Wien (OTS) - Am 20.6.2013 fand im Weltmuseum die Podiumsdiskussion
über Bildung statt. Johann Missliwetz, Gerichtsmediziner, stellte im
Namen der Bürgerinitiative Kinderrechte fest, dass Kinder gemäß KRK
1989 laut Artikel 28 das Recht auf Bildung haben. Die
Bundesregierung, die 21 Jahre später nur eine Rumpffassung der KRK
unter großem Getöse in den Verfassungsrang erhob, unterschlug diesen
Artikel. Bildung kommt im Gesetzestext nicht vor. Durch möglichst
frühe Förderung könne mit vergleichsweise geringen Kosten sehr viel
erreicht werden. Gabriele Bäck, Geschäftsführerin des Charlotte
Bühler Instituts, unterstrich diesen Punkt und forderte
Elementarpädagogik von hoher Qualität für alle Kinder.
Derzeit sei diese pädagogische Qualität in Österreich sehr
unterschiedlich. Diese langfristige Investition macht auch
volkswirtschaftlich Sinn. Eine amerikanische Längsschnittstudie
beschreibt Langzeiteffekte wie Erfolge in der Schule, niedrigere
Kriminalität und langfristig bessere Steuerzahler. Gottfried Ettl,
AHS Professor Latein, charakterisiert österreichische Lehrer: Ein
Drittel großartig, ein weiteres Drittel am Rande des Burnouts, das
letzte Drittel gehöre in einen anderen Beruf. Er fordert mehr
männliche Lehrer und nur Personen in diesem Beruf mit Zuneigung,
Vertrauen und Liebe zu den Kindern. Stefan Thomas Hopmann,
Universitätsprofessor Bildungswissenschaften, kritisiert, Schulen
seien in Österreich ein extraterritoriales Gelände, nicht
diskutierbar und in sich abgeschlossen. Schulen, egal in welcher
Form, müssen geöffnet werden. Das Schulversagen von Kindern, bzw.
sprachliche Schwierigkeiten von Migranten seien nicht den Kindern
anzulasten, sondern eine versäumte Bringschuld der Institution
Schule/Bildungswesen. Die innere Einstellung müsse verändert werden.
Kinder, die nicht ausgeschlafen, hungrig sind oder unter Armut
leiden, können nicht lernen.
Stefan Unterberger zitiert sein soziales Projekt WIENER LERNTAFEL
und fordert das Publikum und alle MitstreiterInnen auf, sich dafür
einzusetzen, dass jene Rahmenbedingungen geschaffen werden, in denen
Kinder mehr Spaß am Lernen und Zeit zum Spielen sowie Erfahren
vorfinden. Der Fokus der Entscheidungsträger bzw. Bildungsexperten
muss primär auf die Bedürfnisse der Kinder gerichtet werden. Dabei
ist die innere Einstellung den Kindern gegenüber wichtig, sie soll
von Wertschätzung, Anerkennung und Respekt getragen sein. Die
Diskussion wurde von Johann Berger, stv. Chefredakteur GEWINN, nicht
nur souverän geleitet, sondern Dank seiner hohen Sprachsensibilität
konnten auch die Zwischentöne in Worte gefasst werden.
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