Von Johannes Huber
Utl.: Von Johannes Huber =
Wien (OTS) - Die Grünen haben zugelegt. Im amtlichen Endergebnis
dürften ihnen rund zwölf Prozent ausgewiesen werden. Immerhin
eineinhalb Prozentpunkte mehr als vor fünf Jahren. Und vor allem: So
stark ist die Partei noch nie gewesen. Was wollen Eva Glawischnig und
Co. also mehr?
Der Schein trügt. In Wahrheit gehören die Grünen nicht zu den
Wahlsiegern. Zumal ihre eigenen Erwartungen wesentlich größer waren.
Glawischnig hatte zuletzt gar davon gesprochen, die Freiheitlichen zu
überholen. Gut, das mag sie nur zur Mobilisierung getan haben. Aber
15 Prozent hatten sie und ihre Mitstreiter schon erwartet.
Zu denken geben muss den Grünen mehreres: Erstens, dass sie vom
rot-schwarzen Niedergang nicht besonders profitiert haben; zweitens,
dass sie selbst nur etwa jeden zweiten Wähler des Jahres 2008 halten
konnten; und drittens, dass sie 57.000 Anhänger an die NEOS verloren
haben.
Warum also haben die Grünen nicht enttäuschte SPÖ- und ÖVP-Wähler
überzeugt? Weil sie ausschließlich auf das Korruptionsthema gesetzt
haben. Und zwar in einer Art und Weise, die als arrogant und
überheblich empfunden werden musste: Andere Politiker als "belämmert"
darzustellen, ist belämmert. Außerdem sollte man daneben weitere
Inhalte anzubieten haben. Wir haben schließlich eine
Wirtschaftskrise.
Dass die Grünen einen guten Teil ihrer Wählerschaft regelmäßig
austauschen, ist ein altes Phänomen. Das hat auch damit zu tun, dass
sie nicht über einen Bauernbund oder einen Gewerkschaftsflügel mit
festen Mitgliedschaften verfügen. Aber so wenig Bindung müsste nicht
sein. Die einzige Erklärung dafür ist, dass Glawischnig und Co. kein
dauerhaft überzeugendes Angebot haben.
Tatsächlich hat die Partei mit ihren Inhalten zuletzt ein
Weichspülprogramm nach dem anderen absolviert. Keine Rede mehr davon,
dass zum Beispiel Ressourcenverbrauch teurer bzw. der Spritpreis
erhöht werden soll. Stattdessen werden Wohlfühl-Botschaften
verbreitet. Das ist nett. Aber kein Grund, grün zu wählen. Da sind
die NEOS, die vor allem in gesellschaftlichen Fragen auf einer
ähnlichen Wellenlänge unterwegs sind, in ihren Aussagen schon
frecher. Und vor allem deutlicher.
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