• 05.12.2012, 10:56:53
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Hannes Androsch: "Es ist zwar einiges in der Bildungspolitik jetzt geschehen - aber es bleibt immer noch sehr viel zu tun".

Wien (OTS) - "Zweifellos ist es einer der erfreulichsten Erfolge des
Bildungsvolksbegehrens, dass sich die gesamte Regierung dazu
durchringen konnte, Ganztagsschulen massiv auszubauen", stellte
Hannes Androsch zum gestrigen Beschluss der Bundesregierung fest. Die
geplante Erweiterung des Angebots auf 200.000 Schülerinnen stelle in
jeder Hinsicht eine Verbesserung der Bildungssituation dar.
Vorausgesetzt freilich ist, dass es sich um echte Ganztagsschulen
handelt, wie das die große Mehrheit der Eltern wünsche und wie es
auch eine zentrale Forderung der parlamentarischen Beratungen im
Besonderen Ausschuss war, fügte der Initiator des Volksbegehrens
hinzu. Dann würden nicht nur weitgehend die das Familienleben
belastenden Hausaufgaben wegfallen, sondern vor allem auch die hohen
Kosten, die Eltern für Nachhilfestunden aufbringen müssen. Pro Jahr
sind das in etwa 150 Millionen Euro und viele Eltern können sich
diese zusätzlichen Ausgaben gar nicht leisten.

Durch die Zusammenarbeit mit Sporteinrichtungen, Musikschulen,
Handwerksbetrieben und Theaterveranstaltern könnten vor allem auch
diese wichtigen Neigungen und Talente der jungen Menschen gefördert
werden. Androsch wies ausdrücklich darauf hin, dass nicht zuletzt
disziplinäre Schwierigkeiten in Ganztagsschulen deutlich zurückgehen
würden und die Freude am Lernen durch die verstärkten persönlichen
Beziehungen zwischen Lehrern und Schülern zunähme. Das zeigen
jedenfalls europaweit die langjährigen Erfahrungen mit
Ganztagsschulen.

Eine Gruppe von Unterstützern des Volksbegehrens mit Frau Prof.
Christiane Spiel, Dr. Heidi Schrodt, Prof. Bernd Schilcher, der
Elementarpädagogin Raphaela Keller, Dr. Gundi Wentner und Beppo
Mauhart an der Spitze stimmten dem Befund des PISA Chefs Andreas
Schleicher zu, der Frau Ministerin Schmied durchaus Fortschritte in
der hiesigen Bildungspolitik attestiert hatte: Mit der Neuen
Mittelschule, der modularen Lehrerausbildung und den ersten Schritten
einer Organisationsreform habe Österreich vieles von den
besorgniserregenden Rückständen abbauen können.

Doch stellte der oberste Bildungs-Watch-Dog der OECD auch fest,
dass die fehlende Chancengerechtigkeit in unserem Land ein besonders
gravierendes Problem darstelle. "Hier müssen noch zahlreiche weitere
Vorschläge des Volksbegehrens umgesetzt werden", verlangte Dr.
Androsch. Angefangen von einer auf die zeitgemäßen Anforderungen
abgestimmten Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrer bis zu einer
bundeseinheitlichen Frühförderung aller Kinder, über die
Bereitstellung von "Support-Systemen" für die Pädagogen (Deutsch-und
Fremdsprachenlehrern, street-workern, Verwaltern und Psychologen)
bis zu einschneidenden Verwaltungsreformen, des Ausbaus echter
Schulautonomie und dem möglichst langem gemeinsamen Lernen aller
Schülerinnen in der Unterstufe, gäbe es noch sehr viel zu verändern,
waren sich Androsch und seine Mitstreiterinnen einig.

Hannes Androsch warnt aber davor, wieder in das alte Spiel von
Ankündigung und nachfolgender Untätigkeit zurückzufallen. Am Ende der
parlamentarischen Beratungen über das Volksbegehren im Besonderen
Ausschuss war die übereinstimmende Bilanz: Es ist höchste Zeit,
"Nägel mit Köpfen zu machen". Wenn bereits am Tag nach dem Verkünden
vom Durchbruch und Einigung vor den Grenzen des Machbaren geredet
wird, läuten die Alarmglocken, warnt Dr. Androsch. Die Ankündigung,
bevor etwas geschehe, müsse es Bedarfserhebungen und dann
Verhandlungen geben, klingt bereits wieder wie eine Verhöhnung von
rund 400.000 Unterzeichnern des Volksbegehrens.

Es darf auch nicht sein, dass Teile der Regierung vor der
bekannten Gruppe der ständigen Blockierer wieder einknickt. Die
Grenzen des Machbaren können nicht von uneinsichtigen Verteidigern
egoistischer Interessen bestimmt werden, sondern von den
Notwendigkeiten einer Bildungsreform im Interesse der Kinder und
deren Eltern. Nur wenn es der Regierung tatsächlich ernst ist mit der
Ankündigung Ganztagsschulen umfassend auszubauen, kann sie vermeiden,
für Untätigkeit abgestraft zu werden.

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