Umweltinformationsgesetz: Anschober in Berlakovich-Rolle?
110kV Gegner verlangen Offenlegung der Energie AG Verträge mit dem Verbund
Zell an der Pram (OTS) - In der Diskussion um das Bienensterben werteten Anfang Mai grüne Parlamentarier die Weigerung von Umweltminister Berlakovich ihre Anfrage nach dem Umweltinformationsgesetz zu beantworten als "Rechtsbruch" und "Amtsmissbrauch". Nun muss sich in Oberösterreich der Grüne Landesrat Rudi Anschober ebenfalls einer Anfrage nach dem Umweltinformationsgesetz stellen. Betroffene Grundeigentümer der geplanten 110kV Freileitung von Ried nach Raab fordern die Offenlegung der Strom-Beförderungs-Verträge der Energie AG mit der Verbund-Leitungs-Tochter Austria Power Grid, APG. Bernhard Wiesinger, einer der betroffenen Grundeigentümer: "Als zuständige Behörde für die Genehmigung der 110 kV Freileitung ist Landesrat Anschober verpflichtet, im Verfahren objektiv die materielle Wahrheit zu ermitteln. Das betrifft auch die Frage, ob die geplante Leitung wirklich in öffentlichem Interesse liegt oder bloßen wirtschaftlichen Interessen der Antragstellerin dient. Wir gehen davon aus, dass Anschober die APG-Verträge der Energie AG kennt und sie uns gesetzeskonform auch offenlegen wird. Anschober will sicher nicht in die Rolle von Berlakovich kommen."
Schlechte APG-Verträge motivieren Energie AG zum Leitungsbau
Hintergrund der Anfrage ist die Vermutung der Grundeigentümer, dass die geplante 110kV Leitung gar nicht zur Versorgung der 5000 Haushalte der Region Raab geplant ist, sondern nur den ersten Teil einer Strom-Transit-Trasse von Ried im Innkreis nach Ranna darstellt. Parallel zu der von der Energie AG geplanten 110kV Leitung existieren jedoch bereits zwei 220kV Leitungen der APG, nach Jochenstein bzw. Aschach, die mit geringem Mehraufwand den Transitstrom der Energie AG mit-transportieren könnten. Für die Energie AG hat die Nutzung der APG-Leitungen allerdings einen Haken: Sie hat mit der APG dem Vernehmen nach so unvorteilhafte Verträge abgeschlossen, dass sie quasi doppelt zahlt. Einmal bei der Entnahme aus dem 380kV Netz der APG und später erneut bei der Entnahme aus dem 110kV bzw. 220kV Netz der APG. Die zwischenzeitige Einspeisung von Strom in das Netz der APG wird der Energie AG hingegen nicht abgegolten. Wiesinger: "Es kann nicht sein, dass die Energie AG auf Kosten der Innviertler unnötig eigene 110kV Freileitungen baut, nur weil ihr Management nicht fähig oder willens ist, ordentliche Verträge mit dem Verbund auszuhandeln."
Ziel Erdkabel
Das eigentliche Ziel der Grundeigentümer ist die Verlegung der Stromtrasse Ried-Raab unter die Erde. Alleine für die Versorgung der Region Raab reiche ein 30kV Erdkabel. Freileitungs-Gegner Wiesinger:
"Unter realistischen Rahmenbedingungen gibt ein 30kV Erdkabel der Region Raab für über 100 Jahre Versorgungssicherheit. Jetzt, wo wir erfahren haben, dass offenbar die für die Energie AG schlechten Verträge mit der APG, der wahre Grund sind, warum sie stur auf dem Bau einer 110kV Freileitung beharrt wird, werden wir den Gegenbeweis zur offiziellen Argumentation antreten."
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