"Österreich-Bild am Sonntag", 30. Dezember 2012, 18.25 Uhr, ORF2
Utl.: "Österreich-Bild am Sonntag", 30. Dezember 2012, 18.25 Uhr,
ORF2 =
St. Pölten (OTS) - Glocken haben über Jahrhunderte den Menschen
die Zeit verkündet, sie haben vor Gefahren gewarnt und wichtige
Ereignisse angekündigt. Noch heute spielen sie im Jahres- und
Lebenskreislauf eine wichtige Rolle: Die Kinder warten zu Weihnachten
sehnsüchtig auf den Glöckchenklang des Christkindes, die Erwachsenen
warten auf den Glockenschlag der "Pummerin" als Signal für das neue
Jahr; Glocken sind zu Ostern und zu anderen festlichen Anlässen, aber
auch in der Stunde des Todes und bei Begräbnissen akustische
Botschafter.
Ein "Österreich-Bild am Sonntag" aus dem ORF Landesstudio
Niederösterreich (Gestaltung: Andi Leitner) stellt bekannte Glocken
in Niederösterreich vor und erzählt die Geschichte dieser Geläute,
erklärt aber auch die Tradition von Glocken insgesamt.
Zuallererst wurden Glocken vor rund 2.500 Jahren in China
geläutet. Irische Mönche verbreiteten diese selbsttönenden
Musikinstrumente dann im 6. Jahrhundert nach Christus in weiten
Teilen Europas. Im frühen Mittelalter wurden Glocken auf
Klosterkirchen und später auch auf anderen Gotteshäusern installiert;
ab dem 10. und 11. Jahrhundert entstanden dazu auch hohe, zum Tragen
des Glockenstuhls errichtete eigene Türme.
Der TV-Film "Der Ruf der Glocke - Siognal bei Feuer, Sturm und
Segen" in ORF 2 präsentiert markante Beispiele aus Niederösterreich:
Dazu zählen die insgesamt zehn Glocken in den beiden barocken
Glockentürmen in Stift Göttweig. Wann und in welcher Zusammensetzung
sie geläutet werden dürfen, ist in einer sogenannten Läut-Ordnung
genauestens geregelt. Derartige Bestimmungen berücksichtigen immer
die örtlichen Traditionen, wie Prior Pater Maximilian erklärt.
*Viele Funktionen der Glocken
Die Verwendung von Glocken blieb nicht lange der Kirche
vorbehalten - um, die Bevölkerung bei Feuer und anderen Gefahren zu
warnen, wurden ab dem 13. Jahrhundert in zahlreichen Städten eigene
Glockentürme errichtet - ein imposantes Beispiel dafür ist der
gotische Stadtturm in Korneuburg.
Im 17. Jahrhundert wiederum entstanden an zahlreichen Burgen und
Schlössern eigene Glockentürmchen als sichtbares Zeichen eines
modernen Adelssitzes. Sie wurden, wie etwa in Pottenbrunn, meist auf
alten Bergfrieden errichtet. Als eine weitere Spezialität
entwickelten sich in der Folge Glockenspiele, wie sie im Steinertor
in Krems oder einzigartig mit einer Handspielanlage im Stift
Heiligenkreuz zu finden sind.
Eine weitere Station der TV-Dokumentation über Glocken in
Niederösterreich ist Stockerau: Die örtliche Stadtpfarrkirche besitzt
den höchsten Kirchturm des Bundeslandes - und nach der Instandsetzung
eines historischen mechanischen Klöppelfängers ist die historische
Glocke wieder mit ihrem ursprünglichen Klang zu hören. Hier
beschäftigt sich auch der Werkstofftechniker Jörg Wernisch seit
Jahrzehnten mit Glocken - er sammelt Tondokumente und macht Aufnahmen
in ganz Österreich; sein Archiv zählt zu den umfassendsten im Land.
*Restaurierung mit großem Aufwand
Der historische Wert der Glocken wird auch durch das Engagement
des Bundesdenkmalamtes dokumentiert: So werden in die Jahre gekommene
und beschädigte Geläute mit großem Aufwand restauriert, um den
ursprünglichen Klang zu erhalten - so wie im Turm von Stift Dürnstein
oder bei der Frauenglocke in Weißenkirchen, die als besonderes
historisches Juwel gilt.
Wenn Glocken freilich nicht mehr instandgesetzt werden können oder
überhaupt fehlen, kommen Glockengießereien ins Spiel - so wie die des
Familienunternehmens Grassmayr in Innsbruck. Hier wurden u.a. neue
Glocken für die Kirche in Feuersbrunn am Wagram und die Kapelle auf
der Schallaburg hergestellt. Wie genau das geschieht, bleibt
Betriebsgeheimnis, geforscht und entwickelt wird aber auch nach mehr
als fünf Jahrzehnten noch immer: "Wir wollen die Stradivari unter den
Glocken gießen", formuliert Johannes Grassmayr die Suche nach dem
schönsten Klang.
*Tradition des Glockenläutens
In den meisten Glockenstuben hat längst schon die Automatisierung
Einzug gehalten, ein Knopfdruck bzw. die einmalige Programmierung
genügen, um Glocken zum Läuten zu bringen. Aber es gibt sie noch, die
Glöckner, die mehrmals täglich Glocken händisch zum Schwingen
bringen: In der Kremser Piaristenkirche beispielsweise wird unter
Einsatz aller Kräfte von vier Männern geläutet. Und in Schwarzenbach
im Waldviertel sorgt die Familie Bauer seit Generationen für den
Glockenklang im Ort: Karl Bauer macht sich jeden Tag dreimal auf den
Weg zur Dorfkapelle, um zu den traditionellen Gebetszeiten die Glocke
zu läuten.
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