15 Preisträgerinnen und Preisträger ausgezeichnet
Utl.: 15 Preisträgerinnen und Preisträger ausgezeichnet =
Wien (OTS) - Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny überreichte
heute, Mittwoch, im Wiener Rathaus den Ernst-Krenek-Preis und die
Preise der Stadt Wien für das Jahr 2012. Die Preise sind mit je 8000
Euro dotiert und werden jährlich, der Krenek-Preis biennal vergeben.
Die PreisträgerInnen werden von unabhängigen Fachjurys ausgewählt.
Die Feierstunde wurde von Werken der Preisträger musikalisch umrahmt:
Sie begann mit "Dirty Wings", einer Komposition des
Krenek-Preisträgers Bernhard Gander für Akkordeon und Flügelhorn, und
klang mit "Celluloid", einer Komposition für Solo-Fagott des
Preisträgers für Musik Johannes Maria Staud, aus.
"Wien profitiert heute noch von der Moderne, die in allen
künstlerischen und wissenschaftlichen Bereichen einen Höhenpunkt des
Schaffens darstellte", so Mailath, der sich dabei auch auf das neu
erschienene Buch "1913" von Florian Illies berief. "Auch heute ist
Wien stolz auf seine blühende und international beachtete Kultur und
Wissenschaft. Darum macht es sich die Stadt zur Aufgabe,
Künstlerinnen und Künstler sowie Forscherinnen und Forscher in ihrer
Arbeit zu unterstützen und deren Stellenwert zu stärken".
In seiner Festrede über den Begriff Exzellenz spannte Univ.-Prof.
DDr. Oliver Rathkolb, Historiker und Preisträger für Geistes- und
Sozialwissenschaften, einen umfassenden historischen Bogen von der
Moderne bis in die Gegenwart: Exzellenz bedeute mehr als die
Erfüllung sogenannter Managementparameter, mehr als herausragende
Qualität und überdurchschnittliche Leistung; Exzellenz beinhalte vor
allem auch eine ethische Komponente, nämlich die Verantwortung
gegenüber der Gesellschaft.
Dr. Brigitte Rigele, Direktorin des Stadt- und Landesarchivs (MA
8), hielt die Laudationes auf die PreisträgerInnen:
Bernhard Gander, Ernst-Krenek-Preis der Stadt Wien für 2012
Bernhard Gander erhielt den alle zwei Jahre vergebenen Ernst Krenek
Preis für seine Komposition "Melting Pot". Das Stück wurde 2011 im
Rahmen der Wiener Festwochen im Donauzentrum Wien Kagran
uraufgeführt. Bernhard Gander wurde in Lienz geboren und studierte
am Tiroler Landeskonservatorium Klavier, Tonsatz und Dirigieren und
Komposition bei Beat Furrer in Graz. Studienaufenthalte in Paris und
in Zürich rundeten die Ausbildung ab. Er komponierte u.a. für das
Klangforum Wien, das Ensemble Modern, das Wiener Konzerthaus, den
Steirischen Herbst, die Klangspuren, die Donaueschinger Musiktage
oder die Wiener Festwochen.
Dipl-Ing. Johann Winter, Preis der Stadt Wien für Architektur
(posthum)
Mehrfamilienhaus, Niedrigenergiehaus, Passivhaus, "Junges Wohnen"
sind die Schlagworte, mit denen die Bauten von Johann Winter
beschrieben werden. DI Johann "Johnny" Winter wurde 1949 in Wien
geboren. Er studierte Architektur an der TU Wien. In den 80er Jahren
begründete er mit Peter Raab und Josef Zapletal das
Bau-Künstlerkollektiv (BKK). Für Wien prägnant und international
bekannt ist ihr Projekt Sargfabrik und deren Nachfolgebau "Miss
Sargfabrik", ein Lebensmodel. Mitbestimmung und interaktive
Einbindung der Bewohnerinnen in den Prozess der Planung bilden die
Basis dieses andauernden riesigen Erfolgs des Zusammenwohnens. 2011
erhielt er das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien. Johann
Winter ist im Dezember 2012 verstorben.
Mag.a Barbara Eichhorn, Preis der Stadt Wien für bildende Kunst
Mag.a Barbara Einhorn ist eine der herausragenden Zeichnerinnen ihrer
Generation, wobei sie sich in meist großformatigen Papierarbeiten
Themen aus ihrem engeren persönlichen Umfeld widmet. Reicht das
Papier nicht aus, können auch schon mal die Wände miteinbezogen
werden. In ihren neueren Arbeiten fokussiert sie sich auf Haustiere.
Ihre Werke werden von New York bis Peking ausgestellt und sind in
vielen öffentlichen Sammlungen präsent. 2011 bekam sie den neuen
"Gerhard und Birgit GmoserPreis für Gegenwartskunst" von der
Secession.
Ingeborg Göschl-Pluhar, Preis der Stadt Wien für bildende Kunst
Die Wiener Malerin und Bildhauerin Ingeborg Göschl-Pluhar
repräsentiert ein reiches Künstlerinnenleben. Sommerakademien in
Salzburg bei Oskar Kokoschka und Joannis Avramidis, das
Bildhauer-Symposion in St. Margarethen bei Karl Prantl begleiteten
ihr Studium bei Fritz Wotruba. Auf Studienaufenthalten in Paris und
Berlin folgten eine starke und konstante Karriere, ausgehend von
plastischem Gestalten über Graphik, wobei besonders die Collagen der
1970er und 1980er Jahre sehr erfolgreich waren, bis hin zur Malerei,
in der sie sich mit Phänomenen der Wahrnehmung auseinandersetzt. Ende
der 1970er Jahre wurde Ingeborg Göschl-Pluhar Assistentin an der
Technischen Universität Wien, von 1980 bis 1992 zusätzlich
Lehrbeauftragte für "Foto und Grafik" und 1990 bis 2003
Assistenzprofessorin am "Institut für Künstlerische Gestaltung" an
der TU.
Hans Scheirl, Preis der Stadt Wien für bildende Kunst
1956 in Salzburg geboren, kennt man Herrn Univ.Prof. Mag. Hans
Scheirl mittlerweile von Berlin bis Paris, von New York bis Rio de
Janeiro. Schon während des Studiums Restaurierung an der Wiener
Akademie der Bildenden Künste beteiligte er sich an performativen
Musik- und Geräuschexperimenten. Sechzehn Jahre lebte Hans Scheirl in
London, wo er Teil einer Szene von queer- und
transgender-KünstlerInnen wurde. 2003 schloss er ein postgraduate
Studium der Bildenden Kunst für Malerei und Installation auf dem
Central Saint Martins College of Art & Design ab. Dem Künstler ist
die Thematisierung von Sexualität und Macht, von Körperlichkeit,
Ethnizität und Identität im Kontext sozialer und politischer
Machtverhältnisse ein Anliegen.
Martin Walde, Preis der Stadt Wien für bildende Kunst
Die Bereiche des in Tirol geborenen Martin Walde, der heute in Wien
und New York lebt, sind Medienkunst, Fotografie, Grafik und
Installation. Damit ist er regelmäßig und in beeindruckender Weise in
nationalen und internationalen Ausstellungen von Tokyo, Paris,
Biennale in Venedig, bis zur Documenta in Kassel vertreten. Zurzeit
sind besonders seine Glasarbeiten bekannt, doch waren auch die
meisten anderen seiner Serien (z. B. die Seilarbeiten) vielbesprochen
und sind bereits Teil der jüngeren Kunstgeschichte.
Anselm Glück, Preis der Stadt Wien für Literatur
Anselm Glück ist Schriftsteller, Maler, Grafiker und Performer. Sein
Schaffen in experimenteller Literatur, die er auch teilweise selbst
illustriert, beruft sich ausdrücklich auf die Avantgarde der Wiener
Gruppe. Bekannt wurde er durch seine Auftritte, die eher
Poesie-Performances sind als Lesungen. Er gestaltet diese mit großer
dramatischer Begabung - man spricht von Kultstatus. Sein poetisches
Verfahren besteht in der Verfremdung von Sujets in Montagen und
Collagen. Sein grafisches und malerisches Werk mit fast
kindlich-naiven Strichmännchen steht der Art Brut nahe.
Johannes Maria Staud, Preis der Stadt Wien für Musik
Der Mitbegründer der Komponistengruppe "Gegenklang" absolvierte seine
Lehrjahre in Komposition bei Michael Jarell, Dieter Kaufmann und Iván
Eröd an der Wiener Musikhochschule und wechselte dann nach Berlin an
die Hanns Eisler-Hochschule für Musik. Staud ist ein international
geschätzter Vertreter der jungen österreichischen
Komponistengeneration. Den Durchbruch schaffte er mit Apeiron (das
Unbegrenzte, das Unendliche), uraufgeführt 2005 von den Berliner
Philharmonikern unter Sir Simon Rattle. Es folgten Aufträge für die
Salzburger Festspiele und das Cleveland Orchester. Alle bedeutenden
Orchester in der ganzen Welt spielen seine Werke.
Renata Schmidtkunz, Preis der Stadt Wien für Publizistik
Als Kind mit der Familie aus Hattingen an der Ruhr nach Österreich
übersiedelt, studierte Mag.a Renata Schmidtkunz an der Universität
Wien Evangelische Theologie, Publizistik und
Kommunikationswissenschaften. Beide Fächer bestimmen ihr Leben bis
heute. In den 90er Jahren war Renata Schmidtkunz Lehrbeauftragte für
Systematische Theologie an der Universität Wien. Seit 1992 ist sie
Vorstandsmitglied der Evangelischen Akademie Wien. Seit 1990 ist die
Redakteurin, Filmemacherin und Moderatorin beim ORF für Sendungen wie
"Visionen", "Orientierung", die Kinder-Sendung "Und was glaubst Du?",
"Religionen der Welt", "Kreuz & quer" und "Die Stadtgängerin - Das
Wien-Magazin" tätig. Ihr Name ist Markenzeichen für qualitätsvolle
Berichterstattung, in ihren Kolumnen im "Standard" ebenso wie in
ihren Hörfunk-Sendungen.
Die Science Busters haben in den letzten Jahren dazu beigetragen,
dass das Interesse an Wissenschaft, insbesondere an
Naturwissenschaften, auch in einer größeren Öffentlichkeit gewachsen
ist. Sie stärken "public awareness" von Wissenschaft in der
Öffentlichkeit. Die kabarettistische Behandlung der Themen senkt
dabei die Einstiegsbarriere. Die Science Busters waren fünf Jahre
erfolgreich im Wiener Rabenhof tätig, ehe die vom ORF übernommen
wurden.
Heinz Oberhummer - Science Busters, Preis der Stadt Wien für
Volksbildung
Heinz Oberhummer ist emeritierter Universitätsprofessor für
Theoretische Physik am Atominstitut der Technischen Universität Wien,
der dank der neuen Aufgabe bei den Science Busters sicher noch keinen
Pensionsschock verspürt hat. Er ist Verfasser zahlreicher
Publikationen. Zuletzt wurde "Kann das alles Zufall sein?" 2009 zum
Wissenschaftsbuch des Jahres gewählt.
Werner Gruber - Science Busters, Preis der Stadt Wien für
Volskbildung
Sein kongenialer Partner Werner Gruber ist wissenschaftlicher
Mitarbeiter am Institut für Experimentalphysik der Universität Wien
in der Boltzmanngasse mit Schwerpunkt Neurophysik. Bekannt wurde
Gruber durch populärwissenschaftliche Aufbereitung der Alltagsphysik
in Volkshochschulkursen in Wien im Rahmen der Reihe "University goes
Public", in Kolumnen und in Fernsehauftritten, wobei er seine Hobbies
Kochen (kulinarische Physik) und Papierfliegerfalten offensichtlich
zu seinem Beruf machen konnte und so nebenbei der absolute Spezialist
für Naturwissenschaften im Alltag geworden ist.
Martin Puntigam - Science Busters, Preis der Stadt Wien für
Volksbildung
Der Kabarettist Martin Puntigam ist der Dritte im Bunde, der durch
die Sendung führt. Er präsentierte in den Jahren 1989 bis 2009 elf
Soloprogramme und bekam dafür jede Menge Preise, darunter den
Salzburger Stier (1997) und den österreichischen Kleinkunstpreis
2004. Bekannt ist er auch als Autor, Schauspieler und Gestalter von
Radiosendungen, wie der Radiokolumne "Herr Martin empfiehlt" in Ö3
oder mehrerer Sendungen im Jugendradiosender FM4, "Betthupferl",
"Wandertag" und natürlich der "Science Busters", deren neuestes Buch
"Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln" sicher an die gemeinsamen
Erfolge anschließen wird.
Oliver Rathkolb, Preis der Stadt Wien für Geistes- und
Sozialwissenschaften
Den Preis für Geistes- Kultur- und Sozialwissenschaften erhält Univ.
Prof DrDr. Oliver Rathkolb vom Institut für Zeitgeschichte der
Universität Wien. Die Bandbreite seiner Forschungen und der
zahlreichen Publikationen ist enorm und erstreckt sich von der
Europäische Geschichte im 20. Jahrhundert zur österreichischen
Republikgeschichte nach 1945, zur Zeit- und Gegenwartsgeschichte im
europäischen Kontext. Bekannt natürlich die NS Perzeptionsgeschichte.
Rathkolb lehrte an verschiedenen europäischen und amerikanischen
Universitäten und war Inhaber der Schumpeter Forschungsprofessur an
der Havard-Universität.
Maria Sibelia, Preis der Stadt Wien für Medizinische
Wissenschaften
Seit 2010 leitet Univ.-Prof.in Sibelia das Institut für
Krebsforschung an der Klinik für Innere Medizin I der MedUni Wien,
sie ist Mitglied des Koordinationskomitees des Comprehensive Cancer
Centers (CCC) Vienna und zählt zu den renommiertesten
Molekularbiologen weltweit. Aus diesem Grund wurde sie 2012 von der
European MolecularBiology Organisation /EMBO) zum Mitglied gewählt.
Prof. in Sibilia studierte Biologie an der Universität von Pavia,
spezialisierte sich bereits im Doktoratsstudium auf Genetik und
Molekularbiologie, wechselte danach nach Wien und wurde
Assistenzprofessorin der Abteilung für Dermatologie, 2007
Professorin für zellulare und molekulare Tumorbiologie. Schwerpunkte
ihrer Forschung und ihrer Interessen sind Mausgenetik und
-embryologie, Tumorbiologie und -immunologie sowie angeborene
Immunabwehr.
Jörg Schmiedmayer, Preis der Stadt Wien für Technische
Wissenschaften
Jörg Schmiedmayer absolvierte die Studien Physik an der Technischen
Universität Wien und Astronomie an der Universität Wien mit
Auszeichnung. Anschließend führten ihn seine Studien für mehrere
Jahre ans CERN (European Laboratory for Particle Physics / Conseil
Européen pour la Recherche Nucléaire), an die Harvard University und
an das MIT (Massachusetts Institute of Technology). 1997 habilitierte
er sich für Experimentalphysik bei Anton Zeilinger in Innsbruck und
nahm 2000 einen Ruf als Professor für Experimental Physik an die
Universität Heidelberg an. Mit seiner Arbeitsgruppe entwickelte er
dort eine Methode zur Kontrolle und Manipulation kalter Atome mit
Hilfe sogenannten Atom-Chips. Seit 2009 führt er als
Institutsvorstand das Atominstitut der TU Wien.
Die ORF-Journalistin und Preisträgerin für Publizistik Renate
Schmidtkunz hielt im Namen aller Preisträgerinnen und Preisträger die
Dankesrede: Derzeit sei bei den Medien - und nicht nur dort - der
Trend zu beobachten, dass das Niveau gesenkt werde, dass die
Demokratie den Bedürfnissen der Wirtschaft angepasst werde. Für sie
sei der eigentliche Sinn der Ehrung, dass man den Geehrten zutraue,
diesem Trend entgegenzuwirken. Ein Auftrag und eine Verpflichtung,
die sie gerne annehme.
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