- 28.11.2012, 13:08:23
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Goldene Auszeichnung für Angelica Schütz und Geirun Tino
Wien (OTS) - Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny überreichte
heute, Mittwoch, im Wiener Rathaus hohe Goldene Auszeichnungen an
zwei Persönlichkeiten des Theaterlebens: Angelica Schütz,
Schauspielerin und Regisseurin, erhielt das "Goldene Ehrenzeichen für
Verdienste um die Republik Österreich", Geirun Tino,
Theaterintendant, Regisseur und Leiter einer Schauspielschule, das
"Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien".
"Angelica Schütz und Geirun Tino verbindet ihr
überdurchschnittliches Engagement und ihre Hingabe für Theater und
Literatur", betonte Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny im
Rahmen der Ordensverleihung. "Angelica Schütz hat sich im Theater vor
allem ausgegrenzten Frauenrollen und als Vortragende der
Vertriebenenliteratur gewidmet; beides Themen, die noch
aufarbeitungswürdig sind. Geirun Tino musste aus Rumänien flüchten
und hat in Wien eine zweite Heimat gefunden. Er hat unter wirklich
nicht leichten Bedingungen mit dem 'Pygmalion' ein spannendes Theater
aufgebaut".
"Wenn man neben Beruf und Familie beginnt, sich für Ausgegrenzte,
Vertriebene und Minderheiten zu beschäftigen, dann hat man die
Veränderung vom Menschen zum mitfühlenden Mitmenschen vollzogen. Auf
Angelica Schütz tritt dies zu, sie hat diesen Weg durchschritten", so
Sidonia Gall, Präsidentin des Österreichischen
Schriftstellerverbands, die in ihrer Laudatio neben der
Schauspielkunst der Geehrten besonderes Gewicht auf die
Auseinandersetzung der mit Exilliteratur legte.
"Oftmals spiegeln sich in seinen Inszenierungen seine eigenen
Jugenderfahrungen und seine schrecklichen Erlebnisse zur Zeit der
Securitate in Rumänien wieder", so Autor Hans Kloser-Homma über den
aus Rumänien geflüchteten Regisseur und Theaterleiter Geirun Tino.
Zwt.: Kurz-Biografie Angelica Schütz
Angelica Schütz wurde 1947 in Wien geboren. Von 1967 bis 1969
absolvierte sie eine Schauspielausbildung in der Schauspielschule
Kraus.
Als Schauspielerin war sie u. a. im Burgtheater, Volkstheater,
Stadttheater Baden, Klagenfurt, Theater der Jugend, Theater in der
Drachengasse und in Stella Kadmons legendärem Theater der Courage
tätig.
Am Wiener Burgtheater spielte Angelica Schütz, alternierend mit
Judith Holzmeister, die "Hoffnung" in Ferdinand Raimunds "Der Diamant
des Geisterkönigs". In dieser Rolle sah sie Herbert Wochinz, der sie
dann ans das Stadttheater Klagenfurt holte, wo sie in Stücken von
Pirandello, Martin Sperr und Jacques Audiberti spielte. Im Theater
beim Auersperg speilte sie die Rolle der Josie Hogan in "Ein Mond für
die Beladenen" von Eugene O'Neill. Später gastierte sie wiederholt in
Stella Kadmons "Theater der Courage", z. B. die Gräfin Almaviva in
der Produktion von "Der tollste Tag" von Peter Turrini mit Erwin
Steinhauser, die auch vom ORF aufgezeichnet wurde. Im Theater
Drachengasse wirkte sie in dem legendären feministischen
Cabaret-Programm "Lauter Emmis" unter der Regie von Emmy Werner mit.
Ein künstlerisches Standbein baute sich Angelica Schütz als
Vortragende und Interpretin literarischer Texte auf. Einer ihrer
Schwerpunkte galt der jüdischen Exilliteratur, die sie über Jahre auf
zahlreichen Auslandstourneen als "Botschafterin" Österreichs in
Europa, den USA und Israel zum Besten gab.
Von 1994 bis 2002 gab sie Erfahrung und Know how als
Schauspiellehrerin am Prayner Konservatorium Wien und
Sprechausbildnerin im ORF weiter.
Der von Angelica Schütz und ihrem Mann Klaus Rott 1992 gegründete
Verein ANGELITERA bringt seit 2006 im Jahresrhythmus eine
Theaterproduktion heraus, die gemeinsam vom beiden produziert und von
Angelica Schütz inszeniert wird.
Zwt.: Kurz-Biografie Geirun Tino
Geirun Tino wurde 1950 als Sohn eines Italieners und einer
Österreicherin in Braila, Rumänien geboren. 1974 machte er das Diplom
als Theaterregisseur der Akademie für Theater und Film in Bukarest.
Seitdem inszenierte er über dreißig Produktionen in diversen
Stadttheatern Rumäniens - vorwiegend in Bukarest - hauptsächlich
klassische Autoren wie Shakespeare, Tschechow, Ibsen. Mehrere
Aufführungen wurden staatlich ausgezeichnet. Die Aufführungen von
sechs Inszenierungen wurden politisch verboten.
Von 1982 bis 1984 war er künstlerischer Leiter des Stadttheaters
Bacau. 1985 wurde ein Arbeitsverbot aus politischen Gründen verhängt
und Tino flüchtete nach Österreich. Im gleichen Jahr gründete er die
Schauspielschule "Pygmalion" in Wien, 1990 wurde sein Pygmalion
Theater eröffnet. Seit 1998 ist Tino Dozent für Regie an der Akademie
Athanor in Burghausen. Er begründete das Projekt Donauraum, welches
die Osmose des Kulturlebens entlang der Donau zum Ziel hat.
Als Tinos wichtigste Inszenierungen gelten Kafkas "Die Verwandlung",
seine Produktion von Samuel Becketts "Warten auf Godot", Büchners
"Woyzeck", Kafkas "Der Prozess", Kafkas "Amerika" sowie Kafkas "Das
Schloss", eine Kooperation mit dem Nottara Theater Bukarest.
Heute ist Tino Inhaber und künstlerischer Leiter beider Institutionen
Pygmalion. Die Schauspielschule bildet ca. 50 Schüler aus, der
Schwerpunkt liegt in der Methode des Unterrichts, nach Bertolt
Brecht. Tino unterrichtet auch an der Akademie für Theater und Film
in Bayern.
Für Wien etablierte er mit seiner Schauspielschule und dem Theater
Pygmalion eine wichtige Theater-Adresse neben den Bühnen der
Hochkultur. Tino ist für sein vielseitiges und innovatives Programm
bekannt. Viele talentierte und heute erfolgreiche Schauspieler wurden
bei Geirun Tino ausgebildet.
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