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Dumping-Dolmetschen in Traiskirchen

Berufsverband für Dolmetschen und Übersetzen warnt vor Qualitätseinbußen

Wien (OTS) - In der Asylwerber-Erstaufnahmestelle Traiskirchen herrscht seit Monaten sprachlicher Ausnahmezustand: Die Landespolizeidirektion Niederösterreich hat eine Detektei, die kurioserweise auch Dolmetschungen anbietet, mit der Erbringung der Dolmetschleistungen beauftragt. Dieses Unternehmen bezahlt seinen DolmetscherInnen laut einem Bericht von Ö1 EUR 9,31 pro Stunde brutto. Die so heiklen wie sprachlich anspruchsvollen Erstvernahmen der Flüchtlinge bekommen damit den Status einer Hilfstätigkeit. UNIVERSITAS Austria, Berufsverband für Dolmetschen und Übersetzen, protestiert gegen diese Praxis.

"Der indiskutable Stundensatz führt dazu, dass diese komplexe Tätigkeit nicht ausgebildete DolmetscherInnen ausüben, sondern unqualifizierte Laien. Das kann für die Flüchtlinge, die auf die korrekte Dolmetschung ihrer Aussagen sowie der an sie weitergegebenen Informationen angewiesen sind, verheerende Folgen haben. DolmetscherInnen haben eine sehr hohe Verantwortung - um dieser Aufgabe gerecht zu werden, braucht es eine solide Ausbildung. Leider ist die Tätigkeit "Dolmetschen" mit Ausnahme des Dolmetschens bei Gericht in Österreich keiner Zugangsregelung durch Befähigungsnachweis unterworfen, wodurch alle, die meinen, über die nötigen Kompetenzen zu verfügen, dieser Tätigkeit nachgehen können. Diese Schieflage sollte so rasch wie möglich korrigiert werden", erläutert Alexandra Jantscher-Karlhuber, die Präsidentin des Berufsverbandes.

Generalsekretärin Dagmar Jenner fügt hinzu: "Das Problem muss auf politischer Ebene gelöst werden. Zwar sieht EU-Recht vor, dass bei Asylverfahren EU-weit DolmetscherInnen herangezogen werden, aber in den einschlägigen EU-Richtlinien fehlt ein Hinweis auf die entsprechende Qualifikation dieser DolmetscherInnen - das öffnet Dumping-Preisen und dem damit einhergehenden Qualitätsverfall Tür und Tor. Wir appellieren an die österreichischen EU-ParlamentarierInnen, sich für eine Änderung dieser Bestimmungen einzusetzen."

Rückfragen & Kontakt:

UNIVERSITAS Austria
www.universitas.org
dagmar.jenner@universitas.org

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