- 30.04.2013, 14:47:28
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KORRIGIERTE WIEDERHOLUNG DER OTS0179 von heute: Buchpräsentation mit Überraschung: Erika Seda - "Ich bin eine gefährliche Frau!"
KORREKTUR ZU OTS_20130430_OTS0179
Wien (OTS) - Eine Überraschung erwartete Nationalratsabgeordnete i.R.
Dr. Erika Seda gestern Abend im Bruno Kreisky Forum anlässlich ihres
90. Geburtstages. Im Rahmen einer Festveranstaltung wurde die
Biografie "Erika Seda - 'Ich bin eine gefährliche Frau!' - Ein Leben
im Zeichen der Frauenrechte", das im Carl Gerold's Sohn Verlag
erschienen ist, von den Herausgeberinnen LAbg. Barbara Novak und
Dr.in Julia Danielczyk im 19. Wiener Gemeindebezirk präsentiert.
Womit Seda nicht gerechnet hat: Bundesministerin für
Frauenangelegenheiten und öffentlichen Dienst und jahrelange Freundin
von Erika Seda Gabriele Heinisch-Hosek hielt die Laudatio.
Nach der musikalischen Einlage der Band "Texas-Schrammeln", die
eine eigens komponierte Polit-Satire für die ehemalige
Frauen-Politikerin sangen, folgte ein Kurzfilm mit den
"Gustostückerln" aus den Nationalratsreden der 90-Jährigen, die die
Herausgeberinnen LAbg. Barbara Novak und Dr.in Julia Danielczyk
liebevoll aus vielen Stunden Material zusammengestellt hatten. "Das
du immer frei gesprochen hast, beweisen nicht nur diese
Aufzeichnungen aus dem Nationalrat, sondern zeigst du heute noch mit
dem unermüdlichen Elan und Einsatz in deiner Bezirkspartei in
Döbling", sagte Barbara Novak, die in ihrer Funktion als
Bezirksfrauenvorsitzende in der SPÖ Döbling mit Erika Seda auch
politisch zusammenarbeiten darf.
Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek hielt die Laudatio
Als Überraschungsgast wurde Bundesministerin Gabriele
Heinisch-Hosek eingeladen. Sie hielt die bewegende Laudatio auf die
einstige Politikerin, die maßgebliche Wegbereiterin der
österreichischen Frauenbewegung in den 1970er Jahren war und
bedeutende politische Reformen im Familien- und Frauenrecht
durchsetzte.
"Wer die Geschicke Österreichs, mit dem eigenen Leben und dem
eigenen politischen Engagement mitbestimmt hatte, hat viel zu
erzählen, " begann die Bundesministerin ihre Laudatio, "Als du Erika,
Barbara Novak und Julia Danielczyk vor zwei Monaten zu mir kamt, hab
ich eine Vision für mich gefunden: wenn ich 90 Jahre alt werde, wäre
ich so gerne wie du!" Auf die Frage von Erika Seda, ob jemand diese
Buch überhaupt lesen würde, antwortete die Frauenministerin: "Du hast
historisch bedeutend nicht nur dein eigenes Leben darin erzählt. Auf
der einen Seite schilderst du das Ende der 1. Republik und die Gräuel
des Zweiten Weltkrieges in Österreich, die du hautnah miterleben
musstest, auf der anderen Seite erzählst du, wie du an dem
Wiederaufbau Europas politisch mitgewirkt hattest. Das ist nicht nur
ein Stück Zeitgeschichte, sondern ein großes Stück Frauenpolitik, das
du uns in deinen Memoiren mitgibst."
"Mark- und Meilensteine" für die österreichische
Frauenbewegung
Erika Seda entschied sich in jungen Jahren ganz bewusst für ein
Leben als Hausfrau. Die gläubige Altkatholikin heiratete 1947 und
bekannte sich, akademisch gebildete Hausfrau zu sein. Die
selbstgewählte Berufsbezeichnung steht sogar in ihrer Biografie auf
der Homepage des österreichischen Parlaments geschrieben. Ihr
erworbenes Wissen aus ihrem Chemie- und Rechtswissenschaftsstudium
wendete sie in ihrer politischen Laufbahn an. "Du hast ganz wichtige
Mark- und Meilensteine der Österreichischen Innenpolitik festgelegt,
indem du die Familienrechtsreform (1975) initiiert und politisch
mitbestimmt hast", betont Heinisch-Hosek. Zudem ermöglichte Erika
Seda in den sogenannten "90 Tagen" zur Fristenlösung, dass Frauen
über ihren eigenen Körper selbst entscheiden konnten. Das gesetzliche
Abnabeln der Frau von ihrem Haushaltsvorstand, dem Familienerhalter,
stand für Erika Seda auf höchster frauenpolitischer Priorität. Durch
Maßnahmen wie die Einführung der Individualbesteuerung (1973) und der
Gütertrennung nach der Scheidung (1980) stand es Ehemännern nicht
mehr zu, darüber zu entscheiden, ob Frauen arbeiten dürfen oder
nicht. "Von diesen politischen Entscheidungen zehren wir heute noch.
Wir junge und mitteljunge Frauen stehen auf den Schultern dieser
Riesinnen, die dies damals beschlossen hatten," spricht
Heinisch-Hosek ihre Bewunderung aus.
"Wenn jetzt noch die Gschroppen der Ehebrecherinnen etwas
erben dürfen"
Das Zitat, das den Titel des Buches trägt, "Ich bin eine
gefährliche Frau" bestätigt, dass Erika Seda, sich nie ein Blatt vor
dem Mund genommen hat. Am Ende der Laudatio zitierte die
Frauenministerin eine Stelle aus dem Buch zum Thema Rechte für
uneheliche Kinder, die zeigt, wie schlagfertig Erika Seda auf die
Reaktionen und Zwischenrufe ihrer politischen Mitstreiter reagierte:
"Die Herrn Abgeordneten riefen zu mir nach vorne: das wäre ja noch
schöner, wenn jetzt noch die Gschroppen der Ehebrecherinnen auch
etwas erben dürfen. Und das war natürlich ungeheuerlich. Ich sagte,
meine Herren, wie heißt es in der Bibel bei der Steinigung der
Ehebrecherin so schön, wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den
ersten Stein."
Nach der Lesung von Dr.in Julia Danielczyk wurde das ursprünglich
geplante Honorar für die Herausgeberinnen in Form eines Schecks des
Carl Gerold's Sohn Verlags an die Volkshilfe gespendet. Anschließend
bedankte sich Sedas Familie für den Einsatz von Barbara Novak und
Julia Danielczyk für das Zustandekommen dieses Buches. Der Abend
wurde schließlich mit dem gemeinsamen Singen des Lieds "Brot und
Rosen" abgerundet.
Erika Seda - Sichtlich überwältigt mit persönlichem Wunsch
Politische WegbegleiterInnen wie Dr. Beatrix Eypeltauer, ehemalige
Nationalratsabgeordnete und Staatssekretärin im Bundesministerium für
Bauten und Technik (bis 1987), sowie der damalige Bundesminister für
Inneres (bis 1983) und Verkehr (bis 1977) Erwin Lanc gratulierten
Erika Seda, die sichtlich überwältigt von den 180 BesucherInnen war,
die anlässlich ihres Geburtstages in das Bruno Kreisky Forum
gepilgert waren.
Trotz des Buches als Geburtstagsgeschenk äußerte sie an diesem
Abend noch ihren persönlichen Wunsch: "In der Zeit des Triumvirats
Bruno Kreisky, Willy Brandt und Olaf Palme war man stolz darauf,
Sozialdemokratin gewesen zu sein. Nur derzeit sind wir in einem
sozialdemokratischen Tief und es tut mir leid zu sehen, wie unsere
Werte verflachen. Jeder will nur mehr Macht und mehr Geld. Aber trotz
meines Alters bin ich eine Optimistin, denn nach jedem Tief kommt
auch ein Hoch. Dafür bedarf es Persönlichkeiten, die ernsthaft,
ehrlich und glaubwürdig daran arbeiten, eine gerechte und bessere
Zukunft für Menschen dieses Landes zu schaffen. Solche
Persönlichkeiten wünsche ich mir zu meinem 90. Geburtstag. In diesem
Sinne danke ich Ihnen, den Initiatoren und den Gestaltern dieses
Abends."
Fotos (C) Ludwig Schedl:
https://www.dropbox.com/sh/5uxszptl7re1g23/PH92YJhUVy
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