
Wien (OTS) - Im Hartmannspital fand am Samstag ein Symposium zum
Thema "Pflege in der Zeit des Nationalsozialismus" statt. Ziel war
es, diese Zeit als einen Teil der österreichischen Pflegegeschichte
aus verschiedenen Sichtweisen zu beleuchten. Starke Ordensfrauen,
Widerstandskämpferinnen und auch Täterinnen wurden ebenso
angesprochen wie die Opfer.
Den Beginn bildete ein Vortrag über starke Ordensfrauen in der
Pflege während der Kriegszeit. In der Krankenpflege tätige
Ordensfrauen waren in ständiger Beobachtung des NS Regimes. Markus
Golla brachte dazu Einblicke aus den Ordenschroniken der
Franziskanerinnen von der christlichen Liebe.
Zwischen Widerstand und Teilhabe
Am Beispiel des Rudolfinerhaus veranschaulichte Univ.-Prof. Dr.
Elisabeth Seidl, wie Krankenhäuser zum Teil von NS-Verbänden
übernommen wurden und Widerstandskämpfer und Parteimitglieder sich
plötzlich in den eigenen Reihen fanden.
Generaloberin Sr. Hilda Daurer beschreibt lebendig die Biographie
der seligen Schwester Restituta, die sich Zeit ihres Lebens für
Glaube, Menschenwürde und eine ganzheitliche Krankenpflege einsetzte.
Für die resolute OP-Schwester Restituta war ein Krankenzimmer ohne
Kreuze und christlicher Nächstenliebe undenkbar, doch das wurde ihr
zum Verhängnis.
Als sie einer Sekretärin ein regimekritisches Gedicht diktierte,
wurde sie abgehört, vom OP- Saal heraus verhaftet und 1998 als erste
Märtyrerin der Erzdiözese Wien seliggesprochen.
Historische Mitverantwortung der Pflege
Dr. Gerhard Fürstler verdeutlichte in seinem Vortrag "Die Akte
Anna Katschenka", dass sich die Pflege lange ihrer historischen
Mitverantwortung nicht bewusst war.
Er setzt sich dafür ein, nicht nur den Widerstand, sondern auch
die Mittäter zu beleuchten und tritt gegen die Anonymisierung der
Pflege in der NS Zeit ein.
"Die Pflege war nicht schlechter, aber auch nicht besser als
andere Berufsgruppen", so Fürstler. Die Stationsschwester Anna
Katschenka wurde verurteilt, an der "Todesbeschleunigung" am
Spiegelgrund beteiligt gewesen zu sein.
Die Welt der Opfer
Nicht nur Täter und Widerstandskämpfer, auch die Opfer wurden
thematisiert.
Mag. Waltraud Häupl arbeitet seit 16 Jahren an der Aufarbeitung
der NS Euthanasie an Kindern und Jugendlichen in der
"Jugendfürsorgeanstalt am Spiegelgrund". Unter den unzähligen Opfern
war auch ihre damals drei Jahre jüngere Schwester Annemarie.
Prof. Häupl öffnete einen Blick in die Welt der Opfer, eine Welt des
Grauens.
Was passiert ist, reicht bis heute
Pflegewirtin Anja Peters von der Sektion historische
Pflegeforschung Deutschland stellte die Biographien von Hebammen und
Pflegepersonen vor, die bislang noch kaum bekannt waren.
Widerstandskämpferinnen wie Täterinnen sollen uns auch heute
ermahnen, aus der Geschichte zu lernen.
Restituta Dokumentation öffnete bis 1 Uhr früh
Im Rahmen der Langen Nacht der Museen öffnete die
Restituta-Dokumentation im Anschluss an das Symposium. Bis 1 Uhr früh
erzählte Generaloberin Sr.M.Hilda immer wieder die bewegte Geschichte
der seliggesprochenen Ordensfrau von Geburt bis zu ihrer Hinrichtung.
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