• 10.10.2013, 17:00:31
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Wachstumslogiken der Zukunft

Hochkarätiges Symposium in Igls

Utl.: Hochkarätiges Symposium in Igls =

Innsbruck (OTS) - Die moderne Wirtschaft ist - wenn sie stabil
bleiben will - strukturell auf Wachstum angewiesen. Wenn das Wachstum
schwächelt, dann geraten Politiker in Panik, Unternehmen kämpfen ums
Überleben, Menschen verlieren ihre Arbeit. Eine Abwärtsspirale droht.
Wir stehen offensichtlich vor enormen Herausforderungen, welchen man
dringend mit schlüssigen Konzepten auf unterschiedlichen Ebenen
begegnen muss. Namhafte Experten beleuchten dieses Thema heute und
morgen bei einem Symposium in Igls. Zur aktuellen Situation ein
Beitrag von Dr. Franz Bailom. Er ist Gründer und Geschäftsführer der
IMP Denkwerkstatt und mit seinem Unternehmen Veranstalter in Igls.

EUROPAS WACHSTUMSRATEN VERGANGENER DEKADEN SIND IN WEITE FERNE
GERÜCKT

Obwohl sich die Situation für einige wenige Länder in Europa seit
dem Crash von 2008 wieder (leicht) verbessert hat, weist heute vieles
darauf hin, dass die Wachstumsraten vergangener Dekaden -
insbesondere für Europa - in weite Ferne gerückt sind.

Auch die jüngsten Prognosen deuten in diese Richtung

- Die EU-Kommission prognostiziert für 2013 eine stärkere
Schrumpfung der Wirtschaft als ursprünglich erwartet. Der Ausblick
auf 2014 fällt sehr bescheiden aus.

- Die OECD und der IWF prognostizieren, dass das "Wachstum der
Zukunft" außerhalb Europas stattfinden wird.

- Sämtliche Konjunkturbarometer verdeutlichen die zunehmend
schwierige Situation für den Mittelstand.

- Die Arbeitslosenquote in Europa liegt im Durchschnitt bei
erschreckenden zwölf Prozent.

Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass viele Ökonomen und
Politiker trotz dieses Wissens weiterhin die Meinung vertreten
(zumindest nach außen), dass das Wachstum vergangener Dekaden wieder
in seine gewohnten Bahnen zu lenken sei. Aus unserer Sicht gibt es
aber aufgrund der vorherrschenden globalen Rahmenbedingungen klare
Hinweise dafür, dass das "Wachstum der Zukunft" in Europa gefährdet
ist, was uns auch dazu veranlasst, drei Thesen aufzustellen.

These 1: Wachstum der Zukunft wird weitestgehend außerhalb
Europas stattfinden

Die Grundlogik von Wachstum basiert im Wesentlichen auf dem
Prinzip, dass die Bedürfnisse der Konsumenten nach Produkten oder
Dienstleistungen noch unzureichend befriedigt sind. Für Europa lässt
sich aber tendenziell feststellen, dass dieses Prinzip in Zukunft nur
im geringen Ausmaß greifen wird, weil

- unser geringes Bevölkerungswachstum nur bedingt neue mengenmäßige
Bedarfszuwächse auslösen kann

- große Teile der Gesellschaft weiterhin an Konsumfähigkeit
verlieren werden, zumal damit zu rechnen ist, dass das frei
verfügbare Einkommen zurückgehen wird bzw. anderweitig verwendet
werden muss

- viele Konsumbedürfnisse bereits heute auf einem unvorstellbar
hohen Niveau erfüllt sind und echte - und damit tatsächlich
mehrwertstiftende - Innovationssprünge in vielen Bereichen immer
seltener zu erwarten sind.

Die Grundvoraussetzungen für Wachstum sind also viel stärker in
Wirtschaftsregionen wie beispielsweise in Asien und in Teilen
Südamerikas gegeben - in Zukunft wahrscheinlich sogar in Teilen
Afrikas. Europäische Unternehmen sind daher gefordert, ihre
Zukunftschancen auch in diesen Wachstumsmärkten zu suchen.

These 2: Globale Unterschiede in den Rahmenbedingungen
reduzieren die Wettbewerbsfähigkeit Europas

Erschwerend kommt hinzu, dass das oben skizzierte
Nachfragepotenzial Europas zudem von der Wettbewerbsfähigkeit
europäischer Unternehmen im internationalen Vergleich beeinflusst
wird. Wenn europäische Unternehmen wesentliche Teile ihrer
Wertschöpfungsketten in andere Wirtschaftsregionen verlagern müssen,
um international bestehen zu können, werden noch mehr Arbeitsplätze
als bisher verloren gehen. Dementsprechend würde sich die Kaufkraft
in Europa weiter verringern.

Faktum ist, dass Europa im Vergleich mit den anderen
Wirtschaftsregionen bei sehr vielen der entscheidenden
Standortfaktoren markante Wettbewerbsnachteile aufweist. So zum
Beispiel bei Energiepreisen, Steuern oder arbeitsrechtlichen
Rahmenbedingungen.

Die Ursache liegt wesentlich darin begründet, dass die EU mit
ihren Regulierungen eine globale Vorreiterrolle hinsichtlich
Umweltschutz, sozialer Sicherheit etc. einnimmt - was auch richtig
und wichtig ist. Aber keine andere Wirtschaftsregion der Welt ist
heute bereit, Europa zu folgen. Vielmehr nutzen die anderen
Wirtschaftsregionen die daraus resultierenden kompetitiven Vorteile
aus, um das eigene Wohlstandsniveau anzuheben. Es ist folglich
anzunehmen, dass dadurch der Standort Europa für international tätige
Unternehmen mittelfristig immer unattraktiver wird.

Es sei denn, Europa gelingt es, die übrige Welt von der
Richtigkeit des eingeschlagenen Weges zu überzeugen, um endlich
entsprechende (Mindest-)Standards implementieren zu können. Oder
aber: Europa gelingt es, sich zu einem High-Tech-Kontinent mit echten
Alleinstellungsmerkmalen zu entwickeln, um obige Nachteile
aufzuheben.

These 3: Die Innovationskraft Europas gerät zusehends unter
Druck

Der vielfach angepriesene Weg der Innovationsführerschaft für
Europa ist nur bedingt tragfähig. Zum einen wird es weder der EU
insgesamt noch einem einzelnen Land gelingen, im globalen Umfeld die
Position des Innovationsweltmeisters UMFASSEND einzunehmen. Es ist
nämlich weder anzunehmen, dass die anderen Regionen schwächer werden,
noch sind die Menschen in diesen Regionen ungebildeter als wir.

Warum sollten sich diese Länder also auf eine Position der
verlängerten Werkbank einstellen? Sie werden natürlich genauso in
Hochtechnologien investieren wie wir. Zu glauben, dass Europa in
jeder Branche die Hochburg der Technologie sein wird, ist folglich
absurd. Selbst WENN wir es schaffen würden, darf man nicht vergessen,
dass ein Land nicht nur von Hochtechnologie lebt. Wir brauchen für
alle Qualifikationsstufen Jobs, denn wir haben nicht nur
Universitätsprofessoren auf dem Arbeitsmarkt. Das wäre zudem auch
nicht gesund.

Folglich muss Europa einerseits darauf achten, dass es gelingt,
die Innovationsführerschaft in systematisch abgeleiteten
Kompetenzfeldern aufrechtzuerhalten und auszubauen. Zum anderen muss
alles dafür getan werden, möglichst viele Teile der Wertschöpfung in
Europa zu behalten. Denn die Erfahrungen zeigen, dass die
Innovationsleistungen von Ländern, in denen keine Produktionen mehr
stattfinden, zu sinken beginnen. Das Basis Know-how für Produkt- und
Prozessinnovation verliert sich also mit dem Grad der Abwanderung.

Wachstumslogiken der Zukunft

 Symposium in Innsbruck-Igls

 Datum:   10. - 11.10.2013
 Ort:     Innsbruck-Igls

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | KOP

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