- 24.01.2013, 11:26:57
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VKI: Nahrungsergänzungsmittel - Direktvertrieb im Test: Zuviel des Guten
Test zeigt: Grenzwertige Aussagen, zu hohe Dosierungen und gesalzene Preise
Utl.: Test zeigt: Grenzwertige Aussagen, zu hohe Dosierungen und
gesalzene Preise =
Wien (OTS/VKI) - "Ein gesunder Mensch, der sich halbwegs ausgewogen
ernährt, braucht keine Nahrungsergänzungsmittel", resümiert
Geschäftsführer Franz Floss bei der heutigen Pressekonferenz des
Vereins für Konsumenteninformation (VKI). "Wer es mit Vitaminen und
Mineralstoffen allzu gut meint, tut sich keinen Gefallen. Ein Zuviel
an Vitamin A, E und Beta-Carotin kann sogar problematisch werden.
Und: So richtig billig sind Nahrungsergänzungsmittel im Grunde
genommen nicht."
Zwar kann z.B. bei Schwangeren, chronisch Kranken oder
Hochleistungssportlern die Einnahme von einzelnen konzentrierten
Nährstoffen sinnvoll sein - allerdings nur unter fachlicher Aufsicht.
Direktvertriebsfirmen steht Floss daher skeptisch gegenüber: "Der
Verkäufer benötigt kein Fachwissen, sondern nur einen Gewerbeschein.
Verdient wird hauptsächlich über Provisionen."
Direktvertriebsfirmen im Test - Grenzwertige Aussagen
Der VKI testete fünf Direktvertriebsfirmen, die in einer
Leserumfrage des Testmagazins KONSUMENT am häufigsten genannt wurden:
Amway, FitLine, Herbalife, Juice Plus und Vemma. Mit Vemma kam trotz
mehrmaliger Nachfrage kein Beratungstermin zustande.
Bei den restlichen Anbietern war in den Beratungen zwar die
Falschaussage, dass schwere Krankheiten wie Krebs mit ihren Produkten
geheilt, gelindert oder vorbeugend verhindert werden, nicht zu hören.
Es gab aber einige nicht wissenschaftliche belegte oder grenzwertige
Aussagen. So wurde z.B. von FitLine-Produkten behauptet, sie
verhindern Verkühlung. Ein anderer Berater erläuterte, er habe seinen
Diabetes mit den Produkten von Amway im Griff. Weiters gab es die -
nicht zutreffende - Aussage, dass die Böden ausgelaugt sind und das
darauf angebaute Obst und Gemüse qualitativ nicht mehr hochwertig
ist, was die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln daher nötig
mache.
Von keinem der Berater kam der Hinweis, vor der Einnahme von
Nahrungsergänzungsmitteln mit einem Arzt oder einer
Ernährungsfachkraft zu sprechen. Stattdessen versuchten nahezu alle
Verkäufer, die Kunden auch als Berater bzw. Teampartner anzuwerben.
Ein Teil der im Direktvertrieb erzielten Provisionen wird über
Anwerbungen verdient.
Überdosiert und teuer
Der VKI erhob bei allen in der Beratung verkauften
Nahrungsergänzungsmitteln den Vitamin- und Mineralstoffgehalt und
verglich die Ergebnisse mit den Empfehlungen des
Gesundheitsministeriums. Bei FitLine gab es bei acht verschiedenen
Vitaminen und Mineralstoffen Überschreitungen, bei Amway, Juice Plus
und Herbalife jeweils eine.
Die Dosierungsvorschläge der Berater wurden zusätzlich mit den
vereinheitlichten Empfehlungen der Ernährungsgesellschaften in
Deutschland, Österreich und der Schweiz verglichen
(D-A-CH-Referenzwerte). Bei FitLine waren sieben Vitamine und
Mineralstoffe überdosiert, bei Amway je nach Testperson vier bzw.
drei und bei Juice Plus jeweils drei.
"Die meisten der überdosierten Nährstoffe, z.B. Biotin, Folat und
Vitamin C, sind zwar weniger problematisch, da sie wasserlöslich sind
und über die Nieren ausgeschieden werden", so
VKI-Ernährungswissenschafterin Katrin Mittl. "Auf Dauer ist ein
Zuviel an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen laut
aktueller Studien aber nicht ungefährlich. Dazu kommt, dass es bei
Nahrungsergänzungsmitteln auch zu Wechselwirkungen kommen kann. Im
Vorfeld sollte daher abgeklärt werden, ob Medikamente eingenommen
werden und Allergien oder Unverträglichkeiten bestehen."
Für die empfohlenen Produkte wären monatlich folgende Kosten
entstanden: Amway (rund 19 bis rund 74 Euro je nach Berater), FitLine
(rund 109 Euro), Herbalife (110-124 Euro) und Juice Plus (rund 75
Euro). "Viel Geld für eine nicht bewiesene - oder unter Umständen
sogar negative - Wirkung", so Mittl.
Weitere Details zum Test gibt es in der Februarausgabe des
Testmagazins KONSUMENT und unter www.konsument.at. Fragen zum Thema
Ernährung beantwortet der VKI zudem unter der Hotline 0810 810 227
(Mo-Fr 9-15 Uhr, aus ganz Österreich Euro 0,0676/min), die in
Zusammenarbeit mit dem Fonds Gesundes Österreich betreut wird.
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