• 08.03.2013, 08:00:32
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Brennpunkt Bildgebung: Körperscanner am Flughafen und Strahlenschutz

Wien (OTS) - 8. März 2013
Mit der Einführung der neuen Röntgen-Körperscanner auf Flughäfen
fragen sich viele Passagiere und auch Experten, wie sicher in Bezug
auf den Strahlenschutz diese Geräte sind. Professor Peter Vock,
Experte für Strahlenschutz vom Universitätsspital Bern, Schweiz, wird
in sich am ECR 2013 in einer eigenen Session zum Thema "Radiation
Protection" genau mit diesem Thema auseinandersetzen.

Vergleichsweise geringe Strahlenbelastung

Körperscanner, die mit Röntgenstrahlung arbeiten, werden auf
Flughäfen dazu benutzt, verdächtige Objekte, die von Passagieren
direkt am Körper getragen oder versteckt werden, zu erkennen. Die
Technik, die hierbei verwendet wird, ist dieselbe, auf ionisierender
Strahlung basierende, wie sie auch in der Medizin und Wissenschaft
zum Einsatz kommt. Diese Art der Strahlung ist von der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) als karzinogene, also
krebserregende, Substanz klassifiziert. Abschwächend muss hier aber
erwähnt werden, dass das hiermit verbundene Risiko in engem
Zusammenhang mit der Stärke der Strahlenbelastung steht, welche bei
den Körperscannern in einem sehr niedrigen Bereich liegt.
"Die effektive Strahlendosis, welcher die Passagiere bei einem dieser
Scans ausgesetzt sind, liegt bei rund 0.05-0.1 mSV, was wiederum etwa
der Strahlenbelastung entspricht, welcher man während eines
zweiminütigen Flugs in einem Flugzeug in Reiseflughöhe ausgesetzt
ist. Nur damit Sie das weiter in Relation setzen können, eine Stunde
Flugzeit stellt eine Belastung von 40-80 Scans dar, ein
Thorax-Röntgen 1.000-2.000 Scans und eine CT sogar 50.000-100.000
Scans", so Prof. Vock.
Der biologische Einfluss solcher geringen Dosen ist nicht bekannt,
möglicherweise sogar vernachlässigbar, so Prof. Vock ergänzend.

Risiken und Nutzen müssen immer abgewogen werden

Wenn man sich das linear-no-threshold Modell (LNT) ansieht, ein
international anerkanntes Standardsystem für Strahlenbelastungen,
geht allerdings daraus hervor, dass stochastische Strahlenmengen sich
proportional zur jeweiligen Dosis ohne unteres Limit verhalten und
somit auch bei geringster Menge ein Restrisiko bleibt. Allerdings
gibt es noch keine Belege, inwiefern dieses Modell auf die
Strahlenmenge anwendbar ist, welche bei Körperscannern zum Einsatz
kommt.
Wenn man dies nach dem ALARA Prinzip (As Low As Reasonably
Achievable) betrachtet, welches den Grundsatz des Strahlenschutzes
darstellt, müssen immer zuerst Risiken und Nutzen abgewogen worden,
um zu erkennen, ob die jeweilige Strahlenbelastung in Kauf genommen
wird oder nicht, so Prof. Vock.
"Die Strahlenmenge, die bei den Körperscannern zum Einsatz kommt,
eignet sich sehr gut, um fremdartige Objekte wie z.B. Waffen, die an
der Körperoberfläche versteckt werden, aufzuspüren. Weitaus weniger
geeignet ist die Methode, um Objekte, die in Körperhöhlen versteckt
sind, anzuzeigen bzw. können diese teilweise auch ganz übersehen
werden. Bedingt durch diesen doch eher geringen Nutzen, erklären sich
auch die Diskussionen über die Strahlenmenge und die Bedenken beim
Scannen von kleinen Kindern und schwangeren Frauen. Mittlerweile hat
auch die EU, nach einer Testphase von drei Jahren, diese Scanner
wieder verbannt, und es sollen nun Geräte auf Mikrowellenbasis
eingesetzt werden", zeigt sich Prof. Vock nicht vom Nutzen der
herkömmlichen Körperscanner überzeugt.

Passagiere beklagen Verlust der Privatsphäre

Viele Passagiere machen sich aber deutlich mehr Gedanken über den
Verlust Ihrer Privatsphäre als über die anfallende Strahlendosis.
Körperscanner sind in der Lage, detailliere Bilder der
Körperoberfläche zu erstellen und so wurde immer wieder vermutet,
dass hier auch "Nacktbilder" entstehen. Um Missbrauch vorzubeugen,
gibt es keinen Sichtkontakt zwischen den Passagieren und den
auswertenden FlughafenmitarbeiterInnen, werden die Bilder nicht
gespeichert, sind Filter installiert, die wiedererkennbare
Körperdetails ausblenden und oft wird das Auswerten auch gänzlich von
Computerprogrammen erledigt. Diese Befürchtungen und auch die lange
Scanzeit, haben die Verantwortlichen in den USA davon überzeugt, von
Röntgenscannern auf solche, die auf Mikrowellenbasis arbeiten, zu
wechseln. An weniger frequentierten Flughäfen sind zwar noch die
alten Geräte im Einsatz, die Passagiere haben hier aber die
Möglichkeit, sich auf Wunsch einem herkömmlichen Sicherheitscheck
durch Metalldetektoren und Abtasten zu unterziehen.

Seit 07. März tagen in Wien über 20.000 Radiologen

Beim 25. Europäischen Radiologenkongress (European Congress of
Radiology/ECR) vom 07. bis 11. März 2013 im Austria Center in Wien
werden auch heuer wieder Spezialisten aus dem Bereich der
medizinischen Bildgebung ihr Fachwissen auf den verschiedensten
Gebieten austauschen, und die neuesten Erkenntnisse der Forschung
präsentieren.
Der ECR ist die Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für
Radiologie (European Society of Radiology/ESR), welche weltweit über
56.000 Radiologen vertritt. Mit mehr als 20.000 Teilnehmern aus der
ganzen Welt ist der ECR einer der größten medizinischen Kongresse
weltweit; zusätzlich bietet er die größte Industrieausstellung in
Europa, bei der auf über 26.000 m2 mehr als 300 internationale Firmen
die neuesten Produkte der Medizintechnik anbieten.

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