- 09.03.2013, 13:19:11
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Hilferuf eines vernachlässigten europäischen Landes
Solidaritätsdemonstration vor dem Burgtheater am 10. März 2013 ab 10:00 Uhr
Utl.: Solidaritätsdemonstration vor dem Burgtheater am 10. März 2013
ab 10:00 Uhr =
Wien (OTS) - Das Volk in Bulgarien wird seit 23 Jahren im eigenen
Land systematisch von allen Regierungen, die an die Macht gekommen
sind, unterdrückt. Die Ergebnisse dieser langjährigen
Fehlentwicklungen der bulgarischen Politik sind katastrophal, nicht
nur für das Land. Sie haben auch Auswirkungen auf alle Länder der
Europäischen Union.
21 Prozent der bulgarischen Bevölkerung, das sind über 1,6
Millionen Menschen, leben heute unter der Armutsgrenze, jede 4.
bulgarische Familie muss mit weniger als EUR 300 pro Monat auskommen.
Mit einem monatlichen Durchschnittsgehalt von etwa 330 Euro müssen
die Bulgaren bis zu der Hälfte davon für Stromkosten ausgeben. Es ist
daher nicht weiter verwunderlich, dass über 2 Millionen Bulgaren ihre
Familien in Bulgarien verlassen haben, um in den reicheren Ländern
Europas Lebensunterhalt für sich selbst und für ihre Familien in
Bulgarien zu verdienen. Die im Ausland lebenden Bulgaren sind
augenblicklich auch die größten Financiers in Bulgarien. EUR 408
Millionen sind in der ersten Jahreshälfte 2012 von Privatpersonen
nach Bulgarien geflossen, doppelt so viel wie die Summe der
Direktinvestitionen in diesem Zeitraum, i.H.v. EUR 220 Millionen.
Man hört empört aus einer Reihe europäischer Länder, dass sie
diese Flut von Menschen nicht aufnehmen können. Tatsache ist
allerdings, dass der größte Teil dieser Auswanderer niemals ihr Land
verlassen hätte, hätten sie dort eine Chance zu überleben und ihre
Familien zu ernähren.
Neben der wirtschaftlich bedingten Auswanderung existiert eine
Reihe anderer Faktoren, die das Leben in Bulgarien unmöglich machen.
Die Liste ist leider lang:
extreme hohe Kriminalität, massiver Drogenmissbrauch, vorherrschende
Mafiastrukturen und Korruption, nicht funktionierenes Rechtssystem,
schlechtes Gesundheitssystem, hohe Sterblichkeitsraten,
unterentwickeltes Bildungssystem usw.
Unter solchen Bedingungen können und wollen wir, nach Österreich
ausgewanderten Bulgarinnen und Bulgaren, nicht leben. Es ist leider
ein Leben, in dem die Grundrechte der Menschen nicht beachtet werden
und es keine vernünftige konstruktive Politik gibt, die für unser
Land wieder eine Zukunftsperspektive entwickelt.
Das bulgarische Volk hat das erkannt und demonstriert seit Anfang
Februar 2013 für eine Verbesserung der Lebensumstände im Land.
Begonnen hat der Protest gegen die hohen Strompreise, aber
mittlerweile richtet er sich gegen die untätige Regierung, die keine
Lösungen für Beendigung der Krise bietet.
Wir, eine Gruppe von in Österreich lebenden Bulgarinnen und
Bulgaren zeigen Solidarität mit unseren Landsleuten. Zum dritten Mal
werden wir uns am Sonntag, den 10. März 2013 in Wien versammeln, um
unsere Unterstützung zu demonstrieren, um zu zeigen, dass wir uns ein
besseres Bulgarien wünschen.
Diesen Sonntag ist auch der Präsident der Republik Bulgarien, Herr
Rossen Plevneliev, auf Besuch in Wien und nimmt an einer Disskusion
"Europa im Diskurs" im Burgtheater Wien teil. Es ist unserer Ansicht
nach höchst verantwortungslos, dass der Präsident als Vertreter des
Landes in dem es zur Zeit keine funktionierende Regierung gibt,
repräsentative Auslandsbesuche durchführt, in einer Zeit, in der das
ganze Land protestiert, so auch am Sonntag.
Wir möchten persönlich unsere Unzufriedenheit gegenüber dem
Präsidenten und über seine mangelnden Bemühungen zur Bekämpfung der
Krise in Bulgarien mitteilen, in Form dieses offenen Briefes. Noch
lieber wäre uns ein persönliches Gespräch mit ihm! Vielleicht kommt
er auch zu uns, und redet mit uns. Wir sind vor dem Burgtheater am
10. März 2013 ab 10:00 Uhr und werden auf ihn warten.
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