• 19.08.2013, 11:01:02
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"Es wird besser": US-Projekt für suizidgefährdete LGBT-Jugendliche kommt nach Österreich

Video-Statements sollen jungen Opfern von Bullying und Mobbing Zuversicht geben - Start am 19. August 2013

Utl.: Video-Statements sollen jungen Opfern von Bullying und Mobbing
Zuversicht geben - Start am 19. August 2013 =

Wien (OTS) - LGBT-Jugendliche, die unter Mobbing und Bullying leiden,
können nun in Österreichs mit mehr Unterstützung rechnen: Das 2010 in
den USA vom Journalisten Dan Savage initiierte Projekt "It gets
better" kommt nach Österreich. Mittels Video-Statements soll
betroffenen Jugendlichen Zuversicht gegeben werden.

Der Bedarf ist auch hierzulande gegeben: Lesbische, schwule,
bisexuelle und transidente (LGBT-) Jugendliche sind heute noch mit
vielen Problemen konfrontiert: Hänseln in der Schule, Ausgrenzung,
Gewalt und Suizid sind leider keine Seltenheit - auch in Österreich
nicht.

Studien zeigen: wesentlich höhere Suizidrate bei
LGBT-Jugendlichen

Zahlreiche internationale Studien weisen darauf hin, dass homo-,
bi- und transidente Menschen deutlich höhere Raten an Suizidgedanken,
Suizidversuchen und Suiziden aufweisen als heterosexuelle. Die
wenigen österreichischen Studien zeigen, dass auch österreichische
homo- und bisexuelle Menschen deutlich höhere Suizidversuchsraten
haben. In einer österreichischen Untersuchung hatten zum Beispiel 14
% der homo- und bisexuellen Teilnehmer_innen einen Suizidversuch
hinter sich, verglichen mit 1 % der heterosexuellen Teilnehmer_innen.
Am höchsten ist das Suizidrisiko während des Coming-outs, also meist
im Jugendalter.

Dazu der Experte für Suizidprävention, Dr. Martin Plöderl von der
Christian-Doppler-Klinik Salzburg: "LGBT-Jugendliche erleiden mehr
tatsächliche oder befürchtete Diskriminierung und erhalten weniger
soziale Unterstützung. Das macht krank."

Das erhöhte Suizidrisiko kann durch "Minoritätenstress" - Stress
aufgrund von Homophobie - erklärt werden. Dazu zählen u. a. Gewalt-
und Diskriminierungserfahrungen, Angst vor Ablehnung, Stress, der mit
der Geheimhaltung der Homosexualität verbunden ist, Selbstabwertungen
(so genannte "internalisierte Homophobie"), das Erleben von Isolation
und fehlende familiäre soziale Unterstützung. Auch heterosexuelle
Personen können Opfer von Homophobie werden, z. B. wenn sie durch ein
Abweichen von stereotypen Geschlechtsrollen für schwul oder lesbisch
gehalten werden.

Suizidprävention durch Abbau von Homophobie und "Role Models"

Eine Möglichkeit der Suizidprävention ist der Abbau von Homophobie
in der Gesellschaft. Dazu gehören nicht nur gesetzliche
Gleichstellungsmaßnahmen, sondern auch Aktivitäten in der Schule und
Bewusstseinskampagnen. Von primärer Bedeutung sind aber zweifellos
die Unterstützung der Jugendlichen im Familienverband sowie die
Möglichkeit der Identifikation mit "Role Models" (Rollenvorbilder).
Diese können überall zu finden sein: in der engeren sozialem Umgebung
(z. B. Mitglieder oder Bekannte der Familie) oder in der allgemeinen
Öffentlichkeit, also Personen des öffentlichen Lebens.

Ein Beispiel für schulische Aktivitäten ist das Peer
Education-Projekt "peerconnexion" der Homosexuelleninitiative (HOSI)
Wien. Dabei besuchen junge Männer und Frauen verschiedener sexueller
Orientierungen Schulen und beantworten offen und authentisch Fragen
zu Homosexualität. Im Rahmen von Workshops und Diskussion geben diese
"Peers" Informationen und stoßen Gedanken an. In ihrer Arbeit werden
sie von Psychologinnen und Psychologen unterstützt.

"In den letzten zwei Jahren bekommen wir immer mehr Anfragen von
Schulen und Jugendzentren. Der Bedarf wächst. Mit jedem Workshop
schaffen wir es, im Dialog mit den Jugendlichen Vorurteile
abzubauen", erläutert dazu Cécile Balbous, Mitarbeiterin des Peer
Education-Projekts "peerconnexion" der Homosexuellen Initiative
(HOSI) Wien.

2010 in den USA gestartet: Video-Statements mit der Botschaft
"It gets better"

Als vor einigen Jahren in den USA einige Fälle von Gewalt und
Selbstmorden öffentlich wurden, startete der Journalist Dan Savage
das Projekt "It gets better". In einem 9-minütigen Video mit seinem
Lebenspartner schilderte Savage sein eigenes Coming-out und
Schwierigkeiten bei der Akzeptanz in seiner sozialen Umgebung. In
Folge habe sich seine Lebenssituation durch seinen offensiven Umgang
mit seiner eigenen sexuellen Orientierung aber deutlich entspannt und
verbessert, wie Savage in seinem Video ausführt.

Dem Beispiel von Dan Savage folgten tausende schwule, lesbischen,
bisexuelle und transidente Menschen aller Alterskategorien in den
USA. Aber auch viele Prominente unterstützten das Projekt mit
Videobotschaften, darunter Präsident Barack Obama, Außenministerin
Hillary Clinton, Anne Hathaway, Lady Gaga und Ke$ha. Aber auch die
Belegschaften von großen Unternehmen stellten Videos online: Google,
Facebook, SAP, Credit Suisse und viele mehr. Tagtäglich werden Videos
von den verschiedensten Menschen hochgeladen, um Jugendlichen zu
helfen.

Seit 19. August in Österreich: "Es wird besser"

"It gets better" wurde zu einem globalen Projekt mit
Partner-Initiativen in zahlreichen Ländern, u. a. Dänemark, Spanien,
Mexiko, Italien, Schweden, Schweiz, Moldawien, Australien und in
mehreren Ländern Lateinamerikas. Am 19. August 2013 startet das
Projekt unter dem Titel "Es wird besser" auch in Österreich. Das
heimische Projekt wird von einem Verein getragen, der als
österreichischer Affiliate des US-Projekts formell anerkannt wurde
und sich aus Spenden finanziert.

Ted Farley, Executive Director des "It Gets Better"-Projektes in
den USA, formuliert seine Unterstützung in einer Grußbotschaft an den
österreichischen Partnerverein: "Since 2010, the It Gets Better
Project has focused on sending messages of hope to youth around the
world. We are thrilled to welcome Es wird besser to our family of
international affiliates and look forward to the positive changes and
inspiration this project will bring to LGBT youth in Austria."

eswirdbesser.at bietet Service und prominente Unterstützung

Die österreichische Website bietet neben den Video-Statements auch
Telefonnummern und Links zu Beratungs- und Servicestellen -
zugeschnitten auf die Zielgruppe von Jugendlichen zwischen 12 und 20
Jahren. Mit ihrem Beratungsangebot im LGBT-Bereich ist die
Beratungsstelle Courage sicher österreichweit führend. Jährlich
finden mehr als 1.000 Menschen den Weg in die Beratungsstellen in
Wien, Graz oder Innsbruck, der Anteil der Unter-20-Jährigen steigt
von Jahr zu Jahr. Dazu Hikmet Kayahan, Koordinator der
Beratungsstelle Courage: "Homosexualität ist eine Ausdrucksform
menschlicher Intimität und Liebesfähigkeit. Wenn wir das vermitteln
können, stärken und stützen wir die Jugendlichen, damit sie
selbstbewusst ihren ganz eigenen Weg gehen können, frei von Ängsten
und Zwängen."

Rund 25 Videos sind bereits zum Start mit Botschaften online. Dazu
gehören Video-Statements von Frauenministerin Gabriele
Heinisch-Hosek, der Europa-Abgeordneten Ulrike Lunacek, der Wiener
Vize-Bürgermeisterin Maria Vassilakou, dem Bundesrats-Abgeordneten
Marco Schreuder, dem NEOS-Vorsitzenden Matthias Strolz, der
Moderatorin Cathy Zimmermann, dem Modell-Agentur-Chef Mario Soldo,
dem schwulen Kabarettisten Alexander Georg und der US-Comedian
Rebecca Drysdale. Begleitet wird der Online-Gang durch Social
Media-Aktivitäten auf Twitter, Facebook und YouTube.

Jede und jeder kann selbst ein Video erstellen und zum Projekt
beitragen: User können ihr Video entweder selbst auf YouTube
hochladen und den Link einsenden oder das Video an
video@eswirdbesser.at (maximale Speichergröße 25 MB) schicken.

Presseunterlagen zum Download finden Sie unter:
www.eswirdbesser.at/presse

Rückfragen zum wissenschaftlichen Hintergrund:
Dr. Martin Plöderl, Experte für Suizidprävention,
Christian-Doppler-Klinik Salzburg
Tel +43-662-4483-56679
m.ploederl@salk.at

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