• 10.07.2013, 11:23:23
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Entgegnung zum Artikel "Österreich: Sozialer Aufstieg gelingt oft", Die Presse, 10. Juli 2013

Wien (OTS) - In ihrem heutigen Artikel "Österreich: Sozialer Aufstieg
gelingt oft" auf Seite 1 zitiert "Die Presse" eine "Studie" von
Statistik Austria, die sich angeblich des "viel zitierten Stehsatzes"
annähme, "die Einkommensschere geht auseinander." Die "Studie" von
Statistik Austria sei von der Industriellenvereinigung (IV) in
Auftrag gegeben und nunmehr der "Presse" exklusiv durch Clemens
Wallner (IV) zur Verfügung gestellt worden.

Statistik Austria legt Wert auf die Feststellung, dass die
zitierte "Studie" von Statistik Austria in dieser Form nicht
existiert. Was die Industriellenvereinigung bei Statistik Austria in
Auftrag gegeben hat, war eine Auswertung von Lohnsteuerdaten in Bezug
auf die Dezils-Mobilität. Diese Daten (drei einseitige Datentabellen
ohne jeglichen Interpretationstext) wurden der IV im März 2013
übermittelt. Die Interpretation und Darstellung der Zusammenhänge
liegt daher, ebenso wie Zeitpunkt und Form der Veröffentlichung,
ausschließlich in der Verantwortung der Industriellenvereinigung.

Inhaltlich ist zu der in dem Presse-Artikel wiedergegebenen
Interpretation Folgendes anzumerken:

- Die Datenauswertung betrachtet nur jene Gruppe von unselbständig
Erwerbstätigen, die sowohl zu Beginn als auch am Ende des
Betrachtungszeitraums in Beschäftigung ist (2000 bis 2011 sind das
43% der in einem dieser Jahre unselbständig Erwerbstätigen). Da jene
Personen, die in Arbeitslosigkeit geraten, hier unerfasst bleiben,
ist eine Schlussfolgerung in Richtung Armut bzw. Armutsgefährdung,
die häufig auch mit Erwerbslosigkeit verbunden ist, problematisch.

- Für eine Einschätzung der Armutsgefährdung ist das
Haushaltseinkommen ausschlaggebend, das aus den überlieferten
Lohnsteuerdaten jedoch nicht abgeleitet werden kann. Nicht enthalten
sind insbesondere Sozialtransfers, die für armutsgefährdete Personen
oft ein wichtiger Einkommensbestandteil sind.

- Auf Struktureffekte wird zu wenig hingewiesen. So ist der Aufstieg
in höhere Einkommensdezile beispielsweise auch darauf zurückzuführen,
dass zu Beginn der Betrachtungsperiode Berufseinsteiger mit niedrigen
Gehältern erfasst werden, während am Ende der Periode alle erfassten
Personen bereits zehn Jahre Lohnsteigerungen aufweisen können und
keine Berufseinsteiger mehr sind.

- Es ist erfreulich, dass sich in zehn Jahren 31,7% der betrachteten
Personen in ein besseres Dezil entwickeln konnten. Gleichzeitig ist
darauf hinzuweisen, dass dieser Gruppe 40,4% Absteiger
gegenüberstehen und sich 27,9% nicht verbessern konnten. In sieben
der acht Einkommensdezile, die Bewegungen nach oben und unten
aufweisen, überwiegt jene Gruppe, die absteigt.

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | STZ

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