Ein magnetbetriebener Teleskopnagel wurde im AKH Wien österreichweit erstmals in den Unterschenkel implantiert.
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österreichweit erstmals in den Unterschenkel implantiert. =
Wien (OTS) - In Folge einer Beinverletzung passiert es immer wieder,
dass nach der Ausheilung das verletzte Bein kürzer ist als das
andere. Wenn die Differenz mehr als zwei Zentimeter beträgt, ist eine
Beinverlängerung indiziert. Ansonsten können Folgebeschwerden in
Hüfte und Wirbelsäule auftreten. Für solche Beinverlängerungen kommen
sogenannte Teleskopnägel zum Einsatz. Ein neues Modell wurde im
Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien - Medizinischer
Universitätscampus österreichweit erstmals in den Unterschenkel
implantiert.
Knochenheilung und -neubildung ist eine lebenslange Fähigkeit des
menschlichen Körpers. Diese biologische Eigenschaft der
Knochenreparatur kann ausgenützt werden, um ein Längenwachstum zu
erzielen. Dabei wird der Knochen chirurgisch durchtrennt und so eine
künstliche Wachstumsfuge geschaffen. Eine Möglichkeit, den Knochen zu
strecken, ist der sogenannte Ringfixateur. Der sperrige, äußere
Rahmen kann die Lebensqualität allerdings erheblich einschränken.
Eine andere Möglichkeit sind Teleskopnägel. Sie werden in den
Markraum des Knochens eingesetzt und üblicherweise täglich um einen
Millimeter ausgefahren. Wie diese Verlängerung vorgenommen wird,
hängt vom Modell ab.
Frühere Modelle verfügen über eine Zahnradmechanik. Der Nagel wird
ausgefahren, indem das Bein um seine Achse nach links und rechts
gedreht wird. Dies kann für frisch operierte PatientInnen schmerzhaft
sein. Neuere Modelle verfügen über einen Elektromotor. Damit dieser
über ein außenstehendes Gerät gesteuert werden kann, bedarf es eines
unter der Haut liegenden Empfängers, der über ein Kabel mit dem Motor
verbunden ist. Das kann sich für PatientInnen unangenehm anfühlen.
Das neue im AKH Wien eingesetzte Modell funktioniert mithilfe eines
magnetbetriebenen Motors. Die Fernsteuerung interagiert direkt mit
dem Antrieb, wodurch Kabel und subkutaner Empfänger entfallen.
Ein weiterer Vorteil des Modells ist, dass es nicht nur aus- sondern
auch wieder eingefahren werden kann. Wenn beispielsweise in der
Achillessehne ein Spannungsgefühl entsteht, kann die Situation
einfach modifiziert werden. Die Erstoperation führte Univ. Prof. Dr.
Gerald Wozasek von der Universitätsklinik für Unfallchirurgie des AKH
Wien und der MedUni Wien durch. Sein 59-jähriger Patient hatte im
Alter von 18 Jahren einen Skiunfall, der dazu führte, dass ein Bein
um 3,5 Zentimeter verkürzt war. Bisher behalf er sich mit einem
Schuhausgleich. "Der Eingriff ist planmäßig verlaufen", erklärt
Wozasek. "Mit der Verlängerung beginnen wir in wenigen Tagen und in
voraussichtlich einem Monat wird der Patient gleich lange Beine
haben. Dann kann er zum ersten Mal seit 40 Jahren ohne Schuhausgleich
gehen."
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