- 01.03.2013, 08:42:55
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Entscheidung zur Traisental Schnellstraße S34 baut auf unseriösen Verkehrsberechnungen auf
Widersprüche strategischer Prüfungen zur S34
Utl.: Widersprüche strategischer Prüfungen zur S34 =
Wien (OTS) - Verstöße gegen die Leitlinien des Raumordnungsgesetzes
(ROG) NÖ, gegen die wirtschaftliche Verwendung öffentlicher Mittel,
eine enorme Umweltbelastung des ohnehin bereits im
Feinstaubsanierungsgebiet liegenden St. Pölten und gravierende Fehler
im Rahmen der Strategischen Prüfung - Verkehr (SP-V) 2005 bzw. 2009,
die das Verkehrsaufkommen untersuchte und bewertete: Mehr als
ernüchternd fällt die aktuelle Beurteilung des Straßenprojekts der
ASFINAG "Traisental Schnellstraße S34" seitens aktueller seriöser
wissenschaftlicher Untersuchungen zum Verkehrsaufkommen auf der B20
der TU Wien, Forschungsbereich für Verkehrsplanung und
Verkehrstechnik, (Studie DI Dr. Harald Frey) aus.
Zur Vorgeschichte: Was auf den NÖ Landesplänen bereits im Jahre
1995 als geplante Nord-Süd-Transitstrecke von Tschechien Richtung
Steiermark und Kärnten (S36/37) führen sollte, wird nun auf der
ASFINAG-Website als erster Bauabschnitt "Abschnitt Nord; 5 km; St.
Pölten/Hafing (B1) nach Hart" mit Baubeginn 2015 angepriesen
(www.asfinag.at). Ein zweiter Bauabschnitt, der "nach 2017 geplant
ist", soll um ganze 4 km, bis nach Wilhelmsburg Nord, weiterführen
und dort enden. Das ist das Ergebnis eines Bauprojekts, das stets als
notwendige Entlastung der B20 beworben wird. Kostenvoranschlag der
ASFINAG für den ersten Bauabschnitt: 120 Millionen Euro.
Zuverlässigen Quellen zufolge kommen noch Kosten für die
Erweiterung der A1 um die Korridorspuren vom Knoten S34/A1 zur
Autobahnab- und -auffahrt St. Pölten-Süd dazu, die in der aktuellen
Planung nicht aufscheinen.
Fakten für ein ökonomisch und ökologisch unverantwortliches
Projekt, dessen vorliegende Projektunterlagen der ASFINAG
gesetzeskonformen und strukturveränderten Überprüfungen nicht Stand
halten, liegen auf dem Tisch. Vereine und Bürgerinitiativen,
"Lebenswertes Traisental", "Stopp.Transit S34", "Umwelt Lebenswert
Ober-Grafendorf" und "ZUUM" beschäftigen sich seit Jahren mit dem
geplanten Bau der Traisental Schnellstraße S34 und beauftragten die
TU Wien mit einer Gegenüberstellung von bisherigen Prognosen aus den
strategischen Prüfungen 2005 und 2009 der ASFINAG und aktuellen
Zähldaten aus 2012 der TU Wien zur Verkehrsbelastung auf der B20.
Das Ergebnis: Die Prognosewerte der strategischen Prüfungen von
2005 sind deutlich überhöht und nachweislich nicht eingetreten. So
zeigt beispielsweise die Analyse der Entwicklung des
Verkehrsaufkommens an der automatischen Zählstelle bei Traisen (km
18,4) eine deutliche Stagnation seit dem Jahr 2000 bzw. ein Absinken
seit dem Jahr 2003. Seitens der ASFINAG wurde von jährlichen
Zuwächsen bis 2020 von 1,5 % auf der B20 ausgegangen, was einer
Verkehrsbelastung von rund 17.400 KFZ/24 Stunden des
durchschnittlichen täglichen Verkehrs entspräche. Die strategische
Prüfung der ASFINAG ergab jedoch im Jahr 2009 an dieser Zählstelle
13.669 KFZ (Juni); das von der TU Wien gemessene Verkehrsaufkommen
betrug im vergleichbaren Monat im Vorjahr 13.234 KFZ (Pikant: Diese
Zahlen decken sich mit den laufenden, aktuellen Verkehrszählungen des
Landes NÖ). Weder eine signifikante Änderung, noch eine extreme
Steigerung des Verkehrsaufkommens hatten sich ergeben.
Vergleicht man die Werte der strategischen Prüfung 2005 mit jenen
von 2009 der ASFINAG und den tatsächlichen Werten aus 2012, so
ergeben sich deutliche Abweichungen. Es kann klar festgestellt
werden, dass die Annahmen und Prognosen aus dem Jahr 2005 nicht der
tatsächlichen Entwicklung entsprechen. Allerdings wurde die Prognose
von 2005 für die Feststellung der hochrangigen Bedeutung der Straße
herangezogen, um sie durch die ASFINAG errichten lassen zu können.
Bei der strategischen Prüfung 2009 wurde bewusst auf diese,
mittlerweile als zu hoch angesetzt erwiesenen, Werte zurückgegriffen,
ohne eine neuerliche Überprüfung anzudenken. Durch die neuesten
Zahlen wird belegt, dass die Entlastungswirkung, die behauptet wird,
sich durch das Nichteintreten der Verkehrssteigerung in das Gegenteil
verkehrt, also durch den Bau der Straße eine zusätzliche Belastung um
bis zu 60 % des Verkehrsaufkommens entstünde.
Mit zunehmender räumlicher Nähe zu St. Pölten sind geringe
Zuwächse beim Verkehrsaufkommen auf der B20 in den vergangenen Jahren
zu verzeichnen, insbesondere der Berufspendelverkehr in der Früh- und
Abendspitze ist erkennbar, doch ist kein nennenswerter Trend daraus
abzuleiten. Eine Entlastung wäre durch die Anbindung an attraktive
öffentliche Verkehrsmittel mühelos zu erzielen.
Fazit: Die Widersprüche, die sich aus der Zusammenschau der Inhalte
der beiden strategischen Prüfungen zur S34 seitens der ASFINAG
ergeben, zeigen grundsätzliche Mängel für eine fundierte Basis zur
unabhängigen Entscheidungsfindung. Die TU Wien empfiehlt, die
Grundlagen der Modellberechnungen der ASFINAG in den strategischen
Prüfungen offenzulegen, um eine seriöse Information der Betroffenen
zu ermöglichen. Eine weitere Attraktivierung des Straßenverkehrs
durch Kapazitätserweiterungen führt zu einer Erhöhung der
Gesamt-KFZ-Verkehrsbelastung Traisental und widerspricht nationalen
und internationalen Zielsetzungen. Ein entsprechendes Potenzial zur
Verlagerung auf öffentliche Verkehrsmittel (Bahn) liegt gerade durch
den erhöhten Pendlerverkehr nach St. Pölten vor; die dadurch
erkennbaren Verkehrsspitzen wären durch Kapazitäten und Reserven im
Schienenverkehr im Traisental problemlos zu bewältigen.
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