- 23.07.2013, 10:33:20
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Österreich: Bald keine Rinder mit Hörnern mehr
Enthornung ist schmerzhaft, schädlich und verletzt Tierwürde
Utl.: Enthornung ist schmerzhaft, schädlich und verletzt Tierwürde =
Wien (OTS) - Während die Werbung nur glückliche Kühe mit Hörnern
zeigt, ist die Enthornung von Rindern und Ziegen weltweit verbreitet:
in Österreich werden fast zwei Millionen Kühe gehalten (Statistik
Austria 2012), rund 84 % davon haben keine Hörner mehr. Die
Enthornung bei Jungtieren hat im letzten Jahrzehnt rasant zugenommen,
obwohl dadurch großes Tierleid verursacht wird. Das Ausbrennen der
Hornanlagen ohne Anästhesie - wie es bei Kälbern erlaubt und
verbreitet ist - verursacht massive Schmerzen. Auch
Wundheilungsstörungen sind häufig. Wenn die Tiere ohne ihre Hörner
leben müssen, verändert sich außerdem das Sozialverhalten, denn die
Hörner dienen dem Imponiergehabe: "Konflikte werden häufiger mit
Körperkontakt ausgetragen, da der gegenseitige Respekt geringer ist",
erklärt Prof. Susanne Waiblinger, Tierhaltungsforscherin an der
Veterinärmedizinischen Universität Wien.
Verträglichere Milch bei behornten Kühen
Der Demeterbund, der auf seine umfassenden Qualitätskriterien
innerhalb der ökologischen Landwirtschaft stolz ist, lässt als
einziger Bio-Verband der Kuh ihre Hörner. Und das obwohl in der
biologischen Landwirtschaft hornlose Rinder erlaubt sind. Doch
Demeter ist der Meinung, dass die Milchqualität sich mit der
Hornamputation verändert. Bildgebende Untersuchungen legen nahe, dass
die Milch von Demeter-Rindern weniger Allergene aufweist, und für
laktoseintolerante Personen verträglicher sei. Auch Blut- und
Milchanalysen von Kühen mittels bildgebender Verfahren offenbaren
vermehrt degenerative Prozesse.
http://www.zalp.ch/aktuell/suppen/suppe_2003_05/su_ho.html
Eine Dissertation der Universität Kassel zeigt zudem deutliche
Veränderungen des Blutes.
http://www.ots.at/redirect/Dissertation. "Abseits von Argumenten wie
der Milchqualität geht es uns vor allem um den Respekt vor der
Integrität des Tieres", ergänzt Herbert Lang Demeterbauer aus
Rohrbach im Mühlviertel.
Laufstallhaltung auch mit Behornung möglich
Die Enthornung liegt u.a. in der zunehmenden Umstellung auf
Laufställe begründet, was an sich positiv ist. Laufstallhaltung von
Tieren mit Hörnern ist jedoch anspruchsvoller. "Die Haltungsumgebung
sollte den Bedürfnissen der Tiere angepasst werden, derzeit ist dies
leider häufig nicht gegeben", erklärt Prof. Waiblinger. Auch sollen
die Tierhörner das Unfallrisiko für den Menschen erhöhen, doch das
stimmt nur bedingt: "Studien zeigen, dass die Haltung behornter
Milchkühe im Laufstall ohne übermäßiges Verletzungsrisiko möglich
ist. Die Unfallgefahr hängt vielmehr von der Qualität der
Mensch-Tier-Beziehung ab", so die Wissenschaftlerin.
Kuhhörner unterstützen auch Verdauung
Hörner sind für den Stoffwechsel der Kuh wichtig und unterstützen
die Verdauung: Die Kuhhörner werden spürbar wärmer, während die Kuh
wiederkäut. Der Kopfbereich hin zum Hornzapfen ist stark durchblutet
und mit Nerven durchsetzt. Beim Wiederkäuen kommen Gase hoch, diese
dringen in die Stirnhöhlen bis zu den Hornzapfen. Ohne Hörner ist die
Verdauungskraft eingeschränkt, sodass Milch und Mist (als Dünger)
schlechtere Qualität haben. "Wenn die Kuh ihre Hörner behalten darf,
behält sie ihre Würde. Uns ist es wichtig, dass Tiere artgerecht
gehalten werden und jene Milchqualität produziert, die dem Menschen
gut tut", sagt Andreas Höritzauer von Demeter Österreich.
Über Demeter
Demeter ist heute der einzige weltumspannende Bio-Verband. Die
Richtlinien des biodynamischen Landbaues (Demeter) gelten als die
umfassendsten und strengsten weltweit. Global werden rund 120.000 ha
nach Demeter-Richtlinien bewirtschaftet. Mit 67.000 ha hat
Deutschland den größten Anteil an Demeter-Flächen, gefolgt von
Ungarn, Frankreich, Italien und Indien. In Österreich bewirtschaften
177 Betriebe 5.600 ha.
www.demeter.at
Sendung zum Thema: "Warum haben Rinder keine Hörner?" - ORF Heute
Konkret, Heute um 18.30
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