• 26.04.2013, 09:00:36
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Initiative Rettet den Naschmarkt: Offener Brief an Herrn Bürgermeister Dr. Michael Häupl

Wien (OTS) - Sehr geehrter Herr Bürgermeister!

Bitte sorgen Sie dafür, dass Wiener Obst und Gemüse auf den Wiener
Märkten den Stellenwert bekommt, der ihm gebührt! Diese Wunsch ist
für uns kein "zurück zu vorgestern", denn kurze Transportwege sind
moderner denn je.

Wir haben auch nichts gegen Sushi, Kebab und Wasabi-Nüsse.
Aber dass Wien "eine Hochburg der Gemüseproduktion" ist, wie Sie im
aktuellen Wiener Landwirtschaftsbericht vermelden, erfahren die
Wienerinnen und Wiener leider nicht, wenn sie auf den Wiener Märkten
einkaufen. Denn stolze 6.000 Hektar Fläche, so Ihr Report weiter,
werden in der Bundeshauptstadt landwirtschaftlich genutzt. 1.000
Hektar sind sogar biologisch zertifiziert. Wo sind diese Wiener
Produkte?

Vielleicht gibt es sie ja auf den Wiener Märkten, die Wiener
Gurken und Paradeiser oder den Wiener Häup(t)lsalat - aber niemand
wirbt damit. Schade.

Wir sind Ihnen dankbar, Herr Bürgermeister, dass Sie sich um den
Erhalt der Wiener Kaffeehäuser, der Heurigen und der Wirtshäuser
sorgen und, dass Sie dem Wiener Wein zu neuem Höhenflug verholfen
haben!

Wiener Obst und Gemüse würde es auch verdienen. Schließlich
beträgt der Produktionswert der Wiener Bäuerinnen und Bauern stolze
100 Millionen Euro pro Jahr.

Ohne viel Aufwand könnte der Wiener Magistrat dafür sorgen, dass
zumindest ein paar (beispielsweise die frei werdenden) Marktstände
vorzugsweise an jene Betreiber vergeben werden, die
landwirtschaftliche Produkte aus Wien (und Umgebung) verkaufen.
Man wolle ins freie Spiel des Marktes nicht eingreifen, wendet Ihre
zuständige Magistratsabteilung ein? Wie das? Seit wann ist die Wiener
Stadtregierung dem Neoliberalismus verfallen? Bei der Vergabe der
Gastro-Verträge auf dem Wiener Rathausplatz wird peinlich genau auf
den jeweils gewünschten Mix geachtet. Warum geht das dort, aber auf
den Wiener Märkten nicht?

Und sollte irgendeine EU-Richtlinie einer solchen Vorgabe (= zum
Beispiel einer für Wien verordneten Mindestquote für Standeln mit
Wiener Produkten) entgegenstehen, dann könnte man immerhin den
Verkauf von Wiener Feldfrüchten auf Wiener Märkten fördern und
werblich unterstützen, das wird ja wohl noch erlaubt sein? Wie wäre
es beispielsweise, wenn das gemeindeeigene Biozentrum Lobau einen
eigenen Stand am Naschmarkt (oder einem anderen Wiener Markt)
betreibt?

Gerade eben wird der Wiener Naschmarkt baulich ausgeweitet, das
wäre doch eine tolle Gelegenheit, um dem Handel mit Wiener Obst und
Gemüse sichtbaren Auftrieb zu verleihen. Auf dass die Wienerinnen und
Wiener (und erst recht die zahlreichen Touristen) endlich wahrnehmen,
wie gut das Wiener Gemüse schmeckt! Vielleicht angepriesen mit einem
Werbeslogan "Natürlich Wien", "So schmeckt Wien" oder "Wien schmeckt
anders". G'sund ist Gemüse ja auch noch, sagen die Ärzte.

Keine Frage, dass sich allerlei Gründe vorbringen lassen, warum
das alles nicht geht - im Verhindern schwingt sich Bürokratie
zuweilen zu Höchstleistungen auf (das wissen Sie vermutlich besser
als wir). Etwa: Im Winter gibt es zu wenig frisches Wiener Gemüse. Na
und? Der Wiener Marmeladenkönig Hans Staud zum Beispiel zeigt am
Wiener Brunnenmarkt seit Jahrzehnten, wie man mit hochwertigen
heimischen Obstprodukten als reiner Händler reüssieren kann.
Außerdem könnte immer im Februar, wenn der junge Wiener Wein gefüllt
wird, der neue Jahrgang auf einem echten Wiener Marktstand
präsentiert werden, und im April, wenn noch keine Wiener Gurken reif
sind, wäre auch gegen direkt vertriebenen Marchfelder Spargel kaum
was einzuwenden.

Mit sympathischer Werbung für Handelsware, die maximal aus - sagen
wir - 50 Kilometer Umkreis, und somit umweltschonend, herangekarrt
wird.

Frei nach Tucholsky zitiert: "Wer seine Träume verwirklichen will,
muss erst mal aufwachen". Das alles geht, wenn man nur will. Deshalb
träumen wir weiter davon, dass unsere Wiener Märkte irgendwann diesen
ihren Namen zurecht tragen. Und dass auf Wiener Marktständen Wiener
Paradeiser und Wiener Erdäpfel und Wiener Radieschen mit Stolz
angepriesen werden.

In der Hoffnung, dass wir nicht alleine träumen und dass dieser
Traum vielleicht sogar wahr wird, ersuchen wir Sie um Ihre
Unterstützung.

Ihr
Peter Jaschke
Initiative Rettet den Naschmarkt

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