Wien (OTS) - Mindestanforderungen für die Berücksichtigung der
Politischen Bildung in der PädagogInnenbildung NEU sind das Ergebnis
einer Konferenz, zu der die Interessensgemeinschaft Politische
Bildung (IGPB) gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft für
Geschichtsdidaktik (GDÖ) und der Österreichischen Gesellschaft für
Politikwissenschaft (ÖGPW) am 25. Oktober 2013 eingeladen hatte. Mehr
als 50 VertreterInnen zahlreicher Universitäten und Pädagogischen
Hochschulen erarbeiteten gemeinsam einen Katalog von Forderungen, um
die dringend notwendige Berücksichtigung der Politischen Bildung an
den Universitäten und Pädagogischen Hochschulen sicherzustellen.
Übereinstimmung herrschte bei den ExpertInnen in der Einschätzung,
dass aus Anlass der PädagogInnenbildung Neu in den Studienprogrammen
für das Unterrichtsfach "Geschichte und Sozialkunde/Politische
Bildung" eine deutliche Ausweitung der Anteile für Politische Bildung
vorgenommen werden muss. Derzeit beschränkt sich dieser Anteil in
vielen Hochschulen auf kaum mehr als zehn Prozent des Fachstudiums.
Thomas Hellmuth, Vorsitzender der Interessensgemeinschaft Politische
Bildung, dazu: "Es ist inakzeptabel, dass Lehrerinnen und Lehrer im
Fach Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung zwar gut
Geschichte, aber nur randständig oder überhaupt nicht jene
Wissenschaften studieren, die für fachlich fundierte Politische
Bildung unerlässlich sind. Hierzu gehören vor allem
Politikwissenschaft, Soziologie und Didaktik der Politischen
Bildung." Während die ersten beiden Wissenschaften zumindest an den
Universitäten vorhanden, aber zumeist nicht an der LehrerInnenbildung
beteiligt sind, gibt es für die Politikdidaktik derzeit in Österreich
keine einzige besetzte Professur. Dieter Segert von der
Österreichischen Gesellschaft für Politikwissenschaft bekräftigt: "Es
ist evident, dass der Politikwissenschaft hier eine größere
Verantwortung zukommen muss und ich weiß mich einig mit engagierten
VertreterInnen meines Faches, die u.a. seit vielen Jahren die
,Informationen zur Politischen Bildung' herausgeben, dass sich die
österreichische Politikwissenschaft bei entsprechenden
Rahmenbedingungen deutlich stärker engagieren wird."
Überhaupt steht es um die Fachdidaktiken in Österreich nach wie
vor nicht zum Besten. Der ernüchternde Befund von Alois Ecker, Obmann
der Österreichischen Gesellschaft für Geschichtsdidaktik: "Geringe
institutionelle Unterstützung und Absicherung, vergleichsweise kleine
Studienanteile und nur wenige fachdidaktische Professuren erschweren
eine qualifizierte LehrerInnenbildung." Auf der Tagung wurden daher
die institutionelle Verankerung der Fachdidaktiken in eigenständigen
Organisationseinheiten sowie ein Anteil fachdidaktischer Studien von
mindestens 20 bis 30 Prozent des Gesamtstudiums im Unterrichtsfach
"Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung" gefordert.
Aber auch bei den Inhalten des Studiums besteht, so die einhellige
Auffassung der KonferenzteilnehmerInnen, dringender
Verbesserungsbedarf. Mindestens die wichtigsten Kerndisziplinen der
Politikwissenschaft und der Soziologie müssten von den Studierenden
dieses Fachs verbindlich zu belegen sein. Grundlagenkenntnisse
sollten hierbei vor allem in Themenfeldern wie Politischer und
Soziologischer Theorie, Politische Systeme, Gesellschaftsstruktur
sowie Internationaler Politik erworben werden. Dies gelte auch für
angehende LehrerInnen an Volksschulen, welche im Rahmen des
Sachunterrichts in vielerlei Hinsicht mit Politischer Bildung befasst
sind, hierauf bislang aber kaum vorbereitet werden. Bei der
Ausgestaltung solcher Studienangebote komme es allerdings darauf an,
den Bezug zu den entsprechenden Themen im Unterricht herzustellen.
Weiters wurde gefordert, dass endlich auch aus dem seit 1978
bestehenden Grundsatzerlass, der Politische Bildung als
Unterrichtsprinzip für alle Schultypen und Fächer definiert,
Konsequenzen für die LehrerInnenbildung gezogen werden: Künftig
sollten alle Lehramtsstudierenden aller Fächer ein Studienmodul
"Politische Bildung" belegen müssen, welches sowohl
politikwissenschaftliches als auch politikdidaktisches Grundwissen
vermittelt.
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