• 15.02.2013, 15:31:02
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Wiener Gemeindebedienstete: Der leider ganz normale Frühpensionierungswahnsinn

Wien (OTS) - So wie die Grippewelle schwappt auch alljährlich die
überflüssige Skandalisierungswelle zum Thema der Frühpensionierungen
der Wiener Gemeindebeamten über Österreich. Der Wiener
ÖVP-Gemeinderat Dr. Wolfgang Ulm stellte neuerlich Spekulationen über
die mögliche Anzahl der Frühpensionierungen für das heurige Jahr an -
und "befürchtet" natürlich wieder einen Rekord.

Wenngleich die Tageszeitungen diesmal deutlich weniger Platz für
dieses Thema zur Verfügung stellten, so übernahmen Format, Heute, Die
Presse, Salzburger Nachrichten und Wiener Zeitung dennoch die Meldung
und schrieben über "Frühpensionierungswahnsinn", "Frühpensionitis"
und dass die Stadt Wien es nicht schaffe, die Mitarbeiter "motiviert
und gesund zu halten".

Während also im vergangenen Jahr in den Monaten Jänner und Februar
117 Personen mit einem durchschnittlichen Antrittsalter von knapp 52
Jahren in den Ruhestand versetzt werden mussten, waren es heuer in
den ersten beiden Monaten um 8 Personen mehr - das Durchschnittsalter
stieg aber um 2 Jahre auf 54,06. Der im vergangenen Jahr von
Gemeinderat Dr. Ulm befürchtete "Rekord" bei der Anzahl der
Frühpensionierungen blieb aus. Also versucht er es heuer einfach noch
einmal. Und wie man sieht: die Medien spielen mit und berichten brav
und unkritisch - für einen Oppositionspolitiker wohl eine
Erfolgsbestätigung.

Wieder einmal ist festzustellen, dass Kritik am Personalmanagement
der Gemeinde Wien nicht grundsätzlich falsch ist. Es gibt eindeutig
zu wenig wirksame Maßnahmen gegen krankmachende Arbeitsbedingungen
und unzureichende Möglichkeiten der Integration von Kolleginnen und
Kollegen mit gesundheitlichen Einschränkungen. Wenngleich aktuell
auch ein Pilotprojekt zum Thema Betriebliches
Eingliederungsmanagement gestartet wurde, so muss man dennoch
feststellen, dass man sehr lange keine entsprechenden Maßnahmen
gesetzt hat - und auch jetzt dieses Pilotprojekt nur in wenigen
Dienststellen gestartet wurde.

Anstatt also ständig Motivationsprobleme und Privilegien der
Gemeindebediensteten anklingen zu lassen, sollte konkrete Kritik an
fehlenden Managementmaßnahmen geübt werden. Außerdem sollten endlich
die spekulativen und sehr problematischen Rechenspiele beendet
werden. Frühpensionierungen gibt es in allen Systemen - und die
Zahlen sind leider alle recht ähnlich, wenn man die Unterschiede wie
etwa Schwerarbeit, Teilzeitbeschäftigung und Durchschnittsalter
berücksichtigt.

Wie problematisch diese Zahlenspielereien sind, sieht man daran,
dass im vergangenen Jahr beinahe 100 im Ruhestand befindliche
Kolleginnen und Kollegen vor dem 65. Geburtstag verstorben sind.
Insgesamt wurden im letzten Jahr 553 Beamte vorzeitig in den
Ruhestand versetzt - viele davon mit schwersten Erkrankungen. Daran
sollte jeder halbwegs seriöse Mensch erkennen, dass hinter dem ganz
normalen Pensionierungswahnsinn wirklich sehr viel menschliches Leid
steckt.

Vergleiche sind wichtig, damit man Missbrauch identifizieren und
abstellen und bessere Möglichkeiten für Integrationsmaßnahmen
entwickeln kann. Die Vergleiche sollten aber zu keinen
Pauschalverdächtigungen und Privilegienunterstellungen führen - wie
das im aktuellen Anlassfall auch wieder in den Postings der
Zeitungs-Internetseiten und in den Kommentaren auf den Facebookseiten
diverser Politikerinnen und Politiker nachzulesen ist.

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