- 13.06.2013, 10:00:25
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GLOBAL 2000-Studie: Gefährliches Pestizid im menschlichen Körper nachgewiesen
Drei von zehn ÖsterreicherInnen haben Glyphosat im Harn / Berlakovich muss Pestizid umgehend verbieten
Utl.: Drei von zehn ÖsterreicherInnen haben Glyphosat im Harn /
Berlakovich muss Pestizid umgehend verbieten =
Wien (OTS) - Drei von zehn untersuchten ÖsterreicherInnen hatten das
Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat bzw. seinen Metaboliten AMPA
(Aminomethylphosphonsäure) in quantifizierbaren Mengen im Urin. Das
ist eines der Ergebnisse einer europaweiten Untersuchung von
Glyphosat-Rückständen im Menschen. Zwischen Ende März und Mitte Mai
ließen die österreichische Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 und
ihr europäischer Dachverband "Friends of the Earth" (FOE) Urin-Proben
von insgesamt 182 Testpersonen aus 18 europäischen Ländern auf
Glyphosat untersuchen. Es handelt sich hierbei um die erste Studie
dieser Art.
"Dieser Befund ist besorgniserregend", kommentiert Helmut Burtscher,
Umweltchemiker von GLOBAL 2000, das Studienergebnis: "Bei Glyphosat
handelt es sich um ein Pestizid, das in Tierversuchen hormonelle
Wirkung zeigt und in zahlreichen wissenschaftlichen Studien mit
Störungen der Fortpflanzungsfähigkeit und der embryonalen Entwicklung
in Zusammenhang gebracht wird." Hormonell wirksame Pestizide stellen
für die menschliche Gesundheit deshalb ein besonderes Risiko dar,
weil hormonelle Effekte schon bei kleinsten Dosierungen auftreten.
Deshalb fordert GLOBAL 2000 schon seit dem Vorjahr ein
österreichisches Verbot von Glyphosat.
Die getesteten Personen sind im Alter von 15 bis 65 Jahren, leben im
urbanen Raum, verwenden nach eigenen Angaben keine Glyphosat-hältigen
Unkrautvernichtungsmittel und ernähren sich nicht überwiegend von
Bio-Lebensmitteln. Pro Land wurden zwischen acht und zwölf Personen
untersucht, wobei der Anteil positiv auf Glyphosat bzw. auf AMPA
getesteter Personen innerhalb der 18 europäischen Staaten
signifikante Unterschiede aufwies. Den höchsten Anteil belasteter
Testpersonen hatte Malta mit 90 Prozent, gefolgt von Deutschland mit
80 Prozent, Polen und Ukraine mit 70 Prozent, Belgien mit 64 Prozent,
Holland mit 63 Prozent, Tschechien und Zypern mit je 60 Prozent,
Lettland mit 55 Prozent, Spanien mit 50 Prozent, Frankreich, Kroatien
und Ungarn mit 40 Prozent, Österreich und Georgien mit 30 Prozent,
der Schweiz mit 17 Prozent und Mazedonien mit 10 Prozent.
Heidemarie Porstner, Landwirtschaftssprecherin von GLOBAL 2000,
erklärt: "Mehr als die Hälfte der Stadtbewohner Europas haben
Glyphosat im Körper. Dass Österreich mit dreißig Prozent belasteten
Personen im besseren Drittel liegt, ist aber noch lange kein Anlass
zur Freude, da Pestizide in unserem Körper grundsätzlich nichts
verloren haben. Dennoch darf darüber spekuliert werden, ob der
Bio-Anteil in Österreichs Landwirtschaft, der im europäischen
Vergleich der höchste ist, zu dem Ergebnis beigetragen hat.
Gesicherte Erkenntnisse, auf welchem Eintrittspfad dieses Pestizid in
unseren Körper gelangt, gibt es bislang aber nicht."
Eine mögliche Erklärung dafür, warum Personen, die weder beruflich
noch privat mit Glyphosat hantieren, dennoch diese Chemikalie im
Körper tragen, dürfte im sogenannten "Totspritzen" von Getreide zu
finden sein, eine auch als "Sikkation" (Trocknung) bezeichnete
Praxis, die seit einigen Jahren in Europa zunehmend Einzug hält.
Dabei wird das Getreide wenige Tage vor der Ernte mit Glyphosat
abgetötet, um eine rasche und gleichmäßige Trocknung bzw. "Reifung"
zu erzielen und den Erntevorgang und die Lagerung zu erleichtern. "In
Deutschland, wo das Totspritzen von Brotgetreide nach unseren
Informationen weit verbreitet ist, haben 80 Prozent der Testpersonen
Glyphosat im Harn, während in der Schweiz, wo Sikkationsspritzungen
verboten sind, nur zwei von zwölf Probanden belastet waren", sagt
Burtscher, und Porstner ergänzt: "In Österreich wird das Totspritzen
von Getreide ebenfalls praktiziert. Zahlen über den Umfang dieser
Spritzungen hat das Landwirtschaftsministerium bislang aber kein
bekannt gegeben."
Kritik an dieser Praxis übt auch der Umweltmediziner Dr. Hanns
Moshammer von den ÄrztInnen für eine gesunde Umwelt: "Mit dieser
Praxis steigt natürlich das Risiko, dass Rückstände des Giftes über
die Lebensmittelkette bis zu den KonsumentInnen gelangen. Auch wenn
die gefundenen Konzentrationen nicht zu unmittelbaren
Vergiftungserscheinungen führen, lassen sich Schäden in empfindlichen
Entwicklungsphasen wie zum Beispiel in der Embryonalentwicklung nach
derzeitigem Wissensstand nicht ausschließen."
Im Parlamentarischen Unterausschuss liegen seit einem Jahr
Entschließungsanträge der Abgeordeten Wolfgang Pirklhuber (Grüne) und
Gerhard Huber (BZÖ) für ein Verbot von Glyphosat auf. Der nächste
Agrarausschuss tagt am 25. Juni. Die Politik hat es in der Hand, noch
vor den Nationalratswahlen ein Verbot von Glyphosat zu beschließen.
GLOBAL 2000 fordert:
- Einen österreichweiten Zulassungsstopp für Glyphosat für die
Landwirtschaft, den öffentlichen Raum und den Hausgarten.
- Ein sofortiges Verbot von Sikkationsspritzungen bei Getreide, Raps
und Futtermitteln.
Glyphosat ist das weltweit meistverkaufte Unkrautvernichtungsmittel
und das meistgenutzte Herbizid in der EU. Eingesetzt wird es vor
allem in der Landwirtschaft, aber auch in Parks, im Weinbau oder in
Hausgärten. In Nord- und Südamerika wird es in großem Stil beim Anbau
gentechnisch veränderter Pflanzen ausgebracht. Außer Monsanto bieten
auch Bayer, Syngenta und BASF Unkrautvernichtungsmittel an, die
Glyphosat enthalten.
Ein ausführliches Hintergrundpapier und die Studie "Determination of
Glyphosate residues in human urine samples from 18 Europan countries"
steht auf www.global2000.at als Download zur Verfügung.
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