• 30.01.2013, 11:53:41
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Der Verband der leitenden Krankenhausärzte Österreichs warnt vor Ärztemangel und fordert stärkere Mitsprache

http://www.apa-fotoservice.at/galerie/3823 Im Bild
v.l.n.r.: Prim. em. Univ.-Prof. Dr. Reinhart Waneck (Vize-Präsident
des Verbandes der leitenden Krankenhausärzte Österreichs,
Patientenombudsmann am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern,
Wien), Prim. Univ.-Doz. Dr. Otto Traindl (Präsident des Verbandes
der leitenden Krankenhausärzte Österreichs, Bundesländervertreter
für Niederösterreich, Ärztlicher Direktor Landesklinikum
Mistelbach-Gänserndorf, 1. Med. Abteilung für Kardiologie und
Nephrologie), Dr. Artur Wechselberger (Präsident der
Österreichischen Ärztekammer, Arzt für Allgemeinmedizin),
Univ.-Prof. Dr. Helmut Ofner, LL.M. (Vize-Studienprogrammleiter der
Rechtswissenschaftlichen Fakultät, Universität Wien,
Institutsvorstand des Institutes für Europarecht, Internationales
Recht und Rechtsvergleichung)

Wien (OTS) - In einer Pressekonferenz am 30.1.2013 in Wien warnte der
Verband der leitenden Krankenhausärzte Österreichs (VLKÖ) vor einem
drohenden Ärztemangel. Zudem forderte der Verband die stärkere
Mitsprache von leitenden Krankenhausärzten in Gesundheitsfragen und
in der Umsetzung von beschlossenen Maßnahmen.

Drohender Ärztemangel

"Die Bevölkerung wird immer älter. Die Zahl der Ärzte im
Krankenhaus und im niedergelassenen Bereich wird in den kommenden
Jahren aller Voraussicht nach jedoch kleiner. Wenn hier nicht massiv
gegengesteuert wird, kann eine qualitativ hohe Patientenversorgung in
Zukunft nicht mehr sichergestellt werden," warnt Prim. em.
Univ.-Prof. Reinhart Waneck, Vize-Präsident des VLKÖ.

Gründe für den drohenden Ärztemangel sind einerseits der Rückgang
an Studienplätzen an den heimischen medizinischen Universitäten.
Andererseits wandern viele österreichische Ärzte ins Ausland ab, wo
attraktivere Arbeitsbedingungen vorherrschen. Neben dem bereits
bekannten Mangel an Turnusärzten werden daher in den nächsten Jahren
zunehmend auch Assistenz- und Fachärzten fehlen. Immer häufiger
kommen zudem Meldungen von nicht oder nur schwer besetzbaren Praxen.

Als Gegenmaßnahmen schlägt der VLKÖ gemeinsame Modelle bei der
Ausbildung der Turnusärzte vor, bei denen Teile des Turnus in
Ordinationen absolviert werden können. Zudem setzt sich der VLKÖ
massiv für sinnvollere Arbeitszeitmodelle bei Ärzten ein, um den
Arztberuf in Österreich generell attraktiver zu machen.

Leitenden Krankenhausärzte zur Kooperation mit Politik bereit

Gesundheitsreform schlecht kommuniziert. Wie die letzte Umfrage
unter der österreichischen Bevölkerung zeigt, ist der Anteil jener,
für die die Gesundheit neben Bildung und Sicherheit den höchsten
Stellenwert hat, auf über 92% gestiegen. Nach Ansicht des VLKÖ zeigt
dieser Wert die Sorge der Bevölkerung vor unbekannten Veränderungen
und ist vor allem auf die schlechte Kommunikation der
Gesundheitsreform zurück zu führen. Nach den Worten des scheidenden
Präsidenten Prim. em. Univ.-Prof. Dr. Reinhart Waneck, ehemaliger
Gesundheitsstaatssekretär, kritisiert der VLKÖ, dass die Ärzte zu
wenig in die Entscheidungsfindung eingebunden werden. "Es ist ja
nichts so, dass alles was von Ärzten kommt richtig sein muss, aber
dass sie nicht in geeigneter Weise eingebunden werden, erzeugt viel
unnötige Irritation", so Waneck. Er hofft, dass bei der Umsetzung der
Reformvorhaben von Bundesregierung und Länderregierungen diesem
Umstand künftig stärker Rechnung getragen werde.
Stärkere Mitsprache des VLKÖ in Gesundheitsfragen

Mehr Mitsprache wünscht sich der VLKÖ zudem bei weiteren
Baustellen im österreichischen Gesundheitsmanagement. Ein konkreter
Vorschlag des VLKÖ ist u.a. eine verstärkte Kooperation zwischen
Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten. Dadurch können
Patientenströme sinnvoll koordiniert und Kosten gesenkt werden. Auch
für die Reform der Ärzteausbildung gibt es eine Vielzahl von
konkreten Anliegen und Vorschlägen aus der Praxis.

"Leitende Krankenhausärzte haben eine hohe fachliche Expertise und
Verantwortung. Zudem kennen sie die regionalen und überregionalen
Bedingungen. Durch ihre tägliche Arbeit und langjährige Erfahrung
haben sie auf viele Fragen des Gesundheitssystems praktisch fundierte
Antworten. Eine stärkere Einbindung des VLKÖ in Pläne zu einer
optimierten Gesundheitsversorgung kann daher nur im Interesse aller
Beteiligten sein," betont Prim. Univ.-Doz. Dr. Otto Traindl,
Präsident des VLKÖ.

Mehrfachprimariate stellen enorme Belastung für Primarärzte
dar

Mit Sorge kommentiert der VLKÖ das Interesse von Spitalserhaltern,
durch Vergabe von Mehrfachprimariaten finanzielle Einsparungen zu
erzielen. Neben dem administrativen Mehraufwand entsteht für
Primarärzte ein sehr hoher Verantwortungsdruck bei der Erfüllung
ihrer Pflichten als mehrfache Abteilungsleiter.

"Die Leitungsfunktion umfasst die Organisation aller mit der
Behandlung zusammenhängenden Aufgaben, einschließlich der Führung des
Personals. Die Übernahme zweier oder mehrerer Primariate ist nur dann
zulässig, wenn die mit der Abteilungsführung verbundenen
Verpflichtungen von ein und derselben Person auch tatsächlich
wahrgenommen werden können," informiert Univ.-Prof. Dr. Helmut Ofner,
LL.M. von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien,
im Zuge der Pressekonferenz.

ELGA - und was nun?

Große Bedenken hinsichtlich der parlamentarisch beschlossenen
Implementierung von ELGA teilt der VLKÖ mit der Österreichischen
Ärztekammer (ÖÄK) hinsichtlich Nutzerfreundlichkeit und Datenschutz.
Befürchtet wird anstelle eines Arbeitsbehelfs für Ärzte und Spitäler
ein komplizierter bürokratischer Mehraufwand. "Die Usability ist für
uns Ärzte von zentraler Bedeutung, mit ihr steht und fällt das
gesamte System," betont Dr. Artur Wechselberger, Präsident der ÖAK.
"Es fehlen eine grundlegende Dokumentenstruktur und eine praktikable
Suchfunktion. Wir Ärzte brauchen aber beides für einen reibungslosen
Arbeitsablauf."

VLKÖ und ÖÄK fordern daher einstimmig eine Pilotphase, um die
Praxistauglichkeit zu überprüfen und nachzujustieren. Außerdem müsse
noch eine datenschutzrechtlich "saubere" Regelung gefunden werden,
die die Freiwilligkeit für Ärzte und Patienten garantiert. Eine
weitere gemeinsame Forderung an das Gesundheitsministerium ist ein
nachvollziehbarer Finanzplan, der nicht nur alle Kosten
berücksichtigt, die für die öffentliche Hand entstehen, sondern auch
die, die Spitäler und Ordinationen zu tragen haben.

Der Verband der leitenden Krankenhausärzte Österreichs (VLKÖ)
fördert als Vertreter einer entscheidenden Gruppe ärztlicher
Führungskräfte den Kontakt und Erfahrungsaustausch mit allen im
Krankenhauswesen tätigen physischen und juristischen Personen,
medizinischen Universitäten und Akademien einschließlich der
ärztlichen Ausbildung. Zudem unterstützt der VLKÖ die gegenseitige,
interdisziplinäre Information seiner Mitglieder in ihrer Funktion als
leitende Ärzte und steht Spitalserhaltern und dem für die Belange des
Gesundheitswesens zuständigen Bundesministerium beratend zur Seite.
Weitere Informationen unter: www.leitendekrankenhausaerzte.at

Weitere Bilder unter: http://www.apa-fotoservice.at/galerie/3823

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sowie im OTS-Bildarchiv unter http://bild.ots.at

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