Informationskampagne der österreichischen Zahnärzte

Utl.: Informationskampagne der österreichischen Zahnärzte =
Wien (OTS) - Unter dem Motto "Ende der ZahnSteinZeit" starten
Österreichs Zahnärzte eine Informationskampagne, um auf einen
veralteten Kassenvertrag aufmerksam zu machen, der teure
Selbstbehalte für die Patienten nach sich zieht und um das
Bewusstsein für eine moderne Zahnmedizin zu schärfen.
Vertrag aus den 1950er Jahren für Zahnmedizin des 21.
Jahrhunderts
"Der aktuell gültige Kassenvertrag stammt in den Grundzügen noch
aus dem Jahr 1957! Es geht um eine optimale Basisversorgung jedes
Patienten mittels abrechenbarer Kassenleistungen ohne Selbstbehalte",
fordert Dr. Hannes Westermayer, Präsident der Zahnärztekammer
Österreichs. "Wir wollen unseren Patienten zeitgemäße Behandlungen
auf Vertragsbasis bieten, die der Zahnmedizin des 21. Jahrhunderts
entsprechen!", so Westermayer.
Diese Forderung ergibt sich auch gerade in Bezug auf die aktuelle
Berichterstattung in den Medien von Gesundheitsminister Alois Stöger
und dem Vorsitzenden des Hauptverbandes der österreichischen
Sozialversicherungsträger, Dr. Hans Jörg Schelling, dass die
Krankenkassen saniert seien und von beiden die Bereitschaft bekundet
wurde, Mittel für die Zahnheilkunde bereitzustellen. Daher erwartet
die Österreichische Zahnärztekammer, dass die Leistungen des
Kassenvertrages nun rasch im Sinne der Patienten modernisiert werden.
"Wir fordern eine Modernisierung des Kassenvertrages und diese
müsste damit beginnen, dass zwischenzeitlich unzumutbare
Selbstbehalte und Zusatzzahlungen für die Patienten bei längst
anerkannten Behandlungsmethoden abgeschafft werden", erklärt der
Präsident der Zahnärztekammer Österreich. Er fordert daher Zugang zu
einer modernen Zahnmedizin für alle ÖsterreicherInnen. Es geht dabei
nicht um höhere Honorare für Zahnärzte, sondern um die Sicherstellung
einer leistbaren Basisversorgung für sozial schwache Patienten.
Weniger Kassenverträge, wachsende Bevölkerungszahl
Obwohl die Bevölkerung in den letzten zehn Jahren um fünf Prozent
gestiegen ist, hat die Krankenkasse 171 Kassenordinationen
eingespart, das entspricht sechs Prozent der Kapazitäten. "Dadurch
hat sich die Versorgungsqualität für die Patienten deutlich
verschlechtert. Das können und wollen wir unseren Patienten gegenüber
nicht verantworten", legt Westermayer dar.
Einen möglichen Ausweg aus dieser Entwicklung sieht die
Österreichische Zahnärztekammer in der Schaffung von
Gemeinschaftspraxen: "Es gibt die Gemeinschaftspraxis - aufgrund
ausufernder Auflagen - derzeit nur auf dem Papier", erläutert
Westermayer. "Wir sind gesprächsbereit und warten seit zwei Jahren
auf eine Antwort der Kassen auf unsere Vorschläge zu diesem Thema",
unterstreicht der Präsident der Österreichischen Zahnärztekammer.
Kinderzahnheilkunde nicht existent
Weiters fordern die Vertreter der österreichischen Zahnärzte eine
Aufnahme von Zahnvorsorgeuntersuchungen in den Mutter-Kind-Pass.
"Parodontitis ist die Volkskrankheit Nummer eins in Österreich. Im
Sinne der Vorsorge könnten mit wenigen, günstigen Untersuchungen
teure Folgekosten für die Gesellschaft vermieden werden", erläutert
Dr. Claudius Ratschew, Pressereferent der Österreichischen
Zahnärztekammer. "Derzeit sind etwa Untersuchungen durch einen
Orthopäden, einen Hals-Nasen-Ohrenarzt oder durch einen Augenarzt
verpflichtend vorgesehen. Ein Besuch beim Zahnarzt kommt nicht darin
vor, wäre aber dringendst nötig", so Ratschew. Dabei geht es nicht
nur um zahnärztliche Untersuchungen des Kindes, sondern auch der
Mutter. Und auch was die Leistungen des Kassenvertrages betrifft,
gibt es bei der Kinderzahnheilkunde Nachholbedarf, denn es gibt keine
speziellen Leistungen für Kinder im Kassenvertrag.
Kieferorthopädie, Stiefkind im Kassenvertrag
Schlussendlich ist den Kammervertretern eine moderne
Kieferorthopädie ein Anliegen. Seit 40 Jahren wurde praktisch keine
Änderung im Kassenvertrag an moderne Behandlungsmethoden vorgenommen,
obwohl es enorme Fortschritte gibt. "Gerade die Selbstbehalte für
Eltern sind sehr hoch, und ein kindgerechter Leistungskatalog fehlt
gänzlich", erläutert Dr. Karl-Anton Rezac, Kassenreferent der
Österreichischen Zahnärztekammer.
Lediglich die abnehmbaren Zahnspangen wurden 1973 in den
Kassenvertrag aufgenommen. Deren Verwendung sinkt heutzutage aber
stark, da festsitzende Behandlungen mit Brackets oder durchsichtigen
Folien bereits zum Standard gehören. Für abnehmbare Zahnspangen sieht
der Kassenvertrag einen grundsätzlichen Selbstbehalt von 50 Prozent
vor, für die öfter eingesetzte, festsitzende Kieferorthopädie
hingegen gibt es nur geringen Kostenersatz seitens der Krankenkassen.
Bei der Erstellung des Leistungskataloges im Kassenvertrag im Jahr
1957 gab es viele der heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse noch
nicht und daher ist die Kieferorthopädie bis heute ein Stiefkind im
Kassenvertrag.
Österreich in der ZahnSteinZeit
Die Österreichische Zahnärztekammer startet nun eine breit
angelegte Kampagne, um sowohl Medien als auch die Patienten für die
aktuelle Situation zu sensibilisieren. Die Informationskampagne unter
dem Motto "Österreich in der ZahnSteinZeit - Zeit, dass sich das
ändert!" umfasst insgesamt vier Plakatsujets, die in den kommenden
Wochen in den Zahnarztpraxen auf die aktuelle Situation aufmerksam
machen sollen. Weiters gibt es Folder, die aufgelegt werden sowie
Terminzettel für die Patienten. Die Laufzeit der Kampagne ist bis in
die Sommerwochen geplant.
Ziel ist es, Österreichs Patienten auf die unzeitgemäße Ausformung
des Kassenvertrages aufmerksam zu machen und Politik sowie
Entscheidungsträger bei den Sozialversicherungen dazu zu drängen,
gemeinsam mit den Zahnärzten den veralteten zahnärztlichen
Kassenvertrag im Sinne der Patienten endlich umfangreich zu
modernisieren.
Anhänge zu dieser Aussendung finden Sie als Verknüpfung im
AOM / Originaltext-Service sowie im Volltext der Aussendung auf
http://www.ots.at
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | NEF