System Telekom war "etabliert" - "Hochegger kam immer wieder, wenn kein Geld mehr da war" - Mensdorff bekam Geld für "Tetron"-Auftrag
Utl.: System Telekom war "etabliert" - "Hochegger kam immer wieder,
wenn kein Geld mehr da war" - Mensdorff bekam Geld für
"Tetron"-Auftrag =
Wien (OTS) - In einem Interview in der Montag erscheinenden Ausgabe
des Nachrichtenmagazins "profil" gewährt Kronzeuge Gernot Schieszler
Einblicke in den Korruptionskomplex Telekom Austria. "Es war schon
immer so, es ist nicht plötzlich entstanden, es war gelebt. Das war
ein etabliertes System. Da konnte man nicht sagen: 'Ich mache da
nicht mehr mit.' Du hast als Manager ja nicht gewusst, mit welchen
Mächten du es dir anlegst."
Die Rolle von Peter Hochegger beschreibt Schieszler so: "Nachdem
ich Vorstand geworden war, sagte mir Hochegger in Gesprächen unter
anderem, was andere Vorstände so über mich dachten. Er warnte mich
oder empfahl mir Strategien. Hochegger ging bei den Vorständen ein
und aus. Es war ja so, dass die Vorstände untereinander kaum
kommuniziert haben." Der Lobbyist sei "oft stundenlang im Haus"
gewesen und "von einem zum anderen" gegangen. "Er kam einfach so
vorbei, stand plötzlich in der Tür. Dann wurden stets alle Anwesenden
rausgeschickt, und man hat ein wenig geplaudert." Über Hocheggers
Beratungsgesellschaft Valora, über die Zahlungen an Parteien und
Politiker abgewickelt wurden, sagt Schieszler: "Generell war es so,
dass Hochegger sich zehn Prozent behielt, und er kam immer wieder,
wenn kein Geld mehr da war. Dann sagte er: 'Gernot, wir müssen etwas
machen, es ist kein Geld mehr da.'"
Laut Schieszler standen jene 1,1 Millionen Euro, die Alfons
Mensdorff-Pouilly zwischen 2008 und 2009 bekam, in direktem
Zusammenhang mit dem sogenannten Tetron-Auftrag des Innenministeriums
2004 - was Mensdorff bestreitet. 2009 hatte Schieszler die
Überweisung einer letzten Tranche an Mensdorff veranlasst, was zu
seiner Abberufung als Telekom-Vorstand führte: "2009 waren noch
Altschulden zu tilgen, und es war sonst niemand mehr da, der das
abwickeln konnte." Die "Erfolgsprämie" in der Höhe von 300.000 Euro
habe Mensdorff "jedenfalls nicht für das, was auf der Rechnung
stand", erhalten: "Ob er vorher eine Leistung erbracht hatte, kann
ich nicht sagen. Mir wurde mitgeteilt, dass noch eine Summe offen und
zu bezahlen sei. Mit Tetron an sich hatte ich nie etwas zu tun. Mir
wurde jedoch Druck gemacht, dass endlich abgerechnet wird." Wer in
der Telekom Druck auf ihn ausgeübt hat, will Schieszler nicht sagen.
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