• 11.10.2013, 10:10:01
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MAK zeigt "FRANZ VON ZÜLOW. Papier"

Franz von Zülow, "Urwaldtiere", vor 1956

Wien (OTS) - Einen persönlichen Einblick in Franz von Zülows
Herangehensweise an Kunst und Kunsthandwerk eröffnet die Ausstellung
"FRANZ VON ZÜLOW. Papier" (27. November 2013 - 11. Mai 2014), die das
MAK dem österreichischen Maler und Grafiker anlässlich seines 130.
Geburtstags und seines 50. Todestags widmet. Inspiriert von der
Wiener Secession und der Wiener Werkstätte und zeitlebens geprägt von
der bäuerlichen Herkunft seiner Mutter, schuf Franz von Zülow (15.
März 1883 - 26. Februar 1963) ein umfassendes, in seiner Handschrift
unverkennbares Werk. Dank des direkten Zugangs des MAK zum gesamten
Nachlass des Künstlers zeigt die Ausstellung großteils persönliche
Exponate, die bislang der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt waren.

Franz von Zülow war ein Meister der Vielseitigkeit. Er erlangte
Bekanntheit mit Malereien und Ölbildern und beherrschte die Klaviatur
der angewandten Kunst. Die Ausstellung "FRANZ VON ZÜLOW. Papier" legt
den Fokus auf grafische, oftmals kleinteilige, dem Kunsthandwerk
zuzuordnende Arbeiten sowie auf große, kunstvoll gefaltete
Papiergebilde. Diese vielfach sehr privaten Zeugnisse seines Oeuvres
lenken den Blick auf eine bisher wenig bekannte Seite des Künstlers.

Zülow wurde am 15. März 1883 in Wien geboren und wuchs im kleinen
Ort Haugsdorf auf. Sein Vater entstammte mecklenburgischem Landadel,
seine Mutter einer niederösterreichischen Bauernfamilie. Zülows
Herkunft und seine Verbundenheit mit dem Bäuerlichen kommen in seinem
gesamten Werk zum Tragen. Als Zülow erste, in Haugsdorf entstandene
Bilder nach Wien brachte, erregten sie Aufmerksamkeit. Die
Kunstgewerbeschule nahm ihn als Schüler auf, und schon während der
Ausbildung schuf er Illustrationen und Entwürfe für die Wiener
Werkstätte.

Experimentierfreudigkeit und eine neue Auffassung von
Stilbewusstsein und Formwillen förderten die Faszination des jungen
Kunstgewerblers für den außereuropäischen Raum, allen voran Japan.
Wie viele seiner Kollegen war Zülow stark von der Kunst der Katagami
beeinflusst. 1903 adaptierte er die Technik der Färberschablonen zu
einem Druckverfahren, das er 1907 als Papierschnittdruck patentieren
ließ, und das ihm ermöglichte, von jedem Entwurf mehrere Drucke
herzustellen.

Zülow machte sich zunächst durch seine selbst herausgegebenen,
originellen, handgemalten beziehungsweise in kleinster Auflage
gedruckten "Monatshefte" (Dezember 1909 bis Juli 1915) einen Namen,
parallel dazu entdeckte er das Kunstgewerbe. Dekorative Arbeiten
nahmen in seinem Schaffen den breitesten Raum ein. Auf Tapeten,
Bilderbogen und Wandschmuck kam seine unverkennbare künstlerische
Handschrift am deutlichsten zum Tragen - und Zülow war zunehmend
gefragt. Er schuf dekorative Fresken und Goblins, unter anderem einen
großen Wandteppich für Kemal Paschas Residenz in Ankara (1932).

Auch die Wiener Werkstätte engagierte Zülow mit seinem farben- und
formenreichen Stil für Stoffentwürfe und Tapeten. Da Zülow stark im
Handwerklichen verankert blieb, fiel es ihm leicht, für die
Keramikwerkstatt Schleiss in Gmunden und die Porzellanmanufaktur
Augarten Entwürfe zu liefern. Zu seinen bedeutendsten und
monumentalsten Arbeiten gehören die Fresken für das Bräuhotel Clemens
Holzmeisters in Lofer (1929). In späteren Jahren konzentrierte er
sich mehr und mehr auf Staffeleibilder und Aquarelle, die bunt wie
die Bauerngärten sind, die er bevorzugt malte.

Zülow wurde auch mit Entwürfen für die Tapeten im Kinderzimmer des
Palais Stoclet von Josef Hoffmann beauftragt. Sie wurden allerdings
schließlich nicht verwendet, obwohl ihre seriellen Anordnungen und
die stark auf geometrische Formen reduzierten Figurenelemente der
Architektur des Hauses entsprochen hätten.

An Zülows Monatsheften, die von KünstlerInnen, u. a. Josef
Hoffmann, Gustav Klimt und Egon Schiele, abonniert wurden, wie auch
später in der Mappe "Die 12 Monate" (1921), die Zülow für die Wiener
Werkstätte gestaltete, wird seine vom Jugendstil herrührende,
dekorative Flächenkunst, die er mit Inspirationen aus der Volkskunst
kombinierte, besonders deutlich. 1927 erhielt Zülow einen seiner
populärsten Aufträge: Er wurde mit der neuen grafischen Gestaltung
der Tabakregie betraut und entwarf Zigarettenschachteln sowie den
Warenkatalog.

In seinem gesamten, vor allem von der Grafik bestimmten, Schaffen
entwarf Zülow immer wieder Werke für Kinder. Er zeichnete
bühnenartige Aquarelle und Kulissenbilderbücher im Stil eines
Dioramas und es erscheint fast selbstverständlich, dass Zülow auch
Puppentheater mit Kulissen aus Papier entwickelte, darunter das in
der Ausstellung gezeigte Kulissenbilderbuch "Aus 1000 und 1 Nacht"
(1946). In dem später entstandenen Bilderbuch "Gloria in Excelsis
Deo" (1954) beeindrucken die bunte Farbigkeit und die leichte,
schwerelose Gestaltung der räumlichen Inszenierung. Ähnlich verhält
es sich auch bei der in der Ausstellung gezeigten aquarellierten
Arbeit "Urwaldtiere" (vor 1956), die aus sechs bühnenartig
geschichteten Bildflächen besteht.

Am Zenit seines Erfolgs angelangt, erarbeitete Zülow im Jahr 1947
die "Malfibel", eine Zusammenstellung der seiner Ansicht nach
exemplarisch wichtigsten Techniken zur Dekoration von
Gebrauchsgegenständen. Anhand von 82 Abbildungen erläuterte er sechs
simpel zu bewerkstelligende Maltechniken, die ohne aufwändige
Apparaturen oder Vorbereitungen für den Druck- oder Malvorgang
verwendet werden können und konservierte damit sein im Wien der
Jahrhundertwende angeeignetes Formgefühl.

Zülow blieb Zeit seines Lebens ein "Angewandter". Ob als Entwerfer
für Stoffe und Tapeten (Wiener Werkstätte) oder für Porzellan
(Schleiss in Gmunden, Porzellanmanufaktur Augarten), in seinen
monumentalen Fresko-Arbeiten (Bräuhotel in Lofer, Schärdinger
Rathaus, Österreichisches Parlament) oder seinen Entwürfen für den
Vorhang des Akademietheaters und für die Türfüllungen der Linzer
Kammerspiele - Zülows technische und materielle Umsetzung eines
Themas war "mustergültig".

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Rahmen der
Publikationsreihe "MAK Studies": "FRANZ VON ZÜLOW. Papier",
herausgegeben von Christoph Thun-Hohenstein und Kathrin
Pokorny-Nagel, mit Beiträgen von Roland Girtler, Friedrich Heller,
Peter Klinger, Gerd Pichler, Kathrin Pokorny-Nagel, Christoph
Thun-Hohenstein, Verlag für moderne Kunst Nürnberg, 2013, 144 Seiten,
Euro 24.

Pressefotos stehen unter MAK.at/presse zum Download bereit.

PRESSEDATEN:

Pressekonferenz: Dienstag, 26. November 2013, 10:30 Uhr
Eröffnung: Dienstag, 26. November 2013, 19:00 Uhr
Ausstellungsort: MAK-Kunstblättersaal, MAK, Stubenring 5, 1010 Wien
Ausstellungsdauer: 27. November 2013 - 11. Mai 2014
Öffnungszeiten: Di 10:00-22:00 Uhr, Mi-So 10:00-18:00 Uhr,
Jeden Dienstag 18:00-22:00 Uhr Eintritt frei
MAK-Eintritt: Euro 7,90 / ermäßigt Euro 5,50 / Familienkarte Euro 11
/ Eintritt frei für Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre
Kuratorin: Kathrin Pokorny-Nagel, Leitung MAK-Bibliothek und
Kunstblättersammlung/Archiv
Expertenführung mit der Kuratorin: Donnerstag, 28. November 2013,
17:00 Uhr

Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM / Originalbild-Service
sowie im OTS-Bildarchiv unter http://bild.ots.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | MAK

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