• 26.02.2013, 11:00:36
  • /
  • OTS0098 OTW0098

BELVEDERE: Barock since 1630

Wien (OTS) - Vor allem die Ära Maria Theresias gilt weitläufig als
Inbegriff glanzvollen Barocks und luxuriöser Pracht. Die vielen
Stifte, Klöster und Schlösser aus dem 17. und 18. Jahrhundert,
darunter auch das prunkvolle Barockensemble des Belvedere, die
ehemalige Sommerresidenz des Prinz Eugen von Savoyen, prägen bis
heute das Erscheinungsbild Österreichs, das durch die Wiederbelebung
des barocken Stils im Historismus weiter gefestigt wurde. Die
Ausstellung Barock since 1630 reflektiert diese Verbindung von Land
und Stil als Symbol nationaler Identität ausgehend von den Fragen:
Was ist Barock, und wie identifizieren wir uns heute damit? Die Schau
spürt verschiedenen Entwicklungslinien innerhalb des Kunstschaffens
in Österreich nach und legt dabei den Fokus vor allem auch auf
Künstler späterer Generationen. Anhand von Werken von Anton
Faistenberger, Gerhart Frankl, Oskar Kokoschka, Hans Makart, Franz
Anton Maulbertsch, Franz Xaver Messerschmidt, Lilly Steiner, Paul
Troger u. a. soll zum Ausdruck gebracht werden, dass Barock kein
Schwelgen in der Vergangenheit, sondern Basis für die Moderne ist.

Im Jahr 1923 - vor nunmehr 90 Jahren - wurde im Unteren Belvedere
das Österreichische Barockmuseum eröffnet, um die Kunst dieser
glamourösen Epoche, die bis heute mit Glanz, Luxus und Opulenz in
Verbindung gebracht wird, in zusammenhängender Form für die
Öffentlichkeit sichtbar zu machen und den Barock als bedeutenden
Abschnitt der heimischen Kunstgeschichte zu etablieren. Die Exponate
kamen ursprünglich aus verschiedenen staatlichen Sammlungen und
wurden durch Leihgaben aus privatem und kirchlichem Besitz ergänzt.
Dank der regen Ankaufstätigkeit - aktuell befinden sich über 900
Meisterwerke in der Barocksammlung des Museums - verfügt das
Belvedere heute u. a. über eine der bedeutendsten Barock- und
Historismussammlungen, darunter die größten geschlossenen Sammlungen
von Werken Franz Anton Maulbertschs und Franz Xaver Messerschmidts.
"Als Direktorin dieses in einer herausragenden barocken Schlossanlage
beheimateten Museums war und ist es mir ein großes Anliegen, nicht
nur die einzelnen Epochen für sich zur ihrer Geltung kommen zu
lassen, sondern diese in Bezug auf verschiedene Aspekte verknüpfend
zu betrachten. Gerade in Österreich fristet der Barock kein
isoliertes Schattendasein, sondern war und ist immer wieder
inspirierender Bezugspunkt für Künstler. Die Belvedere Ausstellungen
und Interventionen der letzten Jahre haben gezeigt, dass es hierbei
niemals zu einem Nebeneinander, sondern vielmehr zu einem Miteinander
gekommen ist. Künstler nachfolgender Epochen knüpften immer wieder
und durchaus unterschiedlich an die barocken Errungenschaften an -
und sie tun dies bis heute", bestätigt Agnes Husslein-Arco,
Direktorin des Belvedere.

Since 1630 - Österreich vom Barock bis zur Gegenwart

Die Ausstellung Barock since 1630 zeigt Werke aus der barocken
Zeit Maria Theresias ebenso wie Kunst des Historismus, der
klassischen Moderne und des 21. Jahrhunderts. So wird die Kunst des
17. und 18. Jahrhunderts mit Arbeiten des 20. und 21. Jahrhunderts
konfrontiert, an denen wir die Spuren barocker Meister und Motive
entdecken können. "Ziel der Ausstellung ist es, nicht nur die
Verknüpfung Österreichs mit dem Barock zu veranschaulichen, sondern
auch die Linien dieser Epoche bis in die Gegenwart zu ziehen", sagt
Kurator Georg Lechner. Nachdem die barocke Kunst lange Zeit mit dem
Image des altmodisch Überladenen behaftet gewesen war, setzte erst in
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit dem Anknüpfen an und
Kopieren von früheren Formensprachen eine verbreitete Akzeptanz des
Barock als Stilform ein. In den Jahrhunderten nach dem sogenannten
Goldenen Zeitalter der Ära Maria Theresias beschwor man die
glorreiche Zeit des Barock meistens in Zeiten politischer Schwäche
herauf. So wurde beispielsweise die barocke Theatralik von der
Architektur des Historismus aufgegriffen und für zahlreiche Bauwerke
eingesetzt. Kurz nach 1900 spürte die junge Malergeneration rund um
Oskar Kokoschka den expressiven Charakter barocker Kunst auf, und
auch die Künstler der Nachkriegszeit definierten sich mit ihren
expressiven Kompositionen über die barocke Formensprache. "Die
Ausstellung soll letztendlich auch unseren Blick für die heutige
Wahrnehmung von barocker Kunst, abseits der äußeren Zierde,
schärfen", ergänzt Georg Lechner, der davon überzeugt ist, dass der
inhaltliche Reichtum und dessen Entschlüsselung dem Betrachter gerade
in unserer kurzlebigen Zeit einiges an Geduld und Wissen abfordert.

Sakralkunst, Sinnesfreuden, Stillleben, Schönheit - Tod

Barock since 1630 umfasst Gemälde und Skulpturen vom 17. bis zum
21. Jahrhundert und veranschaulicht unterschiedliche Aspekte im
Umgang mit barocker Kunst, die von der Imitation über die Inspiration
bis hin zur Paraphrase reichen. Sinnenfreude, Vitalität und Tod sind
dabei Schlüsselbegriffe. Die Ausstellung schafft Raum für
Großskulpturen, religiöse und allegorische Darstellungen der
Gegenreformation, kostbare Stillleben ebenso wie für illusionistische
Deckenfresken, detaillierte Landschaften und ergreifende
Körperdarstellungen. Dabei werden barocke Ausgangswerke stets mit
modernen Werken gruppiert, um aufzuzeigen, wie prägend sie für das
nachfolgende Kunstschaffen waren. "Die Ausstellung will starre
Epochenzuweisungen aufweichen und Kontinuitäten sichtbar machen. Die
Maxime liegt nicht im Aufzeigen von Rückgriffen, sondern im
Hervorstreichen von Charakteristika barocker Werke, die für das
nachfolgende Kunstschaffen richtungsweisend wurden", so Kurator
Alexander Klee. Die Schau gliedert sich in neun Themenkreise: Barock
- Streben nach Einheit, Projektionsfläche Himmel, Jenseits des
Idylls, Menschenbild, Künstlerbild, Körperkult, Faszination
Messerschmidt, Schönheit und Tod und Hinaus! In Barock - Streben nach
Einheit wird barocke Sakralkunst wie zum Beispiel das Altarbild
Verkündigung an Maria von Franz Anton Maulbertsch (1766/67) mit
Composition baroque von Lilly Steiner, einem expressionistischen Werk
der Zwischenkriegszeit, konfrontiert. Das Thema Projektionsfläche
Himmel widmet sich faszinierenden Deckenfresken des 19. Jahrhunderts,
unter anderem Werken von Hans Canon und Bartolomeo Altomonte.
Jenseits des Idylls präsentiert eindrucksvolle Landschaftsbilder
unter anderem die berühmte Gewitterlandschaft von Anton Faistenberger
oder Anton Romakos Seesturm, die Arbeiten der jungen österreichischen
Fotografin Caroline Heider gegenüber gestellt werden. Die Rubrik
Körperkult thematisiert besonders eindrucksvoll die Konfrontation von
18. und 20. Jahrhundert - Max Oppenheimers Simson wird etwa durch die
Kreuzaufrichtung von Franz Anton Maulbertsch ergänzt, die aufgrund
von Restaurierungsarbeiten erstmals seit Jahren wieder zu sehen ist.
Schönheit und Tod gruppiert Werke von Hermann Nitsch mit barocken
Stillleben von Anna Maria Punz oder Franz Werner Tamm.

Barockes Ausstellungsjahr 2013

Nach Barock since 1630 wird das Belvedere im heurigen Jahr,
anlässlich des 350. Geburtstags des Prinzen Eugen von Savoyen am 18.
Oktober, ein weiteres barockes Ausstellungsprojekt im Oberen
Belvedere präsentieren. Ab Herbst 2013 beabsichtigt das Museum, auch
das wiedereröffnete barocke Winterpalais in der Himmelpfortgasse,
aufbauend auf dem historischen Erbe und dem umtriebigen Wirken des
Weltbürgers und Bauherrn Prinz Eugen, durch Wechselbeziehungen
zwischen den Orten und internationale künstlerische Begegnungen als
weiteren bedeutenden Kunststandort in Wien zu etablieren.

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | BEL

Bei Facebook teilen.
Bei X teilen.
Bei LinkedIn teilen.
Bei Xing teilen.
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel