
Badewasser und Hygiene ist Vorsitzender des Komitees 140
"Wasserqualität" bei Austrian Standards und war maßgeblich an der
Entwicklung der neuen ÖNORM B 5020 zu den Anforderungen an die
mikrobiologische Wasserbeschaffenheit in Verdunstungs-Rückkühlanlagen
beteiligt. "Die effizienteste Art zu kühlen, ist jene über die
Verdunstung von Wasser. Kühlwasser wird versprüht oder über
Rieseleinbauten geleitet. Dabei verdunstet ein Teil des Wassers und
entzieht dem verbleibenden Wasser Wärme. Die dabei entstehenden
Aerosole sind allerdings ein hygienisches Problem. Bakterielle
Erreger wie der Auslöser der Legionärskrankheit in Warstein werden
über Aerosole verbreitet und vom Menschen durch die Atemwege
aufgenommen", beschreibt der Experte das Problem.
Dazu kommt, dass meist gleichzeitig Ventilatoren Luft über die
Einbauten blasen, um die Kühlwirkung zu verstärken. Mit dieser Abluft
gelangt ein Teil des versprühten Wassers als Aerosol nach außen und
kann mehrere hundert Meter vertragen werden. In diesem Aerosol können
Legionellen oder andere Mikroorganismen, die als Krankheitserreger in
Frage kommen, enthalten sein. Nicht gerade ein Wunschszenario für
Bakteriologen. Abhilfe schafft hier nur die sorgfältige und
regelmäßige Wartung der Anlagen.
Standard gibt Sicherheit
Die neue ÖNORM B 5020 definiert, wie die Wasserbeschaffenheit in
Verdunstungs-Rückkühlanlagen zu kontrollieren ist, um dem Wachstum
gefährlicher Mikroorganismen vorzubeugen. Das Regelwerk bezieht sich
auf Anlagen, bei denen im Kreislauf geführtes Kühlwasser verdunstet,
und macht präzise Angaben, wie und in welchen Zyklen Proben zu
entnehmen sind, wie mit diesen zu verfahren ist und wie die
Ergebnisse zu bewerten sind. Betreiber und Instandhalter derartiger
Systeme können damit ihre Anlagen sicher betreiben und darauf
vertrauen, dass sie auf dieselben Standards zurückgreifen wie die
überwachenden Behörden und jene Stellen, die die Untersuchungen
durchführen.
Oder, wie es Dr. Arno Sorger zusammenfasst: "Dank dieser Norm sind
die Ergebnisse der Analysen der Wässer in
Verdunstungs-Rückkühlanlagen vergleichbar, und es existieren erstmals
auch verlässliche Daten zum mikrobiologischen Wachstum in Kühltürmen.
Aus diesen wichtigen Vergleichswerten lassen sich Maßnahmen zur
Verbesserung ableiten, und gesundheitliche Risiken können in der
Zukunft eingegrenzt werden."
Die neue ÖNORM B 5020 "Anforderungen an die mikrobiologische
Wasserbeschaffenheit in Verdunstungs-Rückkühlanlagen" wurde mit 1.
November 2013 publiziert. Da es in diesem Bereich bislang europaweit
keinerlei normative Regelung gab, nimmt Österreich hier eine
Vorreiterrolle ein. Möglich wurde dies nicht zuletzt durch die
konstruktive Zusammenarbeit von Anlagenherstellern, Behörden,
Prüfeinrichtungen und Anwendern im Normengremium, betont
Wasserexperte Sorger.
Dass Bedarf an einem solchen Regelwerk besteht, beweist die
Bundeshauptstadt Wien. Die sanitäre Aufsicht der Stadt wird die ÖNORM
B 5020 in den Richtlinien "Arbeitskreis für Hygiene in
Gesundheitseinrichtungen" der Magistratsabteilung 15 erwähnen und
damit verbindlich erklären. Mit der Anwendung der darin formulierten
Standards kann Wien der Verbreitung schwerer Infektionen, die auf
Legionellen zurückzuführen sind, dauerhaft vorbeugen.
Bibliographie
ÖNORM B 5020 Anforderungen an die mikrobiologische
Wasserbeschaffenheit in Verdunstungs-Rückkühlanlagen
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