- 13.03.2013, 21:33:23
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Franziskus I. - Der erste Papst aus Südamerika
Jorge Mario Bergoglio wäre bereits 2005 fast zum Nachfolger Petri gewählt worden
Utl.: Jorge Mario Bergoglio wäre bereits 2005 fast zum Nachfolger
Petri gewählt worden =
Vatikanstadt, 13.03.13 (KAP) Papst Franziskus I. (Jorge Mario
Bergoglio, 76) ist der erste Vertreter Amerikas auf dem Stuhl Petri.
Mit dem Argentinier und Jesuiten ist seit mehr als 100 Jahren auch
wieder ein Ordensmann auf dem Stuhl Petri. Die katholische Kirche
hat damit ein für das 21. Jahrhundert von vielen erwartetes
Oberhaupt aus der Weltkirche.
Als Erzbischof von Buenos Aires benutzte Bergoglio öffentliche
Verkehrsmittel, bewohnte ein Apartment statt einer Bischofsresidenz
und setze sich für Benachteiligte ein. Er war unter den Außenseiten
der "Papabili" gereiht, jedoch als durchaus chancenreicher.
Bereits 2005 war Bergoglio fast zum Nachfolger Petri gewählt worden.
Er konnte damals beim Konklave bis zu 40 der 115 Stimmen auf sich
vereinen. Erst sein Rückzug zugunsten des erstgereihten Kardinals
Joseph Ratzingers hatte dessen Wahl mit großer Mehrheit möglich
gemacht.
"Kardinal der Armen"
Dass der charismatische neue Papst als "Kardinal der Armen" gilt,
kommt nicht von ungefähr: Bergoglio stammt aus einer Familie mit
fünf Kindern, deren Vater aus Italien eingewandert war und in
Argentinien bei der Bahn arbeitete. Wie viele seiner Landsleute
besitzt der 1936 geborene Kardinal auch heute neben der
argentinischen auch die italienische Staatsbürgerschaft und spricht
Spanisch und Italienisch, dazu nach einem Dissertations-Aufenthalt
in Deutschland 1985 auch etwas Deutsch. Der diplomierte Chemiker
gilt als Multitalent - als guter Koch, Opernliebhaber, Freund der
griechischen Klassik, Shakespeares und Dostojewskis als guter
Schwimmer und kräftig, obwohl er seit Kindheit mit Lungenproblemen
kämpfte. 2010 durchlebte er eine schwere Grippe, von der er sich
allerdings wieder erholt hat.
Bergoglios kirchliche Laufbahn begann mit seinem Eintritt in den
Jesuitenorden als 21-Jähriger. Kurz nach seiner Priesterweihe 1969
brachte er es zum Provinzial seiner Ordensgemeinschaft in
Argentinien (1973). Später Theologieprofessor, wurde er 1992 zum
Erzbischof-Koadjutor von Buenos Aires, 1998 zu dessen Erzbischof
ernannt. 2001 machte ihn Papst Johannes Paul II. zum Kardinal, der
zuletzt Mitglied in der Lateinamerika-Kommission, des Familienrates,
der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung und
der Kongregation für die Ordensleute ist.
Theologisch ist der Ordensmann als eher gemäßigt und dialogbereit
einzuordnen, zudem steht er der konservativen und sozial engagierten
Bewegung "Communione e Liberazione" nahe. Seine vergleichsweise
wenigen Worte haben Gewicht im traditionell katholischen
Argentinien, in dem sich 90 Prozent der 40 Millionen Einwohner zum
katholischen Glauben bekennen. Zu Weihnachten und Ostern besucht
Bergoglio ein Krankenhaus für arme Kinder oder ein Gefängnis, wäscht
den Kranken oder Gefangenen die Füße, doch sind öffentliche
Auftritte nicht seine Sache: Bergoglio ist wortkarg und medienscheu.
"Gemäßigt und dialogorientiert"
Interessant scheint zudem, dass der weithin als kirchenpolitisch
gemäßigt und dialogorientiert bekannte Kirchenfürst früher zu
politischen Streitereien möglichst Distanz hielt, seit hier jedoch
eine Kehrwende machte: Immer wieder eskalierten in den Folgejahren
Streitigkeiten mit dem damaligen Präsidenten Nestor Kirchner, den
Bergoglio öffentlich kritisierte: Seine Regierung respektiere die
demokratischen Institutionen nicht, sie handle konfrontativ und
autoritär, warf er ihr vor. Ein Hauptstreitpunkt war die Sozial- und
Sexualpolitik: So hatte Kirchner etwa gegen den Wunsch des Vatikans
einen argentinischen Militärbischof entlassen, der sich kritisch zur
Abtreibungspolitik geäußert hatte.
Seit dem Tod Kirchners 2010 herrscht mit dessen Frau Cristina
Fernandez Kirchner - der nunmehrigen Präsidentin der Gaucho-Nation -
ein freundlicherer Ton.
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