• 08.09.2013, 13:37:05
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Paul Scharner im Ö3-"Frühstück bei mir" über brutale Rituale in Clubs und Feiern im Rotlicht: "Ich sehe mich nicht als Nestbeschmutzer"

Wien (OTS) - Am Montag hat er überraschend seinen Rückzug aus dem
Profi-Fußball verkündet - heute zog Paul Scharner in Ö3-"Frühstück
bei mir" eine bittere Bilanz über seine Karriere: "Ich habe mir eine
Liste gemacht: über die schöne Zeit und wann ich von der Fußballwelt
genervt war. Von den 14 Jahren Profi-Fußball waren ich genau fünf
Jahre und drei Monate glücklich und zufrieden, der Rest war Anecken
und Hadern. Auch mich hat diese Rechnung, die ich vor meiner
Entscheidung aufzuhören zur Klärung erstellt habe, eigentlich
erschüttert."

Offen wie kaum ein anderer Fußball-Star zuvor hat der 33jährige
Ex-England Legionär im Gespräch mit Claudia Stöckl über das von ihm
zitierte "Haifischbecken Fußball" gesprochen und brutale
Aufnahmerituale beschrieben, zum Beispiel das sogenannte "Pastern":
"Da wirst du gefesselt, das ganze Team zieht dich nackt aus, dann
wirst du eingeschmiert mit schwarzer Pasta am Arsch, und jeder kommt
und haut mit dem Badeschlapfen drauf." In Profi-Vereinen und
Akademien würde diese herbe Methode für Neuzugänge ausgeübt, er hatte
es 2002 als 21jähriger bei seinem Einstieg bei der Wiener Austria
erleben müssen. Paul Scharner dazu weiter auf Ö3: "Es geht darum die
Person zu brechen, dass sie alles mitmacht was die Rädelsführer
vorgeben. Es war ein harter Kampf, die Brille ist kaputt gegangen,
aber gegen fünfzehn andere hast du keine Chance. Ich war bereit jeden
einzelnen niederzutreten, der mir das angetan hat. Valentin Hobel,
mein Mentaltrainer, hat mich jedoch zurückgehalten."

Außerdem bekannte der Spitzenfußballer offen, dass das Fußball-
und das Rotlichtmilieu "oft eine intensive Verbindung haben."
Scharner erläutert im Detail: "Die Meisterfeier der Wiener Austria
2003 fand in einem Bordell statt. Ich wollte da nicht hin, ich bin
verheiratet und war meiner Frau immer treu. Aber ich war sowieso
verschrien als Einzelgänger und sogar als schwul, weil ich da nicht
mitgemacht habe." Auch eine Verhandlung mit einem italienischen Klub
2003 hätte in einem Bordell stattfinden sollen: "So soll der
Fußballspieler erpressbar gemacht werden, dass eben geoutet werden
könnte, dass ich im Puff mit dabei war." Dass der 40fache Teamspieler
mit seinen Erzählungen auch Kollegen verrät, stört ihn nicht: "Ich
sehe mich nicht als Nestbeschmutzer. Warum soll man da mitmachen und
schweigen? Außerdem habe ich ohnehin keine Freunde unter den
Fußballern."

Außerdem kündigt Paul Scharner, genauso wie sein Coach Valentin
Hobel, an: "Jetzt unterzutauchen." Zeitgleich mit seinem langjährigen
Schützling Scharner hat Hobel seine Karriere als Mental- und
Karrierecoach beendet. Scharner: "Das Ö3-Frühstück war jetzt mein
letztes Lebenszeichen für vier Monate. Und vier Monate dauert es
auch, dass sich eine Entscheidung setzt und neue Szenarien
hochkommen."

Nächstes Jahr will der rebellische Fußball-Star nach Österreich
zurückkehren, dann schon als vierfacher Vater - seine Frau Marlene
ist wieder schwanger. Bald beginnt er mit dem Hausbau am Gießhübl bei
Wien. Als zukünftigen Beruf kann sich der Ex-Kicker vorstellen "in
die Wirtschaft zu gehen. Als Coach oder Berater, ich habe in dem
Gebiet viel mitbekommen. In jedem Fall gehe ich komplett weg vom
Fußball."

"Frühstück bei mir" ist nachzuhören unter oe3.orf.at.(hb)

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