Vortrag von Atina Grossmann (Cooper Union, New York)
Utl.: Vortrag von Atina Grossmann (Cooper Union, New York) =
Wien (OTS) - Die Simon Wiesenthal Lecture wird sich diesmal mit einem
noch nicht geschriebenen, sowohl in der Geschichtswissenschaft als
auch in der Erinnerungskultur an den Rand gedrängten Thema
beschäftigen: Die Mehrheit der ca. 250.000 Juden, die die "letzten
Überlebenden"(She'erit Hapleta) des osteuropäischen Judentums waren,
wurden aus jenen Teilen Polens "zum Leben deportiert", die nach dem
Hitler-Stalin-Pakt sowjetisch besetzt worden waren. Fast umgehend
nach der Okkupation wurden sie in Zwangsarbeitslager nach Sibirien
und später, nach der deutschen Invasion in Juni 1941, nach
Zentralasien deportiert.
Von Hilfslieferungen des American Jewish Joint Distribution
Committee (Joint) unterstützt, wurde Stalins Sowjetunion so -
wenngleich grösstenteils unfreiwillig und unter harten
Überlebensbedingungen - in einem entscheidendem Ausmass zum
Zufluchtsort für mindestens drei Viertel aller polnischen Juden, die
so den Krieg überleben konnten. Der Vortrag will diese weitgehend
unerforschten Erfahrungen in unser Verständnis der Shoah integrieren,
gleichzeitig aber auch die Landkarte der Verfolgung, des Überlebens,
der Unterstützung und der Befreiung während und nach dem Zweiten
Weltkrieg neu zeichnen.
Atina Grossmann ist Professorin für Moderne Deutsche und
Europäische Geschichte an der Cooper Union, einem privaten College in
New York. Sie verbrachte Forschungsaufenthalte beim National
Endowment for the Humani- ties, beim German Marshall Fund, am
American Council of Learned Societies, am Institute for Advanced
Study in Princeton, an der American Academy in Berlin und am Center
for Advanced Holocaust Studies des United States Holocaust Memorial
Museums. Sie war Gastprofessorin an der Humboldt-Universität zu
Berlin sowie an der Friedrich-Schiller Universität Jena. Zu ihren
wichtigsten Publikationen zählen Reforming Sex: The German Movement
for Birth Control and Abortion Reform, 1920-1950 (1995), Jews,
Germans, and Allies: Close Encounters in Occupied Germany (2007, in
deutscher Übersetzung 2012 erschienen: Juden, Deutsche und Alliierte.
Begegnungen im besetzten Deutschland 1945-1949) und After the Nazi
Racial State: Difference and Democracy in Germany and Europe (2009).
Weitere Informationen:
www.vwi.ac.at
Simon Wiesenthal Lecture ""A Lost Holocaust Story: Jewish
Refugees in the Soviet Union and Iran During World War II."
freier Eintritt
Datum: Donnerstag, 13. Juni 2013, 18.30 Uhr
Ort: Dachfoyer des Haus-, Hof- und Staatsarchivs
1010 Wien, Minoritenplatz 1
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