Ausgabe vom 13. Juli 2013
Utl.: Ausgabe vom 13. Juli 2013 =
Wien (OTS) - Österreichs Bankwesen leidet an Erstarrung, selbst der
Bauchfleck, den Hypo Alpe Adria und Volksbanken AG hingelegt haben,
hat daran wenig geändert. Einer der Gründe liegt darin, dass auch
heimische Spitzenbanker nur mühsam akzeptieren, dass Österreich bei
seinen regulatorischen Entscheidungen nicht mehr autonom ist.
Mächtige Organisationen wie Raiffeisen und Sparkassen haben es -
gemeinsam mit ihren engen Verbindungen in die Politik - bisher
verstanden, ihre Eigenheiten zu verteidigen.
Damit ist nun leider Schluss, im Herbst kommt die Europäische
Zentralbank und prüft auch die heimischen Banken. Generalräte in der
Nationalbank oder heimische Abgeordnete werden darauf wenig Einfluss
haben. Es ist zu hoffen, dass die Banken ihre jeweiligen Geschäfte im
In- und Ausland richtig bewertet haben und es zu keinen zusätzlichen
Abschreibungen kommen wird. Auszuschließen ist dies allerdings nicht.
Nun kann niemand in Österreich Interesse daran haben, das ohnehin
wacklige Vertrauen in die Banken noch stärker zu erschüttern. Das
bedeutet aber, dass die Banken selber auch stärkere
Eigenverantwortung übernehmen. Sie wissen am besten, wo in der Bilanz
der Schuh drücken könnte. Wegschauen und weiterhin sektorale
Eigeninteressen über alles andere zu stellen, wird nicht mehr
funktionieren.
Raiffeisen, zum Beispiel, hat lange auf seine bewährte Struktur
gesetzt. Sie führt nun dazu, dass auch unterm Giebelkreuz Kapital ein
überaus wertvolles Gut geworden ist. Die versprochene Hilfe bei der
Rettung der Volksbanken AG ist aus diesem Grund immer noch nicht
vollständig umgesetzt. Die Kritik daran hielt sich in Grenzen,
niemand will es sich mit den mächtigen Raiffeisen-Bossen verscherzen,
die Politik nicht, die Behörden nicht und auch die Medien nicht.
Auch dies ist Bestandteil der Erstarrung im heimischen Bankwesen,
denn ohne Raiffeisen ist allein ob deren Größe eine Neuregelung des
Finanzsektors nicht denkbar. Bei den kommenden Verhandlungen zur
Abwicklung der Hypo Alpe Adria wird sich weisen, wie mutig die
Politik auftritt. Eines muss aber schon jetzt allen klar sein: Je
mutloser die Politik den Banken gegenübertritt, desto teurer wird es
für den Steuerzahler.
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