Wien (OTS) - 5. März 2013
Wie oft verbreitet, handelt es sich bei der virtuellen Koloskopie,
auch CT Kolonographie genannt, nicht um ein alternatives oder gar mit
der konventionellen Koloskopie konkurrierendes Verfahren, sondern um
ein leistungsfähiges, eigenständiges diagnostisches Verfahren,
welches bei ganz gezielten Fragestellungen entweder komplementär zur
oder auch statt der Koloskopie eingesetzt werden kann. Beide
Methoden, die Computertomographie Kolonographie und die optische
Koloskopie haben ihre eigenen Stärken und ergänzen sich bei richtigem
Einsatz perfekt.
Virtuelle Koloskopie bei gewissen Fragestellungen besonders wertvoll
Die CT Kolonographie wird in erster Linie bei speziellen klinischen
Fragestellungen, wie bei PatientInnen, bei denen eine
Dickdarmspiegelung nicht vollständig durchgeführt werden kann oder
abgebrochen werden muss, oder wenn offene Fragen verbleiben, sowie
bei prä- oder postoperativen Untersuchungen favorisiert. Gerade bei
diesen Fragestellungen ist die CT Kolonographie besonders wertvoll,
da sie zusätzliche Informationen liefern kann, die der optischen
Variante nicht zugänglich sind.
"Liegt beispielsweise eine Verengung im Darm vor, die für eine
optische Koloskopie nicht überwindbar ist, kann diese Verengung
mittels der CT Kolonographie genauer untersucht werden, und, im Falle
der Diagnose eines zugrundeliegenden Tumors, die prognostisch
wichtige Ausbreitung zu den angrenzenden Organen beurteilt werden.
Weiters lässt sich in nahezu allen Fällen der Dickdarm oberhalb der
Verengung komplett untersuchen, was für die weitere Therapieplanung
von hoher Relevanz ist. Zusätzlich werden bei dieser Untersuchung
auch alle übrigen Organe des Bauches untersucht, was besonders bei
bösartigen Verengungen von Bedeutung ist", sieht Dr. Thomas Mang,
Abteilung für Radiodiagnostik an der Medizinischen Universität Wien,
in solchen Fällen eine klare Indikation für die virtuelle Koloskopie.
Keine allgemeine Kostenübernahme in Österreich
Nach wie vor gibt es für die CT Kolonographie keine allgemeine
Kostenübernahme durch die Krankenversicherungen, weshalb diese
überwiegend an radiologischen Abteilungen in Krankenhäusern und meist
auch nur bei speziellen klinischen Fragestellungen durchgeführt wird.
Im niedergelassenen Bereich ist die Untersuchung nur wenig
verbreitet, da lediglich in einzelnen Bundesländern derzeit auch die
Kosten im niedergelassenen Bereich, bei speziellen klinischen
Fragestellungen, jedoch nicht zur Vorsorge, von den Kassen übernommen
werden. In Wien und Niederösterreich beispielsweise, werden die
Untersuchungskosten im niedergelassenen Bereich in der Regel nicht
übernommen. Damit fehlt eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass
die CT Kolonographie breiten Bevölkerungskreisen zugänglich gemacht
wird.
"Andererseits ist die diagnostische Irrigoskopie, ein
Röntgenverfahren zur Abklärung des Darmes, welches eine gut erprobte
und jahrzehntelang durchgeführte Methode darstellt, nach wie vor
fester und von den Krankenkassen vergüteter Bestandteil des
radiologischen Leistungsspektrums. Belegt durch rezente Studiendaten
ist diese bei symptomatischen PatientInnen mit Verdacht auf
kolorektales Karzinom in Aussagekraft und diagnostischer Genauigkeit
der CT Kolonographie jedoch unterlegen. Seitens der Österreichischen
Röntgengesellschaft wird daher die CT Kolonographie an erster Stelle,
bei inkompletter Endoskopie oder bei Verdacht auf kolorektale Tumore
empfohlen", so Dr. Mang. Eine landesweite Kostenübernahme bei diesen
Indikationen auch im niedergelassenen Bereich wäre vom medizinischen
Standpunkt sinnvoll.
Zusätzliche Integration könnte Bereitschaft zur Darmkrebsvorsorge
erhöhen
"Es spricht viel dafür, dass eine interdisziplinär koordinierte
Integration der CT Kolonographie in Screeningprogramme, und damit
verbunden auch eine Kostenübernahme, zu einer höheren Bereitschaft
mancher Patienten führen würde, an der Darmkrebsvorsorge
teilzunehmen.
Zur Dickdarmkrebsvorsorge wird zurzeit an erster Stelle die
Koloskopie empfohlen, da Polypen nicht nur diagnostiziert, sondern
auch in der gleichen Sitzung entfernt werden können. Diese
"Vorsorge-Koloskopie", die seitens der Krankenkassen finanziert wird
und durch das seit 2007 bestehende "Qualitätszertifikat
Dickdarmkrebsvorsorge" standardisiert ist, wird derzeit aber nur von
einem kleineren Teil der Bevölkerung in Anspruch genommen.
Die CT Kolonographie wird bereits in einigen Ländern im Rahmen von
Studien in der Darmkrebsvorsorge optional zur Koloskopie bei der
Früherkennung eingesetzt. Sie wird von vielen PatientInnen als
weniger belastend und schmerzhaft empfunden als die Koloskopie. Eine
Narkose bzw. Beruhigungsmittel sind nicht notwendig. Eine Langzeit
Studie aus Wisconsin hat diesbezüglich ergeben, dass durch die
zusätzliche Integration der CT Kolonographie neben der Koloskopie in
die Vorsorge die Gesamtuntersuchungszahlen deutlich gestiegen sind.
Entgegen mancher Prognosen wurde dabei keine Abnahme der Zahl der
Vorsorgekoloskopien verzeichnet.
"Das heißt, dass durch den zusätzlichen Einsatz der CT Kolonographie
neben der Screening-Koloskopie insgesamt mehr Patienten,
beispielsweise solche, die eine Koloskopie ablehnen oder bei denen
spezielle Gegenanzeigen vorliegen, dennoch für die Vorsorge gewonnen
werden können als bei alleinigem Einsatz der Koloskopie", so Dr.
Mang.
Ab 07. März tagen in Wien über 20.000 Radiologen
Beim 25. Europäischen Radiologenkongress (European Congress of
Radiology/ECR) vom 07. bis 11. März 2013 im Austria Center in Wien
werden auch heuer wieder Spezialisten aus dem Bereich der
medizinischen Bildgebung ihr Fachwissen auf den verschiedensten
Gebieten austauschen, und die neuesten Erkenntnisse der Forschung
präsentieren.
Der ECR ist die Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für
Radiologie (European Society of Radiology/ESR), welche weltweit über
53.000 Radiologen vertritt. Mit mehr als 20.000 Teilnehmern aus der
ganzen Welt ist der ECR einer der größten medizinischen Kongresse
weltweit; zusätzlich bietet er die größte Industrieausstellung in
Europa, bei der auf über 26.000 m2 mehr als 300 internationale Firmen
die neuesten Produkte der Medizintechnik anbieten.
Langversion und Bildmaterial unter www.myESR.org/press
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