- 12.03.2013, 10:15:31
- /
- OTS0067 OTW0067
Realitätsfremde Vorgaben und Zertifizierungs-Chaos: "Am Ende zahlt der Hausbauer drauf!"
Jahresbilanz des Fachverbandes Steine-Keramik

Utl.: Jahresbilanz des Fachverbandes Steine-Keramik =
Wien (OTS) - Österreichs Wirtschaft verliert durch gravierende Mängel
in der Infrastruktur jedes Jahr rund 27 Milliarden Euro. Das
Grundsatzbekenntnis der Regierung zum Ausbau der Infrastruktur ist zu
wenig, wenn die Taten fehlen, stellt der Fachverband Steine-Keramik
in der WKO fest. Harte Kritik übt der Fachverband zudem an
realitätsfernen Vorgaben des geplanten Energieeffizienzgesetzes und
am Zertifizierungs-Chaos bei Baustoffen. Die einzigen, die etwas
davon haben, sind die Zertifizierer selbst. Bezahlen muss dies
letztendlich der Hausbauer.
Die Unternehmen des Fachverbandes der Stein- und keramischen
Industrie haben ihren Umsatz im Jahr 2012 um 0,22 Prozent von 3,339
auf 3,347 Milliarden Euro gesteigert. Dies hat die jährliche
Konjunkturerhebung unter den Mitgliedern ergeben. Zu den größten
Gewinnern zählen die Kalk- (+ 18,69 Prozent) und die Zementindustrie
(+ 4,19 Prozent), während die Naturwerkstein- (- 18,32 Prozent) und
die Transportbetonindustrie (- 4,54 Prozent) am meisten an Boden
verloren haben.
"In Anbetracht der schwierigen gesamtwirtschaftlichen Situation
ist das ein akzeptables Ergebnis", resümiert Andreas Pfeiler,
Geschäftsführer des Fachverbandes: "Dennoch haben wir mit zahlreichen
Baustellen zu kämpfen." Ein großes Problem sei zum Beispiel der
Rückgang der Beschäftigten in der Branche um 2,22 Prozent, von 14.133
auf 13.820. Hier gelte es in Zukunft besonders anzusetzen.
Infrastruktur: Wirtschaft verliert 27 Milliarden Euro pro Jahr
Im Infrastrukturbereich seien etwa dringend Maßnahmen nötig. Zwar
bekennen sich beide Regierungsparteien grundsätzlich zum Ausbau der
Infrastruktur, tatsächlich wird aber mit dem Hinweis auf die
Budgetlage deutlich zu wenig investiert. Daher kostet die derzeit
alles andere als optimale Situation die Wirtschaft eine Menge Geld.
Der jährliche Infrastrukturreport besagt, dass Österreichs
Wirtschaftsleistung im Jahr 2012 bei entsprechendem Ausbau um gut 27
Milliarden Euro (neun Prozent) höher wäre. Der Wertschöpfungsverlust
seit 2005 beträgt sogar 181,1 Milliarden Euro.
Investitionen in die Zukunft bringen höhere Steuereinnahmen
"Im Gegensatz zu vielen anderen Ausgaben der öffentlichen Hand,
ist der Ausbau der Infrastruktur eine Investition in die Zukunft.
Eine bessere Infrastruktur schafft Arbeitsplätze (nicht nur in der
Baustoffindustrie), macht den Standort attraktiver, führt zu
Kostensenkungen, bewirkt eine höhere Wettbewerbsfähigkeit und damit
letztlich auch höhere Steuereinnahmen", sagt Manfred Asamer, Obmann
des Fachverbandes Steine-Keramik. "Deshalb ist es uns besonders
wichtig, dass die Entscheidungsträger aus Politik, Verwaltung und
Wirtschaft diesem Thema den Stellenwert geben, den es verdient. Das
Bekenntnis der Republik zum Ausbau der Infrastruktur muss sich auch
im Koalitionspapier einer künftigen Regierung finden. Dem Bekenntnis
müssen allerdings auch entsprechende Taten folgen."
Transportoptimierung: Ministerium verweigert Gespräche
Besonders schwierig ist es, mit dem Bundesministerium für Verkehr,
Innovation und Technologie zum Thema Transportoptimierung ins
Gespräch zu kommen. "Hier wird stets das Thema 'Gigaliner'
vorgeschoben", so Asamer. Gigaliner seien allerdings für die
Baustoffbranche kein Thema, weil diese weder ökonomisch noch
ökologisch sinnvoll eingesetzt werden können.
Vielmehr ist es das Ziel der Branche, ihre jährlichen Lkw-Fahrten
um 15 Prozent zu reduzieren. "Dies wären 1,2 Millionen Fahrten pro
Jahr oder 74,4 Millionen Straßenkilometer weniger. Einsparen könnte
man 60.000 Tonnen CO2-Emissionen. Erreicht werden kann dies durch
eine leichte Anhebung der Gewichtslimits. Ein um zehn Prozent höheres
Gesamtgewicht der Lkw wäre ausreichend", erklärt Asamer. Aufgrund der
kurzen Distanzen - der durchschnittliche Transportweg beträgt rund 30
Kilometer - ist auch der Bahntransport keine Alternative. Zudem
lassen die ÖBB immer mehr Verladestellen auf. Dies verschärft die
Situation zusätzlich.
Energie - Emissionen: Realitätsfremde Vorgaben
Ein weiteres Problem sieht der Fachverband Steine-Keramik im
riesigen Geld- und Verwaltungsaufwand, der nötig ist, um die Vorgaben
des geplanten Energieeffizienzgesetzes zu erfüllen. "Dadurch werden
bereits effiziente Betriebe, die kein weiteres Einsparungspotenzial
mehr besitzen, bestraft", kritisiert Andreas Pfeiler, Geschäftsführer
des Fachverbandes. Vor allem in der Zement- und Kalkindustrie seien
die Vorgaben realitätsfremd. Das Einsparungspotential ist dort sehr
gering.
Weiters plant die EU-Kommission die Zahl der Emissionszertifikate,
die versteigert werden können zu verringern. Erst 2019/2020 soll es
wieder mehr solcher Zertifikate geben. "Aufgrund der ungenauen
Formulierungen sind wir gegen diese auch EU-intern höchst umstrittene
Maßnahme", sagt Andreas Pfeiler. Es bestehe zudem die Gefahr eines
permanenten "Set-Asides" - d.h., dass die nötigen Zertifikate später
nicht mehr zur Verfügung stehen. "Wir haben unsere Argumente bereits
den EU-Abgeordneten übermittelt. Die Planungssicherheit für
Unternehmen und die Integrität des Systems müssen bewahrt werden. Die
EU-Kommission darf ein funktionierendes System nicht willkürlich
verändern.", fordert Pfeiler.
Wohnbauförderung: "Erwarten uns klares Bekenntnis!"
Aufgrund des weiterhin gravierenden Wohnungsmangels bleibt auch
das Thema Wohnbauförderung im Mittelpunkt des Interesses der
Baustoffindustrie. In den nächsten zehn Jahren werden wegen des
Bevölkerungswachstums bundesweit rund 35.000 geförderte Wohnungen pro
Jahr notwendig. "Die Verhandlungen zum Finanzausgleich sind
entscheidend für die Wohnbaupolitik bis zum Jahr 2020. Wir erwarten
uns ein klares Bekenntnis zur Wohnbauförderung, um Wohnen leistbar zu
machen und den Wohnungsbedarf zu decken", sagt Bernd Wolschner,
stellvertretender Obmann des Fachverbandes Steine-Keramik.
Lob gibt es von Wolschner für den Sanierungsscheck. 650 Millionen
Euro an Investitionen, 9.800 Arbeitsplätze und 3,3 Millionen Tonnen
weniger Emissionen im Jahr 2012 seien Beweis, dass die Offensive zur
thermischen Sanierung funktioniert. Zudem hätten die neuen
Förderrichtlinien die bürokratischen Hürden deutlich verringert. "Wir
freuen uns, dass unseren Forderungen nach einem einfacheren
Antragsverfahren Rechnung getragen wurde und begrüßen die erneute
Offensive für das Jahr 2013."
Bauprodukt-Zertifikate: "Bringen nur den Zertifizierern
etwas!"
Mehr Schwierigkeiten bereitet der Baustoffbranche die Komplexität
der Umweltdeklarationen für Bauprodukte. Diese EPD (Environmental
Product Declarations) gelten als Basis für die
Nachhaltigkeitsbewertung von Gebäuden. Vor allem die gegenseitige
Anerkennung von Zertifizierern aus Österreich und Deutschland stellt
ein Problem dar, weil die deutschen und österreichischen EPDs auf
unterschiedlichen Datensätzen basieren.
"Es ist notwendig, in diesem Bereich etwas zu tun, aber mit Maß
und Ziel. In der derzeitigen Form bringen die EPD nur den
Zertifizierern etwas. Am Ende zahlt der Hausbauer drauf", kritisiert
Wolschner. Der Fachverband der Stein- und keramischen Industrie ist
bereit, sich hier produktiv einzubringen, Vorschläge abzugeben und
Lösungen aktiv mitzugestalten.
Weitere Bilder unter: http://www.apa-fotoservice.at/galerie/3902/
Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM / Originalbild-Service
sowie im OTS-Bildarchiv unter http://bild.ots.at
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | MST