WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Wie wollen wir ihn denn nennen? - Hans Weitmayr
Wenn die Eurozone etwas nicht braucht, dann sind das externe Komplikationen
Wien (OTS) - Es ist durchaus bemerkenswert, in welcher Weise die Politiker der weltweit wichtigsten Wirtschaftsnationen um den Begriff "Währungskrieg" herumeiern. Das fängt alleine bei der Definition an. Wann ist ein Krieg ein Krieg? Und wenn es keiner ist, wie wollen wir ihn dann nennen?
Aktueller Anlassgeber ist Japan. Der Yen hat gegen den Euro im vergangenen halben Jahr um rund 25 Prozent abgewertet - als direkte Folge massiver und entschlossener monetärer Schleusenöffnung seitens der Bank of Japan. Weitere Schritte sind zu erwarten, wird der Gouverneur, der diesen von der Regierung aufoktroyierten Kurs nur unwillig mitgetragen hat, doch im März ausgewechselt. Die europäische Exportwirtschaft hat im abgelaufenen Quartal eine unerwartete Delle aufgewiesen. Argumentiert wurde das offiziell mit der schwachen Welt-Konjunktur. Interessanterweise hat der Euro im vergangenen halben Jahr nicht nur gegen den Yen um besagte 25 Prozent, sondern auch gegen den Dollar um unfreundliche zehn Prozent abgewertet. Womit sich die Eurozone also augenscheinlich nicht nur in einem Währungs-, sondern gleichzeitig in einem Zweifrontenkrieg befindet. Konflikte dieser Art sind bekanntlich nicht besonders leicht zu gewinnen.
Das soll nun kein Grund zur Panik sein. Langfristig waren bemerkenswerterweise oft Hartwährungsländer die erfolgreichsten Exportnationen. Ein Blick auf die Geschichte der Bundesrepublik und ihrer ikonischen D-Mark zeigt das ganz deutlich. Problematisch ist nur, dass die Eurozone nach wie vor unter massiven internen ökonomischen Verwerfungen leidet und eine Sache nicht braucht:
externe Komplikationen.
In einer solchen Situation muss jeder kurzfristige Wachstumsimpuls genützt, jedes kurzfristige Hindernis aus dem Weg geräumt werden, um ökonomisch rasch auf die Beine zu kommen. Wobei man sich davor hüten sollte, mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Japan oder die USA zu zeigen. Auch die EZB fährt eine expansive Geldpolitik, auch die EZB hat den Leitzins so weit gedrückt, dass vor dem Komma eine Null steht - sie ist nur beim Managen des Euro-Außenwerts bei Weitem nicht so erfolgreich wie ihre Pendants. Somit bleiben der Europäischen Notenbank nur zwei Möglichkeiten. Entweder, es gelingt ihr, die Welt davon zu überzeugen, dass weitere Geldschwemmen wenig bringen. Das wäre der inhaltlich korrekte, hehre, gleichzeitig aussichtsloseste Weg. Oder sie steigt entschlossen in den Ring. Das wäre der langfristig schlechtere Weg, kurzfristig jedoch der mit den höheren Erfolgsaussichten.
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